Teilen als Lebensform

Freiburg · Vom Werkzeug bis zur Wohnung: Statt auf Eigentum setzen viele Menschen auf Teilen, Tauschen und Mieten. Verschiedene Online-Plattformen bedienen dabei unterschiedliche Bedürfnisse.

 Besonders für viele alte Menschen ist konkrete Hilfe wertvoller als Geld – für ihre Dienste können Junge Miete sparen.

Besonders für viele alte Menschen ist konkrete Hilfe wertvoller als Geld – für ihre Dienste können Junge Miete sparen.

Foto: Fotolia

Im Internet finden sich viele Kleinanzeigen , in denen Personen Wohnraum gegen Dienstleistungen anbieten. Oft suchen Menschen jemanden, der ein paar Besorgungen für ihre alte Mutter oder ihren Vater macht oder ihnen ein bisschen Gesellschaft leistet. Manchmal benötigen Familien einen Betreuer, der sich stundenweise um die Kinder kümmert. Auch Helfer für die Tierpflege, den Garten oder Reparaturarbeiten im Haushalt werden gesucht.

Ein Portal, auf dem Menschen solche Kleinanzeigen aufgeben können, ist die Seite mitwohnen.org. Betrieben wird es vom Freiburger Verlag Interconnections. Die Idee kam den Machern, weil sie im Verlagsprogramm ein paar Ratgeber über Au-pair-Reisen haben. "Das ist in den letzten Jahren immer kritischer geworden. Der bürokratische Aufwand hat zugenommen, und es gibt zu viele Enttäuschungen", sagt Verlagschef Georg Beckmann. Anders sei das mit Kinderbetreuung durch Menschen aus der Region. "Es liegt viel näher, jemanden zu suchen, der sich in einem Land schon auskennt. Und warum sollte man das nicht ausweiten? Es werden ebenso Leute gesucht, die alte Menschen betreuen oder die Hecke schneiden."

Teilen ist ein Stück Internetkultur - man nennt es "Sharing Economy". Sie hat in Deutschland ein großes Potenzial. Prinzipiell seien neun von zehn Deutschen bereit, Dinge zu verleihen, lautet das Ergebnis einer Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbandes aus dem vergangenen Jahr. Carsharing-Portale wie Drivy und Tamyca etwa bieten Menschen die Möglichkeit, gemeinsam ein Auto nutzen. "Bei Drivy vermieten Privatpersonen ihr Auto an Menschen aus der Nachbarschaft", erläutert Drivy-Pressesprecherin Christiane Jakobs. Bereits 1,3 Millionen Deutsche sind laut dem Bundesverband Carsharing bei entsprechenden Anbietern registriert.

Auf der Online-Plattform Foodsharing können Menschen Lebensmittel teilen. Wer etwa über das Wochenende wegfährt und verderbliche Lebensmittel im Haus hat, kann diese über Internet-Seiten wie foodsharing.de verschenken. Wer lieber mit anderen Menschen isst, kann sich über Anbieter wie cookasa.com Gesellschaft ins Haus holen.

Bei Anbietern wie lifethek.de lassen sich auch kleinere Gebrauchsgegenstände leihen. "Warum soll ich mir eine Bohrmaschine anschaffen, wenn ich sie nur einmal im Jahr benutze?", fragt Andreas Arnold. Er entwickelt die Online-Plattform leihbar.de, auf der sich hochwertige Elektrogeräte gegen Gebühr mieten lassen sollen. "Teilen passt einfach besser zu unserer flexiblen Lebensweise. In Zukunft wird es wichtiger sein, Zugang zu den Dingen zu haben, als sie zu besitzen", glaubt Arnold.

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