Die Heizung hört aufs Wort

Berlin · Immer mehr Geräte im Haushalt bekommen einen Internet-Anschluss. Damit das sogenannte Smart Home Wirklichkeit wird, müssen sie aber auch miteinander vernetzt werden. Dabei könnte Sprache zukünftig eine zentrale Rolle spielen.

 Der kleine, schwarze Zylinder Alexa von Amazon leitet auf Zuruf Befehle an Haushaltsgeräte weiter. Foto: Dernbach/dpa

Der kleine, schwarze Zylinder Alexa von Amazon leitet auf Zuruf Befehle an Haushaltsgeräte weiter. Foto: Dernbach/dpa

Foto: Dernbach/dpa

Über das vernetzte Zuhause wird schon lange gesprochen. Zehn Jahre ist es her, dass der Kühlschrank mit Internet-Anschluss, der Lebensmittel selbst nachbestellen kann, zum Symbol für den digitalen Haushalt der Zukunft wurde. Ein solches Gerät kam nie auf den Markt. Aber in den vergangenen Jahren wurde vernetzt, was das Zeug hält. Lampen, Waschmaschinen, Türschlösser, Jalousien, Gartensprenger, Heizungen - alles Mögliche wurde mit Sendern versehen und per App steuerbar gemacht.

Auf dem langen Weg zu einem intelligenten Zuhause war das aber nur der erste Schritt. Es entstand ein für viele Verbraucher frustrierendes Gewirr aus einzelnen Geräten und Apps, von denen viele bestenfalls über Umwege miteinander kommunizieren konnten. Deshalb geht es den Herstellern jetzt vor allem darum, die Fähigkeiten der vielen vernetzten Geräte mühelos nutzbar zu machen. Ein überraschender Coup gelang dabei Amazon mit seinem vernetzten Lautsprecher Echo und der Sprachsteuerung Alexa.

Der Ende 2014 vorgestellte schwarze Zylinder mit sieben Mikrofonen hört aufs Wort und kann dabei auf Sprachbefehl nicht nur die gewünschte Musik abspielen, sondern auch Fragen zum Beispiel zum Wetter oder Kochrezepten beantworten. Dank Software-Schnittstellen ist auch vernetzte Technik vieler Anbieter steuerbar, einfach nur mit dem Kommando "Alexa, schalte das Licht ein". Genauso kann man über eingebundene Online-Dienste auch ein Taxi oder Blumen bestellen. Welche Protokolle die einzelnen Geräte und Services dabei nutzen, wird durch die offenen Schnittstellen letztlich irrelevant.

Die Idee, den vernetzten Haushalt per Sprache zu steuern, wird in den kommenden Monaten noch mehr Rückenwind bekommen. Google kündigte im Mai seinen Echo-Konkurrenten an. Der vernetzte Lautsprecher Home soll zumindest zum Start auf weniger Geräte und Dienste zugreifen können, kann dafür jedoch auf Googles sogenannten Knowledge Graph aufbauen, dem über Jahre gesammelten Schatz an Wissen über die Welt.

Während Google aber noch nicht weiß, wie sich die Internet-Nutzung per Sprache auf sein Kerngeschäft mit Online-Werbung niederschlagen wird, erkannte der weltgrößte Online-Händler Amazon , wie er im vernetzten Haushalt mehr Waren verkaufen kann. Echo hat einen direkten Draht zum Warenkorb: Ein gesprochener Satz reicht, um Mehl oder Waschmittel nachzubestellen. Laut Medienberichten will der Konzern das Gerät auch mit einem Musikstreaming-Abo verbinden, das halb so teuer wäre wie bei anderen Diensten.

Die Firma Apple will die Sprachassistentin Siri für die Steuerung des smarten Heims fit machen. Zudem bekommt die für September erwartete neue Version der iPhone-Software iOS eine eigene App namens Home speziell für die Bedienung vernetzter Geräte. Dabei sollen sich die Nutzer auch komplette Voreinstellungen für einzelne Situationen und Tageszeiten zusammenstellen können, samt Licht- und Temperatureinstellungen.

Smart-Home-Systeme gelten als einer der großen Trends der Internationalen Funkausstellung (IFA), die am Freitag in Berlin startet.

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