Ein Hauch von Paris in Belgien

Lüttich · Neue Museen, eine renovierte Oper und ein spektakulärer Bahnhof: Lüttich präsentiert sich als Kulturmetropole.

 Das im vergangenen Jahr wiedereröffnete Kunst- und Ausstellungszentrum La Boverie ist das jüngste kulturelle Schmuckstück in Lüttich. Foto: Jean-Paul Remy/WBT/dpa

Das im vergangenen Jahr wiedereröffnete Kunst- und Ausstellungszentrum La Boverie ist das jüngste kulturelle Schmuckstück in Lüttich. Foto: Jean-Paul Remy/WBT/dpa

Foto: Jean-Paul Remy/WBT/dpa

Es gab Zeiten, in denen Lüttich nur mit seinem Bier und seiner Treppe Montagne de Bueren warb. Doch seit Reisende die wallonische Stadt mit Hochgeschwindigkeitszügen ansteuern können, ist auch Lüttich mit maximaler Geschwindigkeit in die Zukunft gestartet. Innerhalb weniger Jahre hat sich die Stadt zu einer Kulturmetropole gemausert.

Das Symbol für den kulturellen Neuanfang liegt von Lüttichs neu renoviertem und erweiterten Museum La Boverie keine 700 Meter entfernt: der Bahnhof Liège-Guillemins, eine Schöpfung des spanisch-schweizerischen Stararchitekten Santiago Calatrava. Mehr als 300 Millionen Euro wurden in die Konstruktion aus filigranen Bögen investiert.

Der Weg zum jüngsten Vorzeigemuseum führt jedoch über die Fußgängerbrücke Boverie, die das linke mit dem rechten Maasufer verbindet. Sie endet in dem Park, nach dem auch das Museum benannt ist: La Boverie. Der Tempel für moderne und zeitgenössische Kunst wurde im Mai 2016 wiedereröffnet, nachdem Rudy Ricciotti Alt und Neu radikal miteinander verbunden hat. Im Stil des von ihm entworfenen Museums der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers (MuCEM) in Marseille hat der 64-Jährige den ehemaligen Palast der schönen Künste aus dem Jahr 1905 um einen Neubau aus riesigen Fensterflächen bereichert.

Von La Boverie geht es auf dem Wasserweg zum Grand Curtius. Das Museum wurde 2009 eingeweiht und befindet sich mitten in der Altstadt. Unter seinem Dach sind die Sammlungen fünf verschiedener Museen vereint. Sie erzählen die jahrtausendalte maasländische Geschichte und zeigen archäologische Artefakte, Keramiken, religiöse und dekorative Kunst. Das Kontorgebäude aus dem 17. Jahrhundert gehörte einst Jean Curtius, damals einer der reichsten Männer der Stadt. Sein Vermögen hatte er mit Salpeter und Waffen erwirtschaftet.

"Lüttich wird allmählich zu einem Klein-Paris an der Maas", meint Agathe Lecouvreur. Die 20-Jährige studiert Kunst an der Académie Royale des Beaux-Arts. Sie kam vor einem Jahr aus Paris in die "Cité ardente", die glühende Stadt, wie Lüttich von ihren Bewohnern auch genannt wird. Der Spitzname ist eine Anspielung auf die zahlreichen Hochöfen, denn die Stadt war einst Zentrum der Schwerindustrie. Heute ist Lüttich, das auf Französisch und amtlich Liège heißt, kulturelles Zentrum Walloniens und die viertgrößte Stadt Belgiens.

"In den vergangenen Jahren ist nicht nur die Zahl der Touristen angewachsen", sagt Guillaume Kerkhof, der Leiter des städtischen Tourismusbüros. Auch die Einwohnerzahl sei gestiegen. "Heute leben rund 200 000 Menschen in der Stadt." Eine Bevölkerung, die sich gleichzeitig verjüngt. Die Hauptaltersgruppe liege zwischen 20 und 30 Jahren.

Das nächste Ziel heißt Cité Miroir. Auf dem Weg dorthin kommen Touristen an der 2012 wiedereröffneten Königlichen Oper der Wallonie vorbei. In Lüttich liegt vieles "auf dem Weg", denn das kulturelle Leben breitet sich vor allem im Zentrum der Stadt aus. Und so taucht nur wenige Häuser weiter das im Januar 2014 eröffnete Schwimmhallen-Museum auf. Die modernistische Architektur der ehemaligen öffentlichen Badeanstalt geht auf die Mitte der 1930er Jahre zurück. Sie beherbergte auf ihren sechs Stockwerken mehrere Schwimmbecken und einen Sportkomplex. Eine in Beton gegossene Reminiszenz ist das mehr als 30 Meter lange Hauptbassin auf der dritten Etage. Für mehr als 20 Millionen Euro wurde das Gebäude renoviert und umgestaltet. Heute finden hier Ausstellungen und Konzerte statt. Auf den ehemaligen Tribünen des zentralen Beckens finden bis zu 1200 Besucher Platz.

Zum Thema:

An jedem ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt in das Museum für zeitgenössische und moderne Kunst La Boverie kostenlos. Noch bis zum 11. Juni haben Reisende die Möglichkeit, die Ausstellung "Révolution Bande dessinée" zu besichtigen. de.laboverie.com/

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