Winterreifen sollten top auf Nässe sein

Zweibrücken · Winter sind in Deutschland vor allem nass. Schnee, Matsch und Eis sind eher Ausnahmen. Also kommt es bei Winterreifen auf hohe Haftwerte bei Nässe an. Dafür haben Markenreifen spezielle Gummimischungen.

 Winterreifen sollten wie Sommerreifen auf nasser Straße eine gute Haftung bieten und bei Bedarf kurze Bremswege ermöglichen. Reifen bekannter Marken erzielen die besten Ergebnisse. Foto: ADAC

Winterreifen sollten wie Sommerreifen auf nasser Straße eine gute Haftung bieten und bei Bedarf kurze Bremswege ermöglichen. Reifen bekannter Marken erzielen die besten Ergebnisse. Foto: ADAC

Foto: ADAC

Beim Stichwort Winterreifen haben viele Berge von Schnee vor dem geistigen Auge und spritzenden Matsch. Offiziell ist sogar von M+S-Reifen die Rede, von Reifen für Matsch und Schnee . Die Bezeichnung aber führt in die Irre. In Mitteleuropa ist Schnee eher die Ausnahme. Es ist kalt, es regnet, der Straßendienst streut Salz, um Eisreste auftauen zu lassen. Winterliche Straßen bei uns sind vor allem nass.

Also müssen Winterreifen vor allem bei kalter Nässe gut haften und für kurze Bremswege sorgen, wenn es darauf ankommt. Ihre Leistungen werden vom Profil bestimmt und besonders von der Mischung, die für das Profilgummi verwendet wird.

In modernster Form enthält sie sogenannte Traktionsharze, die auf Nässe und sogar auf Eis einen leichten Klebeeffekt bewirken sollen. Sie enthält dazu pflanzliche Öle, die das Gummi bei Frost geschmeidig halten. Dies ist Voraussetzung, damit sich das Profil mit seinen vielen feinen Einschnitten, den Lamellen, gut an den kleinen Unebenheiten der Fahrbahn festkrallen kann.

Das seit drei Jahren vorgeschriebene Reifen-Label macht die Fähigkeiten eines Reifens sichtbar: mit Noten für den Rollwiderstand (Tankstellensymbol), für das Abrollgeräusch (Lautsprecher) und für den Nassgriff (Regenwolke). Auf die Nässe-Note kommt es dabei an, ganz speziell bei Winterreifen . Geräusch und Rollwiderstand haben keine Auswirkungen auf die Sicherheit.

Ausgedrückt wird die Nassgriff-Note durch Buchstaben, wie sie auch für die Energie-Effizienz von Elektrogeräten verwendet werden. A bedeutet das beste, G das schlechteste Ergebnis. Von Note zu Note verschlechtert sich dieses bei Reifen, grob gerechnet, um zehn Prozent. Messungen zum Beispiel von Goodyear in Zusammenarbeit mit dem Tüv offenbarten große Unterschiede bei einzelnen Reifen. Weniger gute Haftwerte auf nasser kalter Straße führen zu deutlich verlängerten Bremswegen und, wenn es im Gefahrenfall einmal nicht reicht, zu deutlich höheren Aufprallgeschwindigkeiten.

Beispiel eins: Volles Bremsen aus 80 km/h auf nasser Straße. Der Wagen mit guten Winterreifen steht nach 33 Metern, mit weniger guten braucht er acht Meter mehr. Das hört sich nach wenig an. Doch wenn das Auto mit den guten Reifen steht, fährt das zweite noch mit 34 km/h. Es prallt dann mit dieser Geschwindigkeit auf das Hindernis auf - mit schwerem Schaden und oft genug mit Verletzungen der Insassen.

Beispiel zwei: Noch dramatischer sind die Folgen, wenn der Unfall für beide Fahrzeuge unvermeidlich ist. Beim erneuten Versuch aus Tempo 80 reicht es für den ersten Wagen mit guten Reifen gerade nicht mehr. Er prallt mit knapp 20 km/h auf das Hindernis, ohne Verletzungen, mit reparablem Blechschaden. Wagen zwei indes prallt unter identischen Bedingungen mit fast 40 km/h auf. Die Insassen werden verletzt, der Schaden ist so groß, dass sich eine Reparatur meist nicht mehr lohnt.

Testergebnisse dieser Art können nur bedeuten, dass man beim Kauf neuer Winterreifen unbedingt auf die Nässe-Note achten sollte. Viele Reifen haben hier ein C, einige ein B. Ein A kann bisher nur ein großer Hersteller vorweisen: Nokian aus Finnland für seine Reifen WR D4 und den WR SUV3. Letzterer hat sogar ein A im Rollwiderstand, ist aber für SUV-Modelle gedacht.

Wer beim Händler die Labels verschiedener Reifenfabrikate vergleicht, findet vor allem bei den bekannten großen Marken gute Noten. Unter Umständen prangen sie auch auf sehr preiswerten Reifen fernöstlicher Herkunft. "Das Label kann sich jeder selbst geben", bedauert der Tüv. Behördliche Kontrolle steckt noch in den Anfängen. Wie die Beispiele zeigen, sind kurze Bremswege auf kalter Nässe wichtig. Im Winter ist das Unfallrisiko doppelt so hoch. Mit einer guten Marke ist man auf der sicheren Seite, auch wenn sie mehr kostet. Eine Karambolage ist auf jeden Fall teurer als die Ersparnis durch Billigreifen, vom Ärger ganz zu schweigen.

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