Ein Auto mieten per Mausklick

Saarbrücken · Die einen benötigen ihr Auto nur selten, die anderen sind auf ein Fahrzeug angewiesen. Im Internet hat sich daraus ein neuer Trend entwickelt: Menschen mit Auto vermieten es an Menschen ohne.

Viele Autos stehen ungenutzt in der Garage. Internet-Portale wie Tamyca, Autonetzer oder Flexauto haben daraus eine Geschäftsidee entwickelt. Beim privaten Carsharing (Autoteilen) bringen sie Menschen, die ihr Auto vermieten wollen, mit jenen zusammen, die eines benötigen. Fahrzeughalter können damit die Kosten ihres Autos senken, Mieter , sofern ein passendes Angebot vorliegt, den Wagen um die Ecke nutzen. Interessierte können die Fahrzeuge finden, indem sie bei den Portalen die Postleitzahl oder den Namen des Ortes eingeben. Meldet sich ein Nutzer bei Tamyca an, muss er in seinem Profil Personalausweis- und Führerscheinnummer angeben. Wer sein Fahrzeug verleihen will, kann Fotos des Autos hochladen und dessen technische Daten hinzufügen. Bezahlt wird mit Kreditkarte oder über Online-Bezahlsysteme wie Paypal. Von jeder Transaktion bekommen die Portale einen Anteil, im Falle von Tamyca sind es 15 Prozent.

Vermietet werden dürfen bei Tamyca aus versicherungsrechtlichen Gründen nur Autos, die weniger als 250 000 Kilometer gelaufen sind, einen Neuwert von weniger als 100 000 Euro haben und eine maximale Leistung von 272 PS (200 kW) aufweisen. Ein Fahrzeug, das diese Kriterien nicht erfüllt, muss daher gegen Schäden bei Vermietungen versichert sein. Erfüllt ein Wagen die Richtlinien, stellt Tamyca die Versicherung für den Zeitraum der Vermietung . Bei einer privaten Ausleihe ist der Vermieter also durch Teil- und Vollkasko der Carsharing-Portale versichert. "Sollte die Versicherung aber eine gewerbliche Vermietung nachweisen können, haftet der Fahrzeughalter", warnt der ADAC-Jurist Klaus Heimgärtner. "Zudem müssen die Einnahmen aus einer gewerblichen Vermietung versteuert werden." Zwar dürfe jeder Vermieter entscheiden, wie viel er für sein Auto verlange, jedoch dürfe er nicht die Absicht haben, damit einen Gewinn zu erzielen, sagt Annika Lindemann von der Kundenbetreuung von Tamyca: "Konkret heißt das: Der Gewinn darf nicht über die Kosten gehen, die durch die Vermietung entstehen."

Eine Schwäche des privaten Carsharing sieht Klaus Heimgärtner vor allem in der Verteilung der Angebote: "Wohnt man nicht gerade in einer Großstadt oder in einem Ballungsgebiet, fällt das Angebot oft nicht sehr üppig aus. In Städten wie München oder Köln bieten viele Menschen ihre Autos zur Miete an." In ländlichen Gegenden Mecklenburg-Vorpommerns etwa herrsche hingegen gähnende Leere.

Eine Alternative für Mieter bieten gewerbliche Carsharing-Portale wie Cambio, Flinkster oder Car2Go. Hier muss der Kunde das Auto an einem der Standorte abholen. Bei dem Vermieter Cambio lässt sich der Wagen über eine Chipkarte und eine PIN öffnen, der Zündschlüssel befindet sich im Handschuhfach. Abgerechnet wird hier nach unterschiedlichen Tarifen. Vielfahrer zahlen eine höhere monatliche Grundgebühr, dafür aber weniger pro Stunde und gefahrenen Kilometern. Bei Nutzern, die weniger fahren verhält es sich entsprechend umgekehrt. Sie zahlen mehr pro Kilometer und Stunde, dafür aber weniger Grundgebühr. Der Versicherungsschutz umfasst eine Haftpflicht- und Teil- oder Vollkaskoversicherung.

Der Saarbrücker Jochen Seiler leiht sich etwa zehnmal im Monat ein Fahrzeug bei Cambio. "Wenn ich ein Auto für den nächsten Tag brauche, ist eigentlich immer etwas frei." Probleme, ein Auto zu finden, hat Seiler meist nur, wenn er es auf Anhieb braucht. Im vergangenen Jahr hat der 35-Jährige über 2000 Euro für Carsharing ausgegeben und überlegt daher, ein eigenes Auto zu kaufen - auch um künftig einfach mal spontan losfahren zu können.

tamyca.de

autonetzer.de

flexauto.de

cambio-carsharing.de

flinkster.de

car2go.com

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort