Auf den Spuren des Philosophen

St-Moritz · Den Blick ins Oberengadin von zahlreichen Wanderwegen genossen einst Philosophen, Schriftsteller, Maler und Musiker. Auch heute schätzen Reisende bei Wanderungen die Aussicht auf St. Moritz und die imposanten Viertausender.

 Aussicht von Muottas Muragl: Zwischen den Bergen glitzern die Oberengadiner Seen wie Diamanten. Foto: Graubünden Ferien/Badrutt

Aussicht von Muottas Muragl: Zwischen den Bergen glitzern die Oberengadiner Seen wie Diamanten. Foto: Graubünden Ferien/Badrutt

Foto: Graubünden Ferien/Badrutt

Sie ist erstaunlich rüstig, die älteste Standseilbahn im Engadin. Seit über hundert Jahren klettern die leuchtend roten Wagen die waghalsige Schräge von 56 Prozent hinauf zum Muottas Muragl auf 2454 Meter, einem der schönsten Logenplätze des Oberengadin, einem Hochtal im schweizerischen Kanton Graubünden. Von der Terrasse des Romantik-Hotels Muottas Muragl erlebt man einen atemberaubenden Sonnenuntergang: Zwischen den Bergen, dominiert vom Viertausendermassiv der Berninagruppe, glitzern die Oberengadiner Seen wie Diamanten.

Das macht Lust, direkt in dieses Panorama hineinzuwandern. Etwa auf dem Panoramaweg hinüber zur Alp Languard. Er führt ohne große Höhenunterschiede durch Kiefernwälder, oft aber mit freiem Blick hinunter auf St. Moritz. Zwischen knorrigen Arvenwurzeln zeigt sich bunte Blumenvielfalt: hellviolette Rapunzel-Glockenblumen, leuchtend orangegelbe Arnika, strahlend weiße Margeriten und purpurfarbene Prachtnelken.

Auf halbem Weg, nach knapp zwei Stunden, lädt auf 2230 Metern die Berghütte "Unterer Schafberg" zur Rast ein. Das Lokal wird von der Familie Niggli bewirtschaftet. Vater Filip erzählt, dass er alle Frischprodukte täglich mit dem Rucksack heranschleppt. Die Getränke kommen mit dem Helikopter.

Tochter Selina verrät die Hits der Speisekarte: Neben der Gerstensuppe mit "Wienerli Rädli" ist es der hausgemachte Rhabarberkuchen. "As hät solangs hät" schränkt Selina schmunzelnd ein: Solange der Vorrat reicht. Der anschließende Anstieg auf die Alp Languard ist ein gutes Alibi, um von hier mit dem Sessellift bequem hinabzugleiten nach Pontresina.

Von dort geht es die malerische Oberengadiner Seenplatte entlang, vorbei am St. Moritzer See. Auf einem Landstück zwischen Silvaplanersee und Silsersee liegt Sils. Nietzsche verbrachte ab 1881 viele Sommer in Sils-Maria, wo er im Haus eines Gemischtwarenhändlers zur Untermiete wohnte. Im kleinen Zimmer im ersten Stock steht immer noch der Holztisch, an dem der Philosoph an seinem berühmten Werk "Zarathustra" schrieb. Inzwischen ist das Haus ein Museum, durch das die Nietzsche-Spezialistin Mirella Carbone führt. Sie zitiert sein Lob auf Sils: "Hier ist gut leben, in dieser starken hellen Luft - im Grunde gefällt mir's nirgendswo so." Der wetterfühlige Nietzsche genoss das Klima des Oberengadin: Nach heutiger Statistik scheint die Sonne durchschnittlich an 322 Tagen im Jahr.

In Erinnerung an den Philosophen gibt es seit Jahrzehnten für ein interessiertes Publikum ein Nietzsche-Kolloquium. Es findet im Waldhaus statt. Die imposante Hotelburg entstand 1908 auf einem Hügel über Sils-Maria. Das Fünf-Sterne-Haus wird immer noch von der Gründerfamilie geleitet. Zu den Gästen gehörten Thomas Mann und Hermann Hesse , Mark Chagall und Richard Strauss .

Am Hotel Waldhaus vorbei führt ein schmaler Fahrweg ins Fextal. Es gehört zu den höchstgelegenen ganzjährig bewohnten Hochtälern der Schweiz mit malerischen Kleinsiedlungen im Engadiner Stil. Im Weiler Fex-Crasta strahlt auf einer Wiesenterrasse das weiße Bergkirchlein St. Margareta. Der ganze Chor ist mit bedeutenden Fresken aus dem 16. Jahrhundert ausgemalt. Von hier aus kann man mit der Pferdekutsche zurück nach Sils-Maria fahren oder in 20 Minuten weiter bis zum Ende der Fahrstraße.

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 Eine kleine Rast: Auf dem Panoramaweg im Oberengadin haben Wanderer freie Sicht auf St. Moritz. Foto: Linz

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Foto: Linz

Auf einen Blick Bei einer Wanderung auf dem Panoramaweg Muottas Muragl im Oberengadin bieten sich schöne Ausblicke auf die Engadiner Seenlandschaft und die Berninakette. Die Strecke ist 6,7 Kilometer lang und in zwei Stunden zu bewältigen. red engadin.stmoritz.ch

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