Sauberer mit Biogas und Fischernetzen

Johannesburg · An vielen Orten rund um den Erdball steigt der Wohlstand und damit die Nachfrage nach Luxusgütern wie Automobile. Doch deren Produktion und Betrieb belasten die Umwelt. Das ist auch in Südafrika so. BMW hat dort vor Kurzem sein Nachhaltigkeitskonzept vorgestellt.

 Das BMW-Werk im südafrikanischen Rosslyn wirkt unscheinbar. Das deutsche Unternehmen legt hier jedoch großen Wert auf nachhaltiges Wirtschaften. Das schließt gezielte Förderung der Mitarbeiter ein.

Das BMW-Werk im südafrikanischen Rosslyn wirkt unscheinbar. Das deutsche Unternehmen legt hier jedoch großen Wert auf nachhaltiges Wirtschaften. Das schließt gezielte Förderung der Mitarbeiter ein.

Fischernetze erwartet man am Meer oder auf Schiffen, nicht jedoch im Landesinnern Südafrikas, meilenweit von der Küste entfernt. Um sich besser in ihre Umgebung einzufügen, haben sich die Netze in der Südafrika-Zentrale von BMW bei Johannesburg entsprechend getarnt: Weiterverarbeitet zu Teppichboden, schlucken sie den Schall harter Absätze und schaffen Gemütlichkeit.

Das runde Gebäude von 1986 wurde in den vergangenen Jahren aufwendig modernisiert, um den Energieverbrauch zu senken. Damit steht es beispielhaft für die Strategie des deutschen Konzerns. Neben der Herstellung von Autos wollen die Bayern besonders auf ihre Bemühungen im Bereich des nachhaltigen Wirtschaftens aufmerksam machen.

Seit 2001 definiert der Automobilhersteller aus München in jährlichen Nachhaltigkeitsberichten sein Verständnis von verantwortungsvollem Umgang mit Umwelt und Gesellschaft. Damit will BMW seiner Verantwortung gerecht werden, die mit der schieren Größe des Unternehmens einhergeht. Weltweit arbeiten mehr als 120 000 Mitarbeiter für die BMW-Gruppe. Das oberste Geschäftsziel, Gewinn zu erwirtschaften, soll für die Umwelt so erträglich wie möglich gestaltet werden - und das nicht nur im Heimatland des Herstellers mit seinem vergleichsweise hohen Bewusstsein, sondern an allen Produktionsstandorten rund um den Globus.

Dafür teilt BMW seine Nachhaltigkeitsziele in drei Kategorien ein: Die vom Kunden gekauften Fahrzeuge sollen im Rahmen ihrer Möglichkeiten umweltfreundlich sein, und ihre Produktion soll die Umgebung so gering wie möglich belasten. Hinzu kommt das Ziel, den Mitarbeitern und der Gesellschaft langfristig ein komfortableres und umweltverträglicheres Leben zu ermöglichen.

Bekanntermaßen gehören die Autos von BMW den gehobenen Leistungsklassen an, weshalb der Hersteller große Anstrengungen vollbringen muss, um die strengen Verbrauchsziele der EU einzuhalten. "In Zukunft soll es in jeder Modellreihe ein elektrisch betriebenes Modell geben", kündigt Jury Witschnig an. Der Leiter der Nachhaltigkeitsstrategie bei BMW führt weiter aus, man müsse den Kundennutzen deutlicher machen, den solche Modelle beispielsweise durch niedrigere Betriebskosten und bessere Luftqualität bieten.

Ermuntert durch die gute Akzeptanz in hiesigen Ballungsräumen möchten die Bayern zusätzlich das Angebot von Mobilitätslösungen rund um gemeinsam genutzte Autos (Carsharing) ausbauen.

Bei der Herstellung eines Autos wird umweltbelastendes CO{-2} ausgestoßen und viel Energie verbraucht. Daher sucht BMW nach Möglichkeiten, sowohl die Atmosphäre zu schonen als auch die Kosten zu senken - auch in Südafrika.

Seit 2006 hat BMW durch sparsamere Produktionsanlagen dort 158 Millionen Euro eingespart. "Weiteres Einsparpotenzial gibt es noch beim Wasser- und Stromverbrauch", sagt Ralf Schieder, Produktionsleiter des BMW-Werkes Rosslyn. Knapp ein Drittel des benötigten Stroms für das südafrikanische Werk kommt bereits von einer Biogasanlage. Sie produziert auf einer nahegelegenen Rinderfarm mit mehr als 30 000 Tieren aus deren Mist sowie aus Lebensmittelabfällen Strom. Als willkommener Nebeneffekt trägt diese Art der Stromerzeugung auch zu weniger Müllbergen rund um die Stadt bei. Denn nach wie vor leidet Südafrika unter einem enormen Müllproblem.

Ein weiterer Knackpunkt liegt im Bildungssystem. Die Regierung stellt zwar zahlreiche kostenlose Schulplätze zur Verfügung, doch fallen 60 Prozent der Studenten im ersten Semester an der Uni durch - was nicht gerade für die Qualität der Schulen spricht. BMW hat positive Erfahrungen mit der werkseigenen Vorschule gemacht und will in den kommenden Jahren ein komplettes Schulsystem für Mitarbeiter-Kinder zur Verfügung stellen. BMW möchte frühzeitig für qualifizierten Nachwuchs sorgen, und die Mitarbeiter werden motiviert, ihren Nachkommen bessere Zukunftschancen zu ermöglichen. (np) BMW wurde im vergangenen September vom Investmentspezialisten Robecosam zum nachhaltigsten Automobilhersteller der Welt gekürt. Bereits 1973 führte das Unternehmen als erstes in der Automobilbranche einen Umweltbeauftragten ein.

Im Jahr 2001 hat sich BMW verpflichtet, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen zu folgen. Das erfordert auch beispielsweise einen ganzheitlichen Ansatz, der Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette beinhaltet. Neben der Verringerung von CO{-2}-Emissionen sind betrieblicher Umweltschutz, Nachhaltigkeit in der Lieferkette, Einsatz von erneuerbaren Energien, Mitarbeiterorientierung und soziales Engagement Bestandteile der Strategie. Derzeit stammen 58 Prozent des weltweit bezogenen Stroms der BMW Group aus erneuerbaren Quellen.

 Knapp ein Drittel des benötigten Stroms für das südafrikanische Werk Rosslyn bezieht BMW aus dieser Biogasanlage. Fotos: BMW

Knapp ein Drittel des benötigten Stroms für das südafrikanische Werk Rosslyn bezieht BMW aus dieser Biogasanlage. Fotos: BMW

Zwischen 1995 und 2015 hat BMW den CO{-2}-Ausstoß der neu verkauften Fahrzeuge in Europa um 40 Prozent gesenkt.

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