Online-Recht IT-Nachhilfe für die Jünger Justitias

Saarbrücken · Die digitale Entwicklung erfasst immer mehr Lebensbereiche. Daraus ergibt sich auch eine Vielzahl von rechtlichen Fragen. An der Saar-Uni können sich Juristen und Fachfremde auf IT-Recht spezialisieren.

 Prof. Dr. Georg Borges, Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Rechtsinformatik, deutsches und internationales Wirtschaftsrecht sowie Rechtstheorie an der Universität des Saarlandes.

Prof. Dr. Georg Borges, Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Rechtsinformatik, deutsches und internationales Wirtschaftsrecht sowie Rechtstheorie an der Universität des Saarlandes.

Foto: Iris Maria Maurer

Das Internet ist für uns alle Neuland – mit diesen Worten hat Bundeskanzlerin Angela Merkel vor ein paar Jahren Spott auf sich gezogen. Was der reflexhafte Hohn dabei leichthin übersieht: In Fragen des Rechts ist das digitale Gelände tatsächlich in Teilen kaum kartographiert. Doch das ändert sich gerade. „Wir erleben die dynamischste Entwicklung in der Rechtsgeschichte“, sagt Georg Borges, Jura-Professor an der Universität des Saarlands und Spezialist für IT-Recht. „1995 gab es weltweit noch kein einziges Gesetz zum Internet. Fünf Jahre später hatte jedes Land mindestens eins. Und seitdem kommen ständig neue hinzu.“

Um bei dieser Entwicklung mitzukommen, braucht es Menschen mit besonderen Kenntnissen. An der Universität des Saarlandes gibt es dafür den Schwerpunkt IT-Recht und Rechtsinformatik. Jura-Studenten können sich dabei auf digitale Themen spezialisieren. Dazu gehören Fragen des Datenschutzes, des Identitätsmissbrauchs oder des Urheberrechts. Mit einem zweisemestrigen Zertifikatsstudium können auch Fachfremde eine Qualifikation auf dem Gebiet erwerben (Infokasten).

Das Studium in Saarbrücken soll praktische Probleme mit juristischen Grundüberlegungen verbinden. Das geht es zum Beispiel um die Frage, was es technisch bedeutet, wenn man Daten im Internet, in der sogenannten Cloud, speichert und welche teilweise sehr komplizierten juristischen Aspekte davon andererseits berührt sind. Der Datenschutz ist heutzutage ein zentrales Problem, das viele Lebensbereiche betrifft. Wer etwa Kundendaten verliert, muss das unter Umständen melden. Aber ab wann ist das notwendig, welche Stelle ist zuständig, und welche rechtlichen Auswirkungen könnte der Verlust haben?

Nils Ulrich hat als Leiter des betrieblichen Datenschutzes bei einem Unternehmen der Hydraulik-Branche täglich mit Gesetzen zu tun, die Themen der digitalen Welt regeln. Sie haben weitreichende Auswirkungen auf Fragen der betrieblichen Praxis. Er muss sich beispielsweise mit der Frage auseinandersetzen, unter welchen Umständen Vorgesetzte Einblick in die Mailboxen von Mitarbeitern erhalten dürfen und was es zu beachten gilt, wenn seine Firma ein offenes Funknetzwerk für ihre Gäste anbietet.

Seine Antworten auf derartige Probleme seien dank des an der Saar-Universität erworbenen Wissens nun inhaltlich konkreter und fundierter, sagt Ulrich. Das verschaffe dem Unternehmen mehr Rechtssicherheit. „Ich weiß jetzt besser, wie ich bei einer Problemstellung die richtigen Normen finden und anwenden kann.“ Obwohl kein ausgebildeter Jurist, hatte Nils Ulrich immer schon Spaß am Umgang mit komplizierten Fragen des Rechts. Darum falle es ihm auch leicht, dem Stoff des Studiengangs zu folgen. „Die Dozenten schaffen es auch, die wissenschaftlichen Hintergründe für die Normen verständlich zu vermitteln.“ Umgekehrt bringen Menschen wie Ulrich, die aus der Praxis kommen, durch ihre konkreten Erfahrungen neue Impulse in die Vorlesungen, sagt Georg Borges. Aber sitzen die global agierenden Internet-Konzerne nicht am längeren Hebel als die Gesetzgebungsinstanzen der Staaten? Borges sieht das nicht so. „Wenn das Recht da ist, ist es sehr stark. Wir sind Facebook, Google und Uber nicht schutzlos ausgeliefert.“ Dafür brauche es Menschen, die die Zusammenhänge verstehen. „Wenn Recht überzeugend ist, setzt es Zeichen und kann wirken. Das sind spannende Prozesse und wir brauchen gute Juristen, die sie begleiten können.“ Für die Absolventen ergeben sich ausgezeichnete Berufsaussichten, ist Georg Borges überzeugt. „Der Markt an IT-Juristen ist leergefegt, alle suchen heute in dem Bereich.“

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