Wilde Jagd auf einen Autodieb beschäftigte Saarbrücker Gericht

Saarbrücken · Er ergaunerte mehrere Autos und lieferte sich eine wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei. Jetzt wurde einem Schaustellergehilfen der Prozess wegen räuberischen Diebstahls, Betruges, Urkundenfälschung, Körperverletzung und Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte gemacht.

 SymbolbildLocation:Karlsruhe

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Foto: dpa/Uli Deck

Das Strafregister des 43-jährigen Schaustellergehilfen auf der Anklagebank weist bereits 13 Einträge auf. Eine der entsprechenden Haftstrafen bis 2016 verbüßt der Mann derzeit in Hamburg Fuhlsbüttel. Und jetzt wurde er quer durch Deutschland nach Saarbrücken zum Landgericht transportiert. Hier kam eine neue Verurteilung zu weiteren vier Jahren Haft dazu.

In dem Saarbrücker Prozess ging es hauptsächlich um den Verkauf betrügerisch erworbener Autos. Seine Masche: Der Mann gab sich bei Autohäusern als Interessent aus, machte Probefahrten und gab die Wagen nicht zurück. Die Fahrgestellnummern wurden geändert, passende Papiere von Schrottautos besorgt.

Fast skurril mutet ein Fall an, bei dem ein Käufer aus Kraichtal (Baden-Württemberg) den angebotenen gestohlenen Mercedes C 220 in Homburg (Saar) abholte. Er war mit einem Mietwagen VW Caravelle angereist. Weil er den Rückweg mit dem neu erworbenen Mercedes antreten wollte, bat er den Angeklagten, den Mietwagen in der nächsten Europcar Niederlassung zurückzugeben. Das konnte nicht gut ausgehen. Auch der VW fiel dem Angeklagten in die Hände und wurde mit geänderter Fahrgestellnummer und falschen Dokumenten weiter verkauft.

Ein in Mainz ergaunerter Mercedes führte schließlich zur Verhaftung und zu den schwerstwiegenden Straftaten des Angeklagten. Der geschädigte Mainzer Autohändler hatte zuvor sein Fahrzeug in einer Annonce wiedererkannt und die Polizei informiert. Am 10. September 2013 war es dann so weit. In Saarlouis fingierten Polizisten ein Kaufgeschäft und der Angeklagte fiel darauf herein. Als sich die Beamten zu erkennen gaben, sprang er blitzschnell in den Mercedes und wollte fliehen. Ein Polizist warf sich über ihn und konnte während der Anfahrt den Schlüssel ziehen. Mit dem Oberkörper im Wagen und den Beinen außerhalb wurde der Polizist trotzdem eine kurze Strecke mitgeschleift. Bei der anschließenden Festnahme wehrte sich der Täter heftig, Beamte erlitten Schürfwunden und eine Brille ging zu Bruch.
Doch damit nicht genug. Später auf der Polizeiwache, sprang der Angeklagte während der Vernehmung über zwei Schreibtische und flüchtete aus dem Fenster. Und zwar auf Strümpfen - die Schuhe hatte man ihm nämlich abgenommen. Auf der Flucht sah er, wie eine aus Urlaub zurückgekehrte Familie einen BMW ausräumte. Diesen Wagen wollte er sich nehmen. Doch die Schlüssel steckten nicht und der 43-Jährige konnte in die Flucht geschlagen werden. Nach diesem erfolglosen Versuch wurde eine Zeitungsausträgerin sein Opfer. Als sie auf der Beifahrerseite Zeitungen auslud, sprang er in den Wagen und fuhr los. Die Frau hielt noch einige Zeit den Türgriff fest, wurde mitgeschleift und ließ schließlich los.

Der Angeklagte war vor Gericht voll geständig. Er sagte er wäre wegen seiner todkranken Mutter nach Saarbrücken gekommen. Mit dem erbeuteten Geld habe er die Beerdigung ausgerichtet. jht

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