Google will überall mithören

San Francisco · Google hat ein eigenes Smartphone entwickelt. Das Gerät, das gemeinsam mit einem System zur Spracherkennung für den Haushaltvorgestellt wurde, soll seine Nutzer direkt mit den Computern des Konzerns verbinden. Und dort werkeln immer Programme der künstlichen Intelligenz.

 Brian Rakowski, Produkt-Manager von Google, präsentierte in dieser Woche das neue Smartphone des Konzerns. Ab dem 20. Oktober soll es das Telefon namens Pixel in Deutschland geben. Foto: Mabanglo/dpa

Brian Rakowski, Produkt-Manager von Google, präsentierte in dieser Woche das neue Smartphone des Konzerns. Ab dem 20. Oktober soll es das Telefon namens Pixel in Deutschland geben. Foto: Mabanglo/dpa

Foto: Mabanglo/dpa

So sieht die Zukunftsvision von Google aus: Ein digitaler Assistent mit künstlicher Intelligenz klingt sich in den kompletten Alltag des Nutzers ein. Der Assistent ist immer und überall über alle möglichen Geräte erreichbar. Er kann den Nutzern nahezu jede Frage beantworten oder ihre Aufträge erfüllen, weil er sie gut kennt. Und er hört immer zu, damit er keinen Sprachbefehl und seinen Einsatz auf die Aktivierungs-Worte "Okay, Google " verpasst.

Bei Googles Neuheiten-Präsentation diese Woche in San Francisco ging es vordergründig um neue Geräte, vor allem das Smartphone "Pixel" samt VR-Brille und den vernetzten Lautsprecher "Home". Doch das Herzstück beider Geräte ist der neue Google Assistant, der persönliche Assistent.Deutschland ist dabei ein wichtiger Markt: Schon zum "Pixel"-Start am 20. Oktober soll der Assistent Deutsch als einzige weitere Sprache außer Englisch beherrschen.

Um ihn besser in ein Smartphone zu integrieren, habe Google erstmals komplett selbst ein Telefon entworfen. Auch wenn das "Pixel" eigentlich vom Hersteller HTC gebaut wird. Damit bietet der Internet-Riese Hardware und Software aus einer Hand an. Das ist seit jeher Teil von Apples Erfolgsmodell und das "Pixel" soll ganz klar iPhone-Kunden abwerben. Es kristallisiere sich immer mehr heraus, dass die Kommunikation mit digitalen Assistenten die nächste Form der Computertechnik sein wird, sagt Analyst Ranjit Atwal vom IT-Markforscher Gartner.

Sprache sei natürlich, und wenn die Kommunikation mit Geräten gut klappe, würden die Menschen sie auch schnell annehmen. Alle Großen der Branche arbeiten daran. Apple hat seit 2011 die sprechende Assistentin Siri in seinen iPhones, die inzwischen auf allen Geräten des Konzerns verfügbar ist. Microsofts Gegenstück heißt Cortana. Und der Online-Händler Amazon landete einen Hit mit dem vernetzten Lautsprecher "Echo", über den die Assistentin Alexa mit den Nutzern kommuniziert.

Google will das Zuhause nicht Amazon überlassen und lässt jetzt gegen das Gespann von "Echo" und Alexa den Lautsprecher "Home" und seinen Assistenten antreten.

Nutzer könnten zum Beispiel fragen, wie heute die Verkehrslage sei oder wie man sich ein Bier auf Spanisch bestelle, erklärte Entwickler Mario Queiroz in San Francisco . Anhand von Einkaufslisten wurde demonstriert, wie verschiedene Geräte zusammenspielen. Der Benutzer gebe die Anweisung: "Zeige mir die Einkaufsliste" - und sie wird auf dem Smartphone eingeblendet.

Mit der Funktion "Mein Tag" kann der Lautsprecher am Morgen das Terminprogramm des Tages vorlesen. Voraussetzung ist natürlich, dass man den gesamten Inhalt seines Kalenders bei Google hinterlegt hat. Und hier wird deutlich, dass jeder Assistent nur dann wirklich funktioniert, wenn er den Nutzer gut kennt. Die Anbieter werden versuchen, so viele Daten wie möglich über die Anwender zu bekommen, erklärt Gartner-Analyst Atwal. Das Vertrauen zu einem Anbieter beim Datenschutz werde eine zentrale Rolle spielen. Schließlich müssten sich die Menschen an den Gedanken gewöhnen, dass um sie herum ständig Mikrofone lauschten.

Google verdient sein Geld hauptsächlich mit Werbung im Umfeld der Internet-Suche. Gartner-Analyst Atwal ist überzeugt, der Konzern werde über den Assistenten mehr über die Nutzer erfahren und ihnen besser auf sie zugeschnittene Werbung zeigen. Konzernchef Sundar Pichai sagt: "Das Ziel ist, ein persönliches Google für jeden Einzelnen zu entwickeln".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort