„Ein einheitlicher Markt ist Illusion“

Der Vorstandsvorsitzende von Fiat-Chrysler Deutschland gibt Auskunft über die Situation der Marke Fiat.

 Giorgio Gorelli ist Chef bei Fiat-Chrysler Deutschland. Foto: Fiat

Giorgio Gorelli ist Chef bei Fiat-Chrysler Deutschland. Foto: Fiat

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Wie sind Sie mit dem vergangenen Jahr zufrieden?

GORELLI Sehr, denn die Marke Fiat hat 2016 um neun Prozent zugelegt, der deutsche Pkw-Markt ist dagegen nur um 4,6 Prozent gewachsen. Und mit dem Tipo ist Fiat endlich wieder in der Golf-Klasse vertreten. In diesem Segment haben wir nicht nur unsere größten Absatzzahlen erreicht, der Tipo ist auch wichtig, damit die Marke Fiat wahrgenommen wird. In der Kompaktklasse können so viele unterschiedliche Kundenerwartungen erfüllt werden wie in keinem anderen Segment.

Gelingt das Fiat mit dem Tipo?

GORELLI Ja, insbesondere, weil wir drei Varianten anbieten: Steilheck, Limousine und Kombi. Vor allem die Limousine liegt deutlich über unseren Erwartungen. Sie erreicht einen zweistelligen Anteil an den Tipo-Verkäufen (2016 wurden in Deutschland insgesamt 6330 Tipo verkauft, Anm. d. Red). Der Kombi mit 1,6-Liter-Diesel und Automatikgetriebe ist vor allem für Flottenkunden sehr interessant.

Was passiert eine Stufe unterhalb des Tipo? Der Kleinwagen Punto ist seit elf Jahren auf dem Markt, das letzte Facelift war 2012.

GORELLI Da wird sich in diesem Jahr nichts tun. 2017 steht ganz im Zeichen des Tipo und der 500er-Familie. Wir feiern 60 Jahre Fiat 500, und der 500L bekommt eine Überarbeitung. Neben äußeren Verfeinerungen wird vor allem der erneuerte Innenraum einen großen Schritt nach vorn bedeuten.

Der 500L wird im serbischen Kragujevac gebaut. Bei uns ist der kleine Van nicht so erfolgreich.

GORELLI In anderen Ländern ist der 500L ein echter Bestseller, beispielsweise in Italien. In Deutschland sind Autos mit Offroad-Charakter wie der 500X derzeit beliebter als kleine Vans. Die Kundenwünsche sind auf den einzelnen Märkten in Europa unterschiedlich. Ein einheitlicher europäischer Markt ist eine Illusion.

Fiat ist auch in Südamerika vertreten. Von dort kam der Pick-up Strada zu uns. Folgt jetzt der Mobi als Panda-Nachfolger?

GORELLI Nein, aktuell gibt es keine Pläne dieser Art.

Mazda MX-5 und Fiat 124 Spider sind eng verwandt und werden beide in Japan gebaut. 2016 wurden in Deutschland 4625 Exemplare des Mazda verkauft, aber nur 690 des Fiat. Wie kommt das?

GORELLI Nun, der 124 Spider kam erst Mitte letzten Jahres auf den Markt, den MX-5 bietet Mazda schon seit Ende 2015 an. Hinzu kommt, dass es aufgrund der Produktion in Japan recht lange Vorlaufzeiten von vier bis sechs Monaten gibt. Bis wir wirklich vergleichbare Zahlen haben, dauert es also noch ein bisschen.

Fiat will in Deutschland wachsen. Wie viele Fiat-Händler gibt es?

GORELLI Aktuell haben wir 297 Verkaufspunkte. Um mehr Kunden zu erreichen, brauchen wir mittelfristig 80 bis 90 zusätzliche. Uns ist vor allem die Kundenzufriedenheit wichtig. Deshalb gibt es bei uns keine Trennung zwischen Verkauf und Service.

Bei leichten Nutzfahrzeugen kooperiert Fiat mit verschiedenen Partnern: Peugeot, Renault, Mitsubishi und Opel. Wie kommt es zu dieser Vielfalt?

GORELLI Gerade bei den leichten Nutzfahrzeugen schauen wir, mit welchem Hersteller wir sinnvollerweise zusammenarbeiten. Das betrifft die Wirtschaftlichkeit, aber auch die Qualität. Wir sind glücklich darüber, unseren Kunden das jeweils beste Produkt anbieten zu können. Der neue Talento, bei dem wir mit Renault kooperieren, ist dafür ein gutes Beispiel. Er kommt sehr gut an.

Außer Erdgas gibt es keinen alternativen Antrieb bei Fiat. Wie sieht es mit Elektrofahrzeugen aus?

GORELLI Wir beobachten den Markt, und unsere Entwickler sind bei der Arbeit. Solange die Nachfrage nach Elektroautos allerdings so zögerlich ist, werden wir uns zurückhalten.

Die Fragen stellte Gundel Jacobi

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