Letzte Chance: Drogenabhängiger Räuber (24) muss in Therapie

Saarbrücken · Das Landgericht hat einem drogenabhängigen Räuber aus dem Saarland noch eine Chance gegeben. Nun kommt es darauf an: Schafft der junge Mann den Absprung in ein drogen- und straffreies Leben? Oder holen ihn die Schatten aus seiner Vergangenheit wieder ein und lassen ihn abstürzen?

"Sie sind noch ein junger Mann. Und sie haben die Chance, die Kurve zu kriegen." Mit diesem eindringlichen Appell endete der Strafprozess gegen einen 24-Jährigen vor dem Saarbrücker Landgericht. Die Richter hatten den Beschuldigen kurz zuvor wegen räuberischer Erpressung, gefährlicher Körperverletzung, Diebstahls, Nötigung, Beleidigung, Sachbeschädigung und mehr zu drei Jahren und zehn Monaten Gefängnis verurteilt. Zwei Jahre dieser Zeit soll der junge Mann in einer Therapieanstalt verbringen. Wenn dort alles gut läuft, dann muss er unter Umständen den Rest der verhängten Strafe nicht mehr im Gefängnis verbüßen. Diese "Reststrafe" kann bei positiver Prognose nämlich zur Bewährung ausgesetzt werden. Der Angeklagte wäre dann ein freier Mann, stünde unter der Aufsicht eines Bewährungshelfers und könnte mit dessen Hilfe in ein normales Leben hineinwachsen.

Im Grundschulalter fing er an zu rauchen und zu trinken. Der Jugendliche kam deshalb raus aus seiner Familie und in diverse Jugendhilfemaßnahmen. Diese trugen offenbar Früchte - aber es reichte nicht ganz. Das Leben des jungen Mannes wurde zur Achterbahnfahrt - immer rauf und runter. So schaffte er nacheinander den Hauptschul- und den Realschulabschluss. Aber mit der Lehre klappte es nicht mehr, weil Alkohol und Drogen wieder überhand nahmen. Dann arbeitete der junge Mann rund zwei Jahre als Hausmeister - und stürzte später wieder ab. Seine letzte Talfahrt in Richtung Alkohol, Drogen, Frust und Gewalt begann irgendwann Ende 2011. Sie brachte ihn nun wegen diverser Straftaten auf die Anklagebank.

Die Einzelheiten: Im November 2011 packte den Angeklagten in seiner Wohnung die Wut, worauf er die Glasfassungen seiner Türen eintrat. Anfang Dezember verprügelte er im Saarbrücker Bürgerpark einen Mann, trat ihm an den Kopf und raubte Bargeld und Handy. Im gleichen Monat brach er in eine Wohnung ein, zerschlug dort Möbel. Und es ging bis Ende 2012 weiter: Der Angeklagte stahl Bier und Zigaretten in einem Supermarkt, entwendete ein Handy in einem Elektrogeschäft. Er verprügelte einen Bekannten vor und in einer Imbissbude, er beschimpfe Polizisten. Und er brach in die Wohnung einer Frau an, zerschlug Türen und ein Fenster, verletzte die Frau. All dies räumte der 24-Jährige vor Gericht unumwunden ein. Dabei wirkte er so, wie viele andere in diesem Alter auch. Vielleicht ein wenig nachdenklicher als andere.

Ein möglicher Grund dafür: Nach den letzten gewalttätigen Übergriffen - und wohl auch in der Erwartung seines Strafprozesses - hatte er sich aufgerappelt, wieder ins Leben zurück gekämpft und zuletzt selbst in eine Drogentherapie eingewiesen. Dort läuft aktuell die Entgiftung. Und wenn diese geschafft ist, muss der junge Mann in eine Entzugsanstalt zur umfassenden, etwa zwei Jahre langen Suchttherapie. Wenn er sie nicht schafft, geht er ins Gefängnis. Wenn er die Therapie schafft, winkt ihm die Freiheit. Das wird ein schwerer Weg, darin waren alle Prozessbeteiligten am Landgericht einig. Aber sie glaubten auch: Der 24-Jährige kann es schaffen. wi

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