Augen auf beim Onlinekauf

Saarbrücken · Viele gefälschte Weihnachtsgeschenke warten im Internet auf unachtsame Käufer, warnen Experten. Allein in der Europäischen Union entstehen jährlich 85 Milliarden Euro Schaden durch Produktpiraterie. Welche Waren werden besonders häufig gefälscht und wie kann man sich schützen?

 Für viele sind Geschenke der Höhepunkt des Weihnachtsfestes. Doch unter dem Weihnachtsbaum können auch böse Überraschungen lauern, zum Beispiel Produktfälschungen aus dem Internet.

Für viele sind Geschenke der Höhepunkt des Weihnachtsfestes. Doch unter dem Weihnachtsbaum können auch böse Überraschungen lauern, zum Beispiel Produktfälschungen aus dem Internet.

Foto: Hildenbrand/dpa

In diesem Jahr rechnet laut einer Befragung des E-Commerce-Centers Köln (ECC) und der Auktionsplattform Ebay jeder zweite Online-Händler mit mehr Umsatz als im vergangenen Jahr. Das Weihnachtsgeschäft brummt. Doch auch Produktpiraten und Betrüger versuchen in dieser Zeit Kasse zu machen.

Die Zeiten, in denen hochwertige Armbanduhren für 20 Euro angeboten wurden, sind vorbei. Die Preise gefälschter Markenprodukte sind heute teilweise so hoch, dass so mancher, der sich auf den digitalen Einkaufsbummel ins Internet begibt, wirklich glaubt, ein echtes Schnäppchen vor sich zu haben.

Dabei sind oft nicht nur die Produkte selbst gefälscht, sondern gleich der gesamte Internet-Shop des Anbieters. Für den Betrüger hat das den Vorteil, dass er die Markenprodukte nicht einmal mehr fälschen muss, die Kunden schicken ihm das Geld einfach so ins Haus. Die Ware erhalten sie dann natürlich nicht. Selbst die Arbeit für die falsche Internetseite kann er sich sparen, indem er die Webseite des Originalherstellers kopiert.

Die neueste Studie zum Thema, die die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD in Paris in diesem Jahr vorlegte, nennt genaue Zahlen. Demnach beträgt der weltweite Schaden durch Produktpiraterie allein im jüngsten untersuchten Jahr 2013 ganze 461 Milliarden US-Dollar, was etwa 2,5 Prozent aller globalen Importe entspricht. In der EU ist der Schaden mit 85 Milliarden Euro beziehungsweise fünf Prozent aller Importe im Vergleich sogar noch größer. Die beliebtesten Artikel, die gefälscht werden, sind nach OECD-Angaben vor allem Uhren, Leder- und Elektronikwaren, aber auch Schuhe, Kleidung, Spielzeug und Parfüm.

Da die allermeisten Fälscher in Asien sitzen, gestaltet sich die Strafverfolgung überaus schwierig. Zwar geben sich die großen Handelsplattformen wie Amazon oder Ebay durchaus Mühe, gefälschte Markenprodukte aufzuspüren und Betrüger von ihren Internetseiten zu verbannen, doch Kritikern gehen die Anstrengungen nicht weit genug. Viele der Verbrecher sind im Handumdrehen unter anderem Namen wieder da - mit ein bisschen Pech sogar mit dem Namen des geprellten Kunden selbst, denn Identitätsdiebstahl erfreut sich in Ganovenkreisen einiger Beliebtheit.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn warnt in einem Bericht: "Persönliche Daten oder digitale Identitäten sind gefährdet, wenn fehlendes Technikverständnis auf unzureichende Transparenz der Angebote trifft." Dabei kommt gerade den Schnäppchen-Angeboten aus dubiosen Quellen eine entscheidende Bedeutung zu, denn diese können nicht nur gefälscht, sondern auch noch so manipuliert werden, dass sie den Käufer beziehungsweise Nutzer ausspionieren und sensible Daten an den Betrüger übermitteln. "Beispielsweise kann durch den Einbau zusätzlicher Baugruppen erreicht werden, dass eine Tastatur neben ihrer eigentlichen Funktionalität Daten über Funkfrequenzen versendet", weiß man beim BSI. Aber auch bei der Software sieht das BSI Nachholbedarf in Sachen Sicherheit: "Die größte Gefahr geht von Software in App-Stores aus, die nicht von großen Betreibern wie Apple , Microsoft oder Google bereitgestellt werden und keine Überprüfung von Apps beinhalten."

Da die Strafverfolgung im Internet aber nicht ganz einfach ist, bleibt demjenigen, der bei seinen digitalen Weihnachtseinkäufen keinem Betrüger auf den Leim gehen will, zur Zeit nur eines: Die Augen offen halten. Internetseiten müssen ein Impressum aufweisen. Verbraucher sollten auf keiner Seite einkaufen, die kein Impressum mitsamt Namen und Anschrift des Verkäufers hat, darauf weist die polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes hin. Viele Fälscher sitzen in einem Land, in dem sie für unsere Gerichtsbarkeit nur schwer oder gar nicht erreichbar sind. Grobe Rechtschreibfehler in der Produktbeschreibung können dafür ein Anhaltspunkt sein.

Kunden sollten außerdem möglichst nicht per Vorkasse, sondern nur auf Rechnung oder per Nachnahme kaufen. Viele Händler bieten das auch beim Kauf im Internet an. Prepaid-Kreditkarten auf Guthabenbasis seien ebenfalls eine gute Idee, um Betrügern das Handwerk so schwer wie möglich zu machen.

Auch positive Produktbewertungen sind mit Vorsicht zu genießen, denn sie können ebenfalls gefälscht sein. Verbraucher sollten sich immer auch die negativen Bewertungen zum Vergleich anschauen.

Die Kosten sollten immer im Auge behalten werden: Sind Mehrwertsteuer, Versand- und Portokosten, sowie eventuelle Servicegebühren aufgeführt? Beim Versand aus dem Ausland können unter Umständen Zollgebühren in erheblicher Höhe anfallen.

Ein weiterer Tipp des BSI für einen sicheren Onlinekauf ist, die Internetadresse immer selbst per Hand in die Adresszeile des Browsers einzugeben. Nutzer sollten nicht auf Links in sozialen Netzwerken, E-Mails oder deren Anhängen klicken. Eine sichere Verbindung ist an der Dienstekennung "“ in der Adresszeile erkennbar. Darüber hinaus müssen Betriebssoftware und Antivirenprogramme regelmäßig aktualisiert werden. Auch die Passwörter müssen von Zeit zu Zeit erneuert werden.

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