Kraftzwerge mit drei Zylindern

Saarbrücken · Kleine Dreizylinder-Motoren mit Turboaufladung setzen sich immer mehr durch. Erst im Kleinwagensegment, dann in der Kompaktklasse, inzwischen schon vereinzelt in der Mittelklasse, zum Beispiel im Ford Mondeo.

 Beim DS3 von Citroën macht vor allem die 130-PS-Maschine richtig Laune. Fotos: Hersteller

Beim DS3 von Citroën macht vor allem die 130-PS-Maschine richtig Laune. Fotos: Hersteller

Motoren mit nur drei Zylindern sollen mit ihrer Leistung überzeugen und sparsam sein, sagen die Hersteller. Allerdings müssen sich die Autokäufer erst daran gewöhnen. Unter der Haube der Fronttriebler arbeiten nur schmächtig aussehende Motörchen und der Imagewert gegenüber einem gestandenen Vierzylinder oder gar einem Sechszylinder ist eher bescheiden. Aber der Dreizylinder hat viele gute Eigenschaften, die ihn salonfähig machen, auch in höheren Fahrzeugklassen. Viele werden sich noch wundern.

Unter den Dreizylindern haben sich die Turbobenziner mit einem Hubraum von einem Liter weitgehend eingebürgert. Audi A3 Sportback, Ford Focus und Opel Astra liegen exakt bei 999 Kubikzentimetern, nur der Citroën C3 und der DS 3 sowie der BMW 116i machen hier mit 1,2 und 1,5 Liter eine Ausnahme. Diese fünf Modelle treffen in unserem Vergleich aufeinander. Im Hintergrund fährt auch der Primus im Kompaktsegment, der VW Golf, immer mit, ist er doch antriebsseitig baugleich mit dem Audi A3. Entsprechendes gilt für die Modelle von Skoda und Seat , die wie Audi zum Volkswagen-Konzern gehören. Audi hat sich nach der jüngsten Überarbeitung des A3 Sportback neu aufgestellt. Bi-Xenon-Scheinwerfer gibt's serienmäßig, das Assistenz- und Infotainment-Angebot wurde erweitert. Der 1,0-Liter-Dreizylinder ist eine echte Bereicherung. Gleichmäßig entfaltet das kleine Aggregat seine Kraft. Es gibt kaum Auffälligkeiten bei Arbeitsweise und Klang. Der Dreizylinder läuft rund und kultiviert wie ein Vierzylinder auch.

Einzige Ausnahme: Wenn er stark gefordert wird, wirkt er im Ton etwas angestrengt. Und manch einer glaubt, beim Hochdrehen noch eine Spur von Trommeln oder das bei Dreizylindern früher übliche Rattern herauszuhören. Wie übrigens bei der Konkurrenz ebenso. Der Sportback 1.0 TFSI ist mit 115 PS/85 kW und 200 Newtonmetern nicht nur ausgezeichnet motorisiert, sondern erweist sich auch als stimmiges Gesamtpaket. Dazu gehören die vorzügliche Fahrwerksabstimmung, die trotz des serienmäßigen Sportfahrwerks angenehm ist, und eine feinfühlig reagierende Lenkung.

Außerdem kann sich das Raumangebot sehen lassen. Die Bedienung stellt niemanden vor Rätsel, und die Verarbeitung steht der von größeren Premium-Modellen der Marke in nichts nach. Bei Fahrsicherheit und Bremsen müssen keine Abstriche gemacht werden. Der Normverbrauch liegt bei 4,7 Litern Super; in der Praxis waren es sechs Liter.

Einige Trümpfe spielt auch der Opel Astra aus. Sein 1.0 DI Turbo leistet 100 PS/77 kW bei 170 Newtonmeter. Er dreht engagiert, aber locker hoch und ist sparsam. 4,4 Liter sind es nach der Norm, in der Praxis, wenn man es nicht zu eilig hat, sind es 5,8 Liter. Die Getriebeübersetzung scheint wie auf ihn zugeschnitten. Im Motorgeräusch und in der Leistungsentfaltung liegt er nahe am Audi und Ford, klingt in hohen Drehzahlen aber kerniger. Auch beim Astra kommt nie das Gefühl auf, untermotorisiert zu sein. Dazu fährt er sich recht agil.

Bei der Fahrwerksabstimmung könnte Opel noch etwas Feintuning leisten, da spricht die Federung nicht immer komfortabel an. Auf hohem Niveau bewegen sich die Rüsselsheimer bei Fahrsicherheit, Ausstattung, Assistenzsystemen (zum Teil optional), dem LED-Adaptivlicht und Komfortsitzen (685 Euro Aufpreis). Viel Platz hat er auch und dazu einen günstigen Preis.

Ford hatte den modernen Dreizylinder zuerst im Programm und bekam viel Lob. Das ist bis heute so geblieben. Sparsam? Ja, 4,6 Liter sind es nach der Norm, 6,2 Liter in der Praxis. Nur im Sprint (0 auf 100 in gut zwölf Sekunden) und in der Spitze (185 km/h) hinkt er ein bisschen hinterher. Was den Focus zudem auszeichnet, ist sein quirliges Fahrverhalten. Alles vermittelt eine gewisse Leichtigkeit, zu der auch das geringe Motorgewicht beiträgt. Kurven sorgen immer für Vergnügen, nicht zuletzt dank der präzisen Lenkung und guten Rückmeldung. Gut gelungen ist auch die Abstimmung. Außerdem bietet der Kompaktwagen genug Platz. Handlungsbedarf gibt es bei der Bedienbarkeit wegen der vielen Tasten am Lenkrad und bei der Verarbeitung.

Nicht so ganz ins Bild der anderen passt der BMW 116i. Der Hubraum des Dreizylinders, der auch den Mini antreibt, liegt bei immerhin 1,5 Liter. Daraus holt der Münchner 109 PS/80 kW und 180 Newtonmeter Drehmoment schon bei 1250 Touren. Die Kraft geht an die Hinterräder - eine Ausnahme in diesem Kompakt-Club. Das Gewicht des Autos ist vergleichsweise hoch und die Getriebeübersetzung zu lang. Das raubt dem Dreizylinder einiges an Kraft. Schade, denn der Einser könnte mehr anstellen mit seinen Sportsitzen (optional) und Adaptivdämpfern.

Innen hält der Einser nicht Maß mit den Konkurrenten. Er ist schmaler geschnitten, aber man fühlt sich dennoch wohl, selbst im Fond. Im Verbrauch ist er nicht ganz überzeugend: 5,3 Liter nach der Norm und 6,6 Liter in freier Wildbahn.

Mit 28 100 Euro liegt der Preis des A3 Sportback 1.0 TFSI Sport im Vergleich der drei 1,0-Liter-Motoren vergleichsweise hoch. Dabei treibt allerdings das hier verbaute, ausgezeichnete Doppelkupplungsgetriebe den Preis um rund 2000 Euro in die Höhe. Bei den Handschaltern der Konkurrenten sind 22 260 Euro für Opel Astra 1.0 DI Turbo Innovation, 22 870 Euro für den Ford Focus 1.0 Ecoboost Titanium (beides Fünfganggetriebe) und 24 850 Euro für den BMW 116i Advantage mit Sechsgangschaltung fällig. Gut beraten ist der BMW-Kunde, wenn er statt des 116i den um 1100 Euro teureren 118i wählt. Er tritt viel munterer auf und wirkt beim flotten Durchziehen und Hochdrehen nicht wie zugeschnürt.

Französische Hersteller setzen ebenfalls auf drei Zylinder. Den DS 3 gibt es mit 110 PS/81 kW starkem Dreizylinder und Sechsgangschaltung. Er kostet ab 19 190 Euro. Empfehlenswerter ist aber der hier gefahrene neue Dreizylinder mit 130 PS. Mit dem stärkeren Turbobenziner wirkt der DS 3 130, den es ab 20 990 Euro gibt, ideal motorisiert. Wer will, kann ziemlich flott unterwegs sein. In 8,9 Sekunden geht's auf Tempo 100. In der Spitze sind 204 km/h möglich. Kurvenreiche Strecken machen richtig Laune.

 Der Audi A3 Sportback 1.0 TFSI ist mit der Dreizylinder-Maschine ausgezeichnet motorisiert.

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 Ford ist der Pionier bei den Dreizylinder-Motoren - dieses Bild zeigt den Focus Turnier.

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 Beim BMW 116i bremst die lange Getriebeübersetzung die Dreizylinder-Maschine.

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 Der Dreizylinder im Opel Astra entwickelt eine Leistung von 100 PS/77 kW.

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Die sportliche Fahrwerksabstimmung wird allerdings bei Überlandfahrt von vielen als etwas zu straff empfunden. Ziemlich eingeschränkt ist das Raumangebot des zweitürigen DS 3. Ein wenig tragen die guten, aber voluminösen Sitze dazu bei. Das Umklappen der ebenfalls aufwändig gepolsterten Rücksitzlehnen ergibt keinen ebenen Ladeboden. Das Kofferraumvolumen unter der Abdeckung beträgt nur 285 Liter; die viertürigen, rund 4,30 Meter langen Kollegen (DS 3: knapp vier Meter) bringen es auf mindestens 360 Liter. Der Normverbrauch des DS 3 liegt bei 4,3 Litern, im Test kamen wird auf 5,9 Liter. Hält sich der Fahrer auf der Autobahn an die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h oder gleitet er über Landstraßen, schafft er sogar schon mal eine Vier vor dem Komma.

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