Gestreut, bevor die Straßen zu Rutschbahnen werden

Zweibrücken · Bei Schnee und Eis auf den Straßen verhindert vorbeugender Winterdienst-Einsatz Glätte-Unfälle. Dank moderner Technik genügt immer weniger Salz. Das senkt die Kosten und entlastet die Umwelt.

 Bei heftigem Schneefall müssen die Räumdienste oft rund um die Uhr arbeiten. Foto: np

Bei heftigem Schneefall müssen die Räumdienste oft rund um die Uhr arbeiten. Foto: np

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Der Begriff Streudienst weckt im Autofahrer eher ungute Gefühle. Es ist Winter, es ist kalt, nass, dunkel. Und oft genug auch noch so glatt, dass es ohne Streudienst nicht geht. Das Salz auf den Straßen lässt Schnee und Eis tauen, aber es tut der Umwelt nicht gut.

Oft kommen Streufahrzeuge zu spät, die Autos hängen bereits, vor allem die Lastwagen. Damit Autofahrern dies erspart bleibt, "haben die Kommunen ihre Winterdienst-Organisation im Hinblick auf extreme Situationen optimiert", versichert Horst Hanke, Vorsitzender im Fachausschuss Winterdienst im Verband kommunaler Unternehmen . Fast alle von ihnen, so betont er, haben ihre Salzlager aufgestockt, die Straßenmeistereien schafften neue und zusätzliche Fahrzeuge an. Immer mehr Hightech in der Ausrüstung sorgt dafür, dass sie diese möglichst rationell einsetzen können.

Wichtigstes Hilfsmittel ist dabei die Straßenwetter-Information des Deutschen Wetterdiensts (SWIS). Sie zeigt den Einsatzleitern nicht nur die augenblickliche Lage, sondern gestattet auch eine Prognose für die nächsten Stunden, aufgegliedert sogar für einzelne Straßenabschnitte. Hinzu kommen gut 1000 Glättemeldeanlagen, davon 800 an den Autobahnen . Sie sorgen unter anderem dafür, dass bei drohender Glätte stationäre Taumittel-Sprühanlagen ausgelöst werden.

Ist Schnee zu erwarten oder Regen auf gefrorenen Fahrbahnen, so rücken die Streufahrzeuge vorbeugend aus. Sie streuen, bevor es glatt wird. Dies ist die beste Vorsorge gegen Glätte-Unfälle. Die Autobahnen werden rund um die Uhr freigehalten, Bundesstraßen wenigstens von sechs Uhr morgens bis 22 Uhr nachts. Allerdings kann es bei heftigem Schneefall sein, dass vor allem große Streufahrzeuge nicht weiterkommen, weil liegengebliebene Fahrzeuge die Strecke blockieren.

Großen Fortschritt gibt es auch beim Taumaterial. Der klassische Salzstreuer hat ausgedient. Statt trockener Salzkörnchen, die rasch von der Straße geweht werden, kommt heute in aller Regel Feuchtsalz auf die Fahrbahn. Es bleibt kleben und behält seine Wirkung immerhin einige Stunden. Optimal aber ist Flüssigsalz. Auf die Fahrbahn wird Sole gesprüht. Sie enthält nur zu 20 Prozent Salz, der Rest ist Wasser. Flüssigstreuung eignet sich hervorragend für den vorbeugenden Einsatz, die Wirkung hält bis zu 24 Stunden an, allerdings nur bis zu Temperaturen von minus sechs Grad. Wird es kälter, oder liegt bereits Schnee , ist Feuchtsalz das Mittel der Wahl.

Kennzeichen modernen Winterdiensts ist, immer mehr mit immer weniger Salz zu erreichen. GPS-Steuerung lässt die Fahrzeuge breitere Fahrbahnen breiter, kleinere aber schmaler streuen und Randbereiche möglichst gar nicht. Bei Sole können zwei Gramm pro Quadratmeter genügen. Das ist, auf die Fläche bezogen, weniger Salz als zum Beispiel auf ein Steak kommt. Die geringen Mengen verursachen, so Untersuchungen zum Beispiel des Freiburger Öko-Instituts und der OECD, keinen großen Schaden in der Natur - und im Zeitalter der verzinkten Karosserien auch nicht mehr an den Autos.

Völliger Verzicht mag zur Idylle weißer Wintersportorte passen, in Ballungsräumen aber führt er ins Chaos. Die Salzindustrie jedenfalls sorgt sich nicht um ihre Absatzchancen. Auftausalz ist das wirksamste und wirtschaftlichste Mittel, um Straßen und Autobahnen schnee- und eisfrei zu halten.

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