Die Triumph Thruxton glänzt mit Retro-Flair und Hightech

Saarbrücken · Das schnelle britische Motorrad verströmt seit den 60er Jahren auch das Flair eines Café Racers. Eindrücke einer ersten Testfahrt.

 Gelebte Motorradkultur: die R-Version der Triumph Thruxton. Foto: Schütze

Gelebte Motorradkultur: die R-Version der Triumph Thruxton. Foto: Schütze

Foto: Schütze

Gäbe es einen Preis für das schönste Motorrad auf dem Markt, die Triumph Thruxton 1200 wäre ein heißer Kandidat - zumindest aus der Sicht von Retro-Fans. Und die werden derzeit immer mehr. Die neueste Auflage des sportlichen Klassikers vereint designerisches Retro-Flair mit ausgeklügelter Hightech, wie man sie von einem modernen Motorrad erwartet.

Benannt ist die Thruxton nach einer Rennstrecke in der südenglischen Grafschaft Hamphshire. Dementsprechend verströmt die jüngste Thruxton so viel Rennflair wie keine ihrer Vorgänger. Vor allem gelingt ihr dies durch klassisches Café-Racer-Design, das sie technisch mit feinsten Hightech-Zutaten kombiniert. Besonders gilt das für die Edel-Variante Thruxton 1200 R.

Stichwort Café Racer. Was oft nach Klischee klingt, ist bei der Triumph Thruxton gelebte Motorradkultur: Höckersitzbank, tief angesetzte Lenkerstummel, beides an einem unverkleideten Sportmotorrad. So sehen pure Café Racer aus, entstanden in den "Swinging Sixties" aus einer englischen Subkultur heraus. Dazu gehörten illegale Straßenrennen vor Treffpunkten wie dem weltberühmten Londoner Ace Café - daher auch der Begriff "Café Racer". Heute lebt die Szene weltweit wieder auf, und zwar ebenso mit restaurierten Youngtimern wie mit nostalgischen Neumaschinen. Die Triumph Thruxton ist eine davon. Sie sieht aus wie ein originaler Café Racer von 1966, fährt sich aber wie ein hochmodernes Motorrad aus der Gegenwart: Unter anderem mit ABS, Traktionskontrolle, Hightech-Fahrwerkskomponenten und unterschiedlichen Fahrmodi.

Mit kurzem Radstand und schmaler Silhouette traut man der Thruxton fast nicht ihre motorische Größe zu. Deshalb trägt sie die 1200 im Namen: Stolze 1,2 Liter Hubraum bringen mit 97 PS zwar überschaubare Leistung, sorgen aber mit 112 Newtonmetern Drehmoment für bullige Schubkraft. Natürlich ist der komplett neu entwickelte Twin passend zum sportlichen Thruxton-Konzept auf Drehfreude ausgelegt. Aber man kann dem Triebwerk auch entspannt Leistung von unten heraus entlocken. Dank der drei Fahrmodi "Rain", "Road" und "Sport" lässt sich der Café Racer an Wetter, Straßen und Laune des Piloten anpassen.

Zum Retro-Look tragen runde Instrumente und ein ebensolcher Scheinwerfer bei. Und viele Löcher: Mit ihnen sparte man früher bei Rennmaschinen an Gewicht, lange bevor es ultraleichte Materialien wie Carbonfaser gab. So fallen auch an der Thruxton 1200 R zahlreiche gelochte Teile auf, die klassisches Rennsportflair verströmen - etwa an der Vergaser-Attrappe, die klassische Technik vorgaukelt, in Wahrheit aber eine Euro-4-konforme Einspritzanlage verdeckt. Besonders stimmig: Die tiefen Lenkerstummel, die den Fahrer in eine nach vorne orientierte Haltung drängen. Diese fällt jedoch komfortabel genug aus, um auch etwas längere Fahrten mit dem Sportbike zu genießen.

Die absolviert der Thruxton-Fahrer serienmäßig alleine, denn ab Werk ist auf allen Varianten eine Solo-Sitzbank montiert. Jedoch sorgen drei Umbau-Kits und 150 Zubehörteile dafür, dass man seine Thruxton optisch und technisch den eigenen Bedürfnissen anpassen kann.

Beim von uns gefahrenen Spitzenmodell Thruxton 1200 R steht der zusätzliche Buchstabe für feinste Fahrwerkszutaten, die den Fahrspaß weiter erhöhen: vorne eine goldene Spezial-Gabel von Showa, hinten ebenfalls golden schimmernde, voll einstellbare Federbeine von der Rennomier-Marke Öhlins. Gebremst wird mit italienischen Stoppern von Brembo. Dazu passen die extrem haftenden Reifen des Typs Pirelli Diablo Rosso Corsa.

Triumph hat sich bei der R mächtig ins Zeug gelegt, um dem Käufer möglichst viel zu bieten für die stolzen 14 500 Euro. Das klingt zwar happig, doch eine vergleichbare BMW R nineT ist mit Edel-Komponenten sogar erst ab 15 200 Euro zu haben.

Das Gesamtbild der rassigen Triumph Thruxton 1200 R ist absolut stimmig. Ein dank moderner Hightech fantastisch fahrbarer Café Racer im authentischen Retro-Design. Eine regelrechte Motorrad-Skulptur, die man gerne vor sich stehen hat, während man am Straßenrand einen Capucchino schlürft. Will man der Triumph Thruxton 1200 R unbedingt etwas vorwerfen, dann Details wie eine etwas eingeschränkte Reichweite. Doch was soll's: Das Lieblings-Café ist meist nicht allzu weit entfernt.

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