Taxiräuber von Friedrichsthal wird Vater und muss nicht ins Gefängnis

Friedrichsthal/Saarbrücken · Wegen seiner Beteiligung an einem Raubüberfall auf einen Taxifahrer hat das Landgericht einen jungen Mann zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Der 25-Jährige und zwei Bekannte hatten 18 Euro erbeutet.

 Symbolfoto.  Location: Regensburg

Symbolfoto. Location: Regensburg

Foto: Armin Weigel (dpa)



Nach dem Raubüberfall auf einen Taxifahrer am Bahnhof von Friedrichsthal bekommt ein 25 Jahre alter Mann aus dem Saarland eine "letzte Chance" auf ein Leben in Freiheit. Das Landgericht in Saarbrücken hat den angehenden Familienvater wegen schweren Raubes zu einer Strafe von zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Der Angeklagte hatte zuvor die Tat, bei der er und zwei Mittäter 18 Euro erbeutet hatten, in vollem Umfang gestanden und sich mehrfach bei dem 53 Jahre alten Taxifahrer für diese "echt dumme und falsche Sache" entschuldigt.
Der Überfall hatte sich im Sommer 2013 ereignet. Damals war der junge Mann mit zwei Bekannten unterwegs - einer Frau und einem Mann. Sie hatten viel Zeit, wenig zu tun und kein Geld. Also kamen sie auf die Idee, einen Raubüberfall zu begehen. Die zwischenzeitlich zu Haftstrafen ohne Bewährung verurteilten Bekannten des Angeklagten hatten so etwas schon öfters getan. Das Trio spionierte tagsüber den späteren Tatort aus und bereitete sich vor. Dann rief die Frau am 29. Juli gegen 23.30 ein Taxi zum Bahnhof. Dort sollte angeblich ein Fahrgast vom Zug abgeholt werden. Der Taxifahrer fuhr hin und wartete. Plötzlich tauchten neben ihm zwei maskierte Männer aus der Dunkelheit auf.

Der Angeklagte hielt ihm ein Softairgewehr vor und forderte ihn auf auszusteigen. Der 53-Jährige dachte, die Waffe sei echt und stieg aus. Er sagte dazu: "Ich musste mich hinlegen und hatte die ganze Zeit das Gewehr am Kopf." Unterdessen durchsuchte der Bekannte des Angeklagten das Taxi und nahm die Geldtasche aus der Fahrertür. Dann hieß es "bleib liegen" zum Taxifahrer und die beiden maskierten Männer flüchteten zu ihrer wartenden Bekannten am Lenkrad des Fluchtautos. Das Trio erbeutete bei dem Überfall 18 Euro. Mit dem Geld gingen sie tanken.
Fazit der Richter: Der Angeklagte sei zwar eher ein Mitläufer an jenem Abend gewesen. Trotzdem habe er mit erheblicher krimineller Energie gehandelt und sich wegen schweren Raubes strafbar gemacht. Dafür sei eigentlich eine Gefängnisstrafe fällig. Allerdings sei auch zu sehen, dass der junge Mann nicht vorbestraft sei und sich vor und nach dem Überfall nichts habe zu Schulden kommen lassen. Außerdem lebe er zwischenzeitlich in geordneten Verhältnissen - er habe einen Ausbildungsplatz, eine feste Beziehung und werde demnächst Vater. Deshalb bestehe die Hoffnung, dass er künftig keine Straftaten mehr begehe.

Vor diesem Hintergrund sei eine Strafe von zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung als "letzte Chance" angemessen, so die Strafrichter. Zudem muss der Angeklagte dem Taxifahrer 750 Euro Schmerzensgeld in monatlichen Raten von 20 Euro zahlen. Sobald er mit der Zahlung in Verzug gerät oder erneut eine Straftat verübt, kann innerhalb der nächsten drei Jahre die Bewährung widerrufen werden. Dann müsste der junge Familienvater doch noch ins Gefängnis und seine Strafe absitzen.

Nach Verkündung des Urteils ging der Taxifahrer zu dem Angeklagten. Dann schüttelten Täter und Opfer sich im Gerichtssaal die Hand. Was sie dabei genau redeten, war zwar nicht zu hören. Es sah aber so aus, als wünsche der 53-jährige Taxifahrer - er ist selbst mehrfacher Vater - dem 25 Jahre alten Angeklagten viel Glück für die Zukunft.


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