Der Toyota Prius wird zeitweise zum Ein-Liter-Auto

Köln · Die neue Plug-in-Hybrid-Version kann unter günstigen Bedingungen 50 Kilometer weit rein elektrisch fahren. Start Ende März.

 Die Form des Toyota Prius Plug-in-Hybrid engt durch das stark abfallende Dach den Innenraum ein. Das trifft auch aufs Gepäckabteil zu. Fotos: Toyota

Die Form des Toyota Prius Plug-in-Hybrid engt durch das stark abfallende Dach den Innenraum ein. Das trifft auch aufs Gepäckabteil zu. Fotos: Toyota

Es sind drei wesentliche Gründe, die Autokäufer bei ihrer Entscheidung berücksichtigen. Da ist zunächst die Funktionalität. Sind Innen- und Kofferraum groß genug für meine Bedürfnisse? Passen die Kinder alle auf die Rückbank, die Sportausrüstung ins Gepäckabteil? Dann kommen die Überlegungen zur Wirtschaftlichkeit. Kann ich mir den Wagen leisten und unterhalten? Rechnet sich der Mehrpreis für einen sparsameren Antrieb? Zuletzt meldet sich der Geschmack. Gefallen das Außen- und Innendesign bei diesem Auto wirklich?

Geht es um die jüngste Ausgabe des Hybrid-Fahrzeugs Toyota Prius, lassen sich alle drei Fragen nicht eindeutig mit einem Ja beantworten. Der von einem Ensemble aus Verbrennungs- und Elektromotor angetriebene und mit einer 8,8 kWh großen Batterie ausgerüstete Fünftürer kommt Ende März zum Preis von mindestens 37 550 Euro auf unsere Straßen und soll mit vollem Akku 50 Kilometer weit elektrisch fahren können.

Beginnen wir mit dem Design. Der Prius Plug-in-Hybrid ist im Vergleich zur Hybrid-Version ohne extern aufladbare Batterie um gut zehn Zentimeter in der Länge gewachsen. Ein veränderter Stoßfänger im Heck schafft Platz für Batterie und Ladekabel. Mit 4,65 Metern Länge verlässt er die Kompaktklasse und wirkt wie eine gestandene Mittelklasse-Limousine. Die Formgebung ist jedoch alles andere als stimmig, die Mischung aus Fliegender Untertasse und Autoscooter weckt kaum Begeisterung. Es gibt LED-Matrix-Scheinwerfer, warum aber müssen sie ebenso wie die Rückleuchten in schmalen, furchteinflößenden Schlitzen versteckt werden? Wenn der Prius einen Charakter hat, dann gewiss keinen aggressiven. Toyota formuliert mit dem Blechkleid des Prius HEV (Hybrid Electric Vehicle) die falschen Aussagen.

Der Preis ist unterdessen sportlich gestaltet. Für 2500 Euro mehr gibt es etwa den geräumigen Mitsubishi Outlander, der ebenfalls mit einem Plug-in-System 50 Kilometer Reichweite in elektrischer Fahrt ermöglicht. Das Familien-SUV bietet den weitaus größeren Kofferraum, Allradantrieb und fünf vollwertige Sitzplätze, braucht allerdings abgesehen von Stromverbrauch 0,8 Liter mehr als der Prius. Dem genügt ein Liter Benzin auf 100 Kilometer, wenn der Akku vollständig geladen ist. Danach ist der Elektro-Bonus aufgebraucht und der Treibstoffkonsum des 1,8-Liter-Benziners bewegt sich auf dem Niveau des herkömmlichen Prius, also in der Praxis um fünf Liter Benzin.

Selbst wer täglich höchsten 50 Kilometer fährt, die im reinen Elektromodus möglich sind, schafft es kaum innerhalb eines Autolebens, den Mehrpreis durch geringere Energiekosten zu amortisieren. Immerhin ist die elektrische Reichweite für die meisten Pendler ausreichend, sofern am Arbeitsplatz eine Lademöglichkeit besteht.

Wenden wir uns der Funktionalität zu. Der Prius ist ein Viersitzer mit vier Türen und Heckklappe. Im Fond können maximal zwei Kindersitze installiert werden, der Kofferraum ist mit seinem Grundvolumen von 360 Liter kaum urlaubstauglich, auch die Mitnahme von zusammengefalteten Kinderwagen verwehrt er, so lange die Rückbanklehnen nicht umgeklappt wurden und das Transportvolumen so auf 1204 Liter gesteigert wurde.

 Das Kombiinstrument ist zentral über der Mittelkonsole platziert.

Das Kombiinstrument ist zentral über der Mittelkonsole platziert.

 Toyota hat dem Prius Plug-in auffällig schmale Scheinwerfer verpasst.

Toyota hat dem Prius Plug-in auffällig schmale Scheinwerfer verpasst.

Es bleibt das grüne Gewissen, das eine Anschaffung des jüngsten Hybrid-Toyotas befürworten könnte. Doch selbst die Öko-Bilanz ist angesichts der hohen Herstellungs- und Recycling-Kosten der Batterie nicht besonders ausgeglichen. Trotz der fortschrittlichen Hybridtechnik könnte die Verpackung, die die Funktionalität einschränkt, dem Erfolg des neuen Prius im Weg stehen.

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