Der Außenseiter zeigt die breite Brust

Frankfurt · Nissans Nobelmarke Infiniti spielt in Deutschland bisher nur eine Nebenrolle. Mit dem schicken Sportcoupé Q60 könnte sich diese Wahrnehmung ändern. Auf ersten Testfahrten machte der Wagen einen guten Eindruck.

 Das neue Sportcoupé Q60 hat das Zeug dazu, die Marke Infiniti in Deutschland nach vorn zu bringen. Fotos: Infiniti

Das neue Sportcoupé Q60 hat das Zeug dazu, die Marke Infiniti in Deutschland nach vorn zu bringen. Fotos: Infiniti

Infiniti startet zum Großangriff. Mit seinem brandneuen Sportcoupé Q60 attackiert Nissans Nobelmarke selbstbewusst die hierzulande etablierte Konkurrenz wie Audi A5 oder die BMW-4er-Coupés und Mercedes-C-Klasse-Coupés. Bei ersten Testfahrten hinterließ der stärkste Infiniti aller Zeiten einen vielversprechenden Eindruck. Zur Verfügung stand der Allrad-Sportler Q60 3.0t AWD mit satten 405 Twinturbo-PS und jeder Menge Hightech unterm frech geformten Blechkleid.

Auf den ersten Blick bereits wirkt der Infiniti Q60 ausgesprochen selbstbewusst. Die Front blickt dem Betrachter aggressiv ins Auge, seitliche Flanken und Heck sind auffallend muskulös gestaltet. Das mutige Design von Infinitis neuem Aushängeschild Q60 weckt hohe Erwartungen. Diese will der japanische Hersteller mit reichlich Hightech an Bord erfüllen. Dazu gehört allen voran der neu entwickelte, bärenstarke 3,0-Liter-V6-Twinturbomotor.

Seine 405 PS/298 kW überträgt ein intelligenter Allradantrieb. Zu Preisen ab 56 990 Euro ist das von uns gefahrene Spitzenmodell Q60 3.0t AWD zwar kein Schnäppchen, aber im Premium-Segment sind ohnehin keine Sonderangebote gefragt.

Je nach Lebenslage und Laune des Fahrers soll das adaptive Fahrwerk des Infiniti Q60 den Drahtseilakt zwischen straffer Sportlichkeit und sanftem Komfort flexibel meistern. Deshalb bietet "Dynamic Digital Suspension" in den 405 PS starken V6-Versionen laut Infiniti die "klassenbeste Rückmeldung und Agilität" sowie hohen Fahrkomfort. Und für die Lenkung versprechen die Japaner vollmundig Komfort und gleichzeitig Präzision. Der Fahrer wählt über einen "Drive Mode Selector" die gewünschte Einstellung zwischen weniger direkter Bequemlichkeit und sportlicher Direktheit. Überhaupt lässt sich das japanische Sportcoupé sehr umfangreich einstellen: mit vier Stufen für Motor und Getriebe, zwei für die Federung und sieben Stufen für die Lenkung. Dazu kommen bis zu elf Assistenzsysteme.

So richtig wohl fühlt man sich im Q60 vor allem auf der Autobahn und auf kurvigen Landstraßen. Tatsächlich ist es hier möglich, mit dem 4,68 Meter langen Allrad-Coupé je nach Wetter, Stimmung oder Fahrbahnverhältnissen straff und agil oder doch besonders komfortabel unterwegs zu sein. Dass der Q60 relativ schwer ist, bemerkt man in der Fahrdynamik kaum. Eher schon im Verbrauch, denn der liegt schon nach der Norm mit 9,1 Litern Super auf 100 Kilometer recht hoch.

Ausreichend Platz finden die Coupé-Insassen auf den Vordersitzen, sofern sie nicht größer als 1,90 Meter sind. Hinten wird's coupétypisch für alle eng. Alle verwendeten Materialien wirken sehr hochwertig. Eine Leder-Ausstattung gibt's sogar serienmäßig.

Das Multitasking-Lenkrad ist etwas überladen. Kritischer ist zu bewerten, dass die Handbremse mit dem Fuß betätigt werden muss. Das ist umständlich und nicht mehr zeitgemäß.

Um eine hohe Fahrdynamik zu ermöglichen, ist das intelligente Allradsystem des Q60-Coupés hecklastig ausgelegt. Es sorgt für stets hohe Stabilität und reichlich Grip an allen Rädern. Das wuchtige Drehmoment von 475 Nm gelangt selbst auf glatter Straße souverän auf die Fahrbahn. Zwei Turbolader bewirken, dass die maximale Schubkraft über ein sehr breites Drehzahlband hinweg anliegt: von 1600 bis 5200 U/min, also praktisch immer. Das Zusammenspiel mit der Siebengang-Automatik fällt sehr harmonisch aus.

Zunächst klingt der Motor weitgehend zurückhaltend. Erst in den Fahrmodi "Sport" und "Sport+" setzen sich die sechs Zylinder lautstark in Szene, aber nie übertrieben. All das passt sehr gut zum eleganten Flair eines Coupés.

Eine günstigere Alternative zum 3.0t ist beim Infiniti Q60 ein 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 211 PS/155 kW. Der Hecktriebler Q60 2.0t verwöhnt dank 350 Nm Drehmoment schon ab 1500 U/min mit kraftvollem Vortrieb. Er ist ab 44 500 Euro zu haben. Alle 2,0er-Versionen des Q60 stehen ab sofort beim Infiniti-Händler. Der Q60 3.0t AWD folgt ab April.

 Feinste Materialien und gute Verarbeitung zeichnen den Q60 aus.

Feinste Materialien und gute Verarbeitung zeichnen den Q60 aus.

 Das Heck des Infiniti-Coupés ist auffallend muskulös geraten.

Das Heck des Infiniti-Coupés ist auffallend muskulös geraten.

2016 konnte Nissans Nobelmarke hierzulande um beachtliche 107 Prozent zulegen. Das vielversprechende neue Sportcoupé könnte Infiniti weiteren Vorschub in Deutschland bringen. Manchmal kommen Außenseiter zurecht mit breiter Brust daher.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort