Eine Nacht im Leuchtturm

Harlingen · Eine Übernachtung im Frachtschiff oder Hafenkran? Die Vorstellung mag für viele Urlauber etwas befremdlich klingen. In Belgien und den Niederlanden gibt es in alten Schiffen, Kränen und Windmühlen jedoch luxuriös ausgestattete Unterkünfte. Eine besondere Aussicht bietet ein Hotelzimmer hoch oben in einem Leuchtturm.

 Der alte Leuchtturm in der niederländischen Stadt Harlingen dient heute als Unterkunft für Urlauber. Aus über 20 Metern Höhe haben sie eine gute Sicht über das Wattenmeer und den Hafen. Foto: NBTC

Der alte Leuchtturm in der niederländischen Stadt Harlingen dient heute als Unterkunft für Urlauber. Aus über 20 Metern Höhe haben sie eine gute Sicht über das Wattenmeer und den Hafen. Foto: NBTC

Foto: NBTC

Leise gluckst das Wasser, hin und wieder schwankt der Boden ein wenig. Wer im Binnenhafen der belgischen Provinzhauptstadt Hasselt auf dem ehemaligen Frachter "Le Fabuleux Destin" übernachtet, schläft in einer besonderen Umgebung. Nur vier Doppelzimmer bieten Hilde und Jan Franssens-Schulpen in ihrer schwimmenden Unterkunft. Eine Überraschung ist ein vier mal sechs Meter großer Pool im Inneren des Frachters, in dem die Hotelgäste vor dem Frühstück gemütlich ihre Bahnen ziehen können.

Im niederländischen Harlingen geht es hingegen hoch hinauf. Genau 76 Stufen einer Treppe im Leuchtturm führen Richtung Himmel. Oben angekommen öffnet sich eine eindrucksvolle Unterkunft mit luxuriösem Doppelbett, Fernseher, DVD-Spieler, Frühstücksecke und einem phantastischen Ausblick. Der alte Leuchtturm hat eine neue Bestimmung gefunden: Er ist ein Minihotel. Aus aller Herren Länder reisen Gäste in die friesische Hafenstadt. "Die Allermeisten haben einen ganz besonderen Anlass, einmal in ihrem Leben ausgerechnet in einem Leuchtturm zu schlafen", sagt Gästebetreuerin Hilda Uphoff. Oft seien es Geschenke zu einem runden Geburtstag, die Silberhochzeit oder einfach die Vorliebe für maritimes Ambiente. "Wir haben niemals gezählt, wie viele Heiratsanträge auf dem Leuchtturm gemacht worden sind", sagt Uphoff.

Ende der 1990er Jahre kaufte der Journalist Goose Beerda das ausgediente Leuchtfeuer und erfüllte sich damit einen romantischen Traum. Er baute das Monument aus den 1920er Jahren zu einer ungewöhnlichen Nacht-Stätte um. Für die meisten Gäste ist die Rundsicht aus mehr als zwanzig Meter Höhe über das Wattenmeer und den Hafen der Stadt Harlingen besonders faszinierend.

Dort steht als zweites Minihotel ein ausgedienter Hafenkran. "Wonder boven Wonder" (Wunder über Wunder) verspricht die Leuchtschrift Gästen an der Eingangsluke. Mit zwei Aufzügen geht es Richtung Himmel. "Nehmen Sie nur ganz kleines Gepäck mit", rät Uphoff. Denn der zweite Aufzug ist nur eine enge Metallröhre, in dem drei Personen Platz finden. 50 Meter geht es in die Höhe. Dort erwartet die Gäste auf ganzen zehn Quadratmetern edles Industriedesign mit einer Zweierdusche mit farbig wechselndem Lichtspiel, überdimensionalem TV-Schirm, DVD-Player, Bar und eine windumtoste Dachterrasse. Doch der besondere Clou wartet im gläsernen Führerhaus des Hafenkrans, der bis zum Jahr 1996 beim Entladen von Holzfrachtern treue Dienste verrichtete. Mit leichtem Hebeldruck lässt sich der 60 000 Tonnen schwere Riese in Bewegung setzen und um die eigene Achse drehen.

Während der Seewind den Gästen in Leuchtturm und Hafenkran ein Lied singt, schaukeln die Wellen sie im dritten Kleinsthotel sanft in den Schlaf. Vor dem Rathaus von Harlingen hat der ehemalige britische Seenotrettungskreuzer "Lilla Martas" für immer festgemacht und bietet an Bord ein Nachtlager für Zwei und eine Teakholzbadewanne. Bei 115 Einsätzen, so erfährt der Gast aus dem Bordbuch, rettete die Besatzung der "Lilla Martas" 45 Menschen aus Seenot.

Was aber wären die Niederlande ohne Traumnächte in einer Windmühle? Am Dorfrand von Bergharen in der Nähe von Nijmegen reckt eine Getreidemühle ihre weiten Flügel über dem Wald aus. Längst ist der steinerne Riese in Rente und dient nun als geräumiges Feriendomizil für bis zu zwölf Personen. Von Bergharen aus können die Gäste die stille Landschaft der Provinz Gelderland oder Nijmegen, die älteste Stadt der Niederlande, erkunden.

Zum Thema:

Auf einen Blick Der Leuchtturm in Harlingen ist Teil einer Lichterkette entlang der niederländischen Küste. 18 der 20 Leuchttürme sind noch in Betrieb. Im Leuchtturm bei Hoek van Holland befindet sich ein Museum. Infos gibt's im niederländischen Büro für Tourismus (NBTC) in Köln. red vuurtoren-harlingen.nl eurorelais.nl chambresbhotes.be/nl/ nbtc.nl hotel-vrouwevan- stavoren.nl

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