Schier grenzenlose Kraft im Kreuz
Neckarsulm · Zwei Sitze im Wind, 540 PS Leistung, tausend Lächeln im Mundwinkel: Audi stellt seinem im Jahr 2015 erneuerten R8-Coupé wieder den Spyder zur Seite, als Hingucker und allradgetriebenen Cruiser mit unendlichen Kraftreserven
Seit zehn Jahren muss Audi in einem Zug mit Aston Martin , Ferrari , Maserati , Lamborghini genannt werden. Der R8 erfüllt wie diese Sportwagen der Extraklasse exklusive Ansprüche an Leistung, Fahreigenschaften, Design. Die Manufaktur in Neckarsulm hat fast schon 30 000 Exemplare gefertigt. Sie rangiert damit in der Champions League wie die Konkurrenten aus Italien und Großbritannien.
Im vergangenen Jahr brachte Audi Sport - so der neue Name für die Quattro GmbH - das Coupé in neuer Form. Vorn dominieren Riesen-Grill und nicht minder üppige Luftschächte, dazu Schlitz-Scheinwerfer, auf Wunsch mit Laserlicht. Die Seite zieren Sideblades, die auf Wunsch auch aus Carbon gefertigt oder in gedeckten Farben lackiert werden. Sie sollen die seitliche Luftführung verdeutlichen. In sie kann der Eigner sogar seine Initialen eingravieren lassen. Ein besonderes Highlight ist der unter Glas und auf Wunsch beleuchtet dargebotene Motor hinter den Sitzen. Der R8 wirkt noch breiter, noch mächtiger, noch angriffslustiger als früher.
Jetzt folgt der Spyder im neuen Kleid. Ist das Coupé die ultimative Fahrmaschine, so verbindet sein Stoffdach-Pendant exzessive Leistung mit der Freude am offenen Fahren, durchaus auch beim ganz normalen Cruisen. Wichtigstes Merkmal am Spyder ist sein vollautomatisches Stoffdach. Es faltet sich in ein Fach zwischen Innenraum und Motor bei Geschwindigkeiten bis 50 km/h. 20 Sekunden hierfür muten endlos an. Dafür schließt das Dach wirklich dicht, auch bei hohem Tempo ist es unter ihm kaum lauter als im Coupé.
Die aus Leichtmetall und Carbon bestehende Karosserie zeichnet sich dazu durch bemerkenswerte Steifigkeit aus. Auch sehr schlechte Straßen und hart gestellte Stoßdämpfer bringen sie nicht ins Zittern.
Im "Virtual Cockpit" zeigt der 12,3-Zoll-Bildschirm entweder den Drehzahlmesser dominant in der Mitte oder Tacho plus Tourenzähler in gewohntem Format oder aber beide klein und dafür die Karte des serienmäßigen Navigationssystems. Alle wichtigen Bedienungselemente finden sich unter dem unten abgeflachten dicken Lenkrad, selbst der Startknopf für den Motor.
Diesen Motor wie auch den Unterbau des neuen R8 verwendet auch die Audi-Schwestermarke Lamborghini für ihren Sportwagen Huracan. Der in der Mitte des R8 hausende Zehnzylinder-Sauger erscheint, wenn selbst Porsche auf Downsizing und Turbo setzt, nicht in die Zeit zu passen: 5,2 Liter Hubraum, 540 PS/397 kW bei 7800 Umdrehungen pro Minute, höchstes Drehmoment 540 Nm bei 6500 U/min. Dabei sitzt im Spyder nur der "zivile" Motor, im Coupé gibt es auch eine Plus-Version mit 610 PS/449 kW. Sei's drum, für Spaß ist gesorgt. Mit Zehnzylinder-Urschrei in 3,6 Sekunden auf Tempo 100, Spitze - zumindest theoretisch - 318 km/h. Mit der präzisen Lenkung und den tollen Sitzen macht der R8 jede Menge Spaß auf kurviger Straße. Der Allradantrieb verteilt die reichliche Antriebskraft so, dass die am höchsten belasteten kurvenäußeren Räder am meisten bekommen. Der Motor strotzt vor Kraft bereits bei mittleren Drehzahlen, er dreht freudiger hoch selbst als sportliche Turbos. Große Sauger haben zweifellos ihren Reiz. Das serienmäßige Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (S-Tronic) passt hervorragend, die frühere Handschaltung vermisst niemand.
Über den Verbrauch breitet man besser den Mantel des Schweigens. Käufer in dieser Klasse interessiert er wenig. Audi hat sich immerhin um Sparsamkeit bemüht - mit Start-Stopp-System, Segelfunktion, mit dualer Einspritzung (direkt plus indirekt), vor allem mit Zylinderabschaltung (cylinder on demand). Außer bei Vollgas rollt der R8 fast immer mit fünf statt zehn Zylindern.
Natürlich erhebt sich die Frage, ob zehn Zylinder sinnvoll sind, wenn die Hälfte die meiste Zeit leer mitdreht. Ob für zwei Personen und karge 112 Liter Gepäckraum 540 PS nicht völlig abgehoben sind. Die zudem, wenn man den Drive-Select-Schalter auf "Dynamic" stellt, eine Lärmspur legen, die nicht nur grün denkende Zeitgenossen ärgert. Kann man auf der anderen Seite einem Hersteller verwehren, ein Produkt anzubieten, das gewiss nicht nachhaltig ist, für das es aber zahlungswillige Käufer gibt?
Audi kann auch anders, gerade beim R8. Ihn gab es bis vor Kurzem in einer Kleinserie als "e-tron" mit Elektroantrieb und ähnlich potent wie das Benzin-Modell. Haben wollte diese Version fast niemand. Gönnen wir den R8-Käufern ihren Spaß - wenn sie ihre Auspuffklappe geschlossen halten.
Zum Thema:
Ausführung:offener SportwagenPreis:179 000 EuroLänge:4,43 MeterBreite:1,94 MeterHöhe:1,24 MeterRadstand:2,65 MeterLeergewicht:1710 KilogrammZuladung:300 KilogrammGepäckraum:112 LiterMotor:10-Zylinder-BenzinerHubraum:5204 ccmLeistung:540 PS/379 kWDrehmoment:540 Newtonmeter bei 6500 U/minAbgasnorm:Euro 6CO{-2}-Ausstoß:277 g/kmSpitze:318 km/h0 auf 100 km/h:3,6 SekundenNormverbrauch:11,7 Liter Super plus
