Die Systemfrage

München · Wer sich ein Smartphone kaufen will, muss sich zugleich für ein Betriebssystem entscheiden. Diese Wahl sollte gut überlegt sein. Denn ein späterer Wechsel bringt oft große Probleme mit sich.

 Apples iOS oder Googles Android? Die Wahl des Betriebssystems entscheidet auch über Apps und Zusatzdienste.

Apples iOS oder Googles Android? Die Wahl des Betriebssystems entscheidet auch über Apps und Zusatzdienste.

Foto: Gebert/dpa

Der Kauf eines Smartphones ist nicht nur eine Entscheidung über Design und Hardware eines Gerätes. Mindestens ebenso wichtig ist die damit verbundene Wahl des Betriebssystems.

Android von Google ist ein offenes System, das Nutzern viele Möglichkeiten bietet. Wegen der großen Verbreitung - laut Zahlen des Marktforschers IDC läuft Android aktuell auf 88 Prozent aller Smartphones - gibt es alle beliebten Apps . Google-Dienste wie Gmail, Suche, Drive oder Fotos sind nahtlos in die meisten Android-Versionen integriert. Wer seine Daten freigibt, erhält mit Google Now einen digitalen Assistenten. Androiden funktionieren aber auch ohne Google-Konto gut. Alternative Versionen wie Cyanogen kommen auf Wunsch ganz ohne Google aus.

Vielfalt gibt es auch bei den Android-Versionen: Neben Googles Standard-Android passen nahezu alle Hersteller das offene Betriebssystem in Aussehen und Funktionsumfang an ihre Geräte an. Diese Versionsvielfalt sorgt aber auch für Probleme, sagt Andreas Seeger. Je nach Hersteller kann es lange dauern, bis es frische Software-Updates für ein bestimmtes Telefon gibt. Hendrik Pilz von der IT-Sicherheitsfirma rät aufgrund von Sicherheitslücken zudem vom Neukauf von Geräten ab, die mit ältere Versionen als Android 5.0 funktionieren.

Hat man sich einmal in Android eingerichtet, ist der Wechsel auf ein neues Gerät mitunter schwierig, warnt Andreas Seeger. Ein einheitliches Backup-Programm, das alle Daten und Einstellungen zuverlässig überträgt, gibt es nicht. Die Hersteller setzen auf eigene Lösungen. Grundsätzlich gilt: "Große Marken haben bessere Umstieg-Apps für neue Geräte", sagt Seeger.

Apple für Einsteiger

Apples iOS eigne sich sehr gut für Einsteiger, sagt Hannes Czerulla von der Fachzeitschrift c't. Die Menüstruktur sei einfach, allzu viele Einstellungen gebe es nicht. Doch der Einstiegspreis liegt für Neugeräte recht hoch, so Andreas Seeger: Rund 480 Euro kostet das günstigste neue iPhone beim Hersteller. Die Auswahl an Geräten ist im Vergleich zur Android-Vielfalt klein. Dafür werden iOS-Nutzer regelmäßig mit frischer Software versorgt. Bislang erhielt jedes iPhone-Modell rund vier Jahre lang Updates. Sicherheitslücken werden so schnell beseitigt. "iOS ist das sicherere System", urteilt Seeger.

Auch in einem anderen Punkt ist das Apple-System überlegen. Mit der Synchronisationssoftware iTunes können Nutzer ihre Daten vom Telefon einfach sichern. Wer ein neues iPhone in Betrieb nimmt, kann zuverlässig alle gespeicherten Daten vom alten Gerät übertragen.

Von weiteren iOS-eigenen Funktionen profitieren Nutzer nur im direkten Kontakt untereinander. Etwa vom drahtlosen Datenaustausch per Airdrop, Videoanrufen mit Facetime oder dem Messenger iMessage. Solche Zusatzfunktionen gibt es nur in Chats mit anderen iOS-Nutzern. Wer Nutzern mit anderen Geräten mehr als nur SMS schreiben will, braucht Apps von Drittanbietern.

Schwierig wird es, wenn man iOS eines Tages den Rücken kehren will. Zwar bieten einige Android-Anbieter Umzugsassistenten an. Doch gerade große Foto- oder Musikmediatheken können Probleme bereiten. Wie beim Konkurrenten Android können gekaufte Apps zudem bei einem Wechsel nicht mit umziehen.

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