Vermittler zwischen Kunst und Wirklichkeit

Saarbrücken · Der Studiengang Kulturmanagement verbindet zwei Welten und drei Hochschulen. Dafür erhielt er den Landespreis Hochschullehre.

 Teilnehmer des Studiengangs Kulturmanagement um Dozentin Nicole Schwarz (mit Hund) vor der Kathedrale Notre Dame in Paris. Exkursionen wie diese sind Teil des Lehrkonzepts. Foto: HTW

Teilnehmer des Studiengangs Kulturmanagement um Dozentin Nicole Schwarz (mit Hund) vor der Kathedrale Notre Dame in Paris. Exkursionen wie diese sind Teil des Lehrkonzepts. Foto: HTW

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Künstler sind kreativ und chaotisch. Betriebswirte sind effizient und geldfixiert. Füreinander haben beide nichts als Abscheu übrig.

Mit diesem Dreisatz ließe sich ein Klischee auf die Spitze treiben, das kulturelle und ökonomische Sphäre strikt auseinanderdividiert. In der Wirklichkeit haben sie sich aber längst aufeinander zubewegt. Kultur ist ein Wirtschaftsfaktor und viele Künstler sind Unternehmer ihrer selbst. Dieser Entwicklung trägt der Master-Studiengang Kulturmanagement Rechnung, der an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), der Hochschule für Musik (HfM) und der Hochschule der Bildenden Künste (HBK) in Saarbrücken angeboten wird.

Studienangebote zum Thema Kulturmanagement gebe es einige, doch die Zusammenarbeit von wirtschaftlich und künstlerisch orientierten Hochschulen sei einzigartig in Deutschland, sagt HTW-Professorin Nicole Schwarz, die den Studiengang in den vergangenen Jahren aufgebaut hat.

Das schlage sich auch in einem Curriculum nieder, das es bundesweit in dieser Form kein zweites Mal gebe. Sogenannte Harmonisierungsmodule sorgen dafür, dass sich Studenten aus unterschiedlichen Fachbereichen auf Augenhöhe begegnen können: Betriebswirte analysieren musikalische Satzstrukturen, Musiker erstellen Unternehmensbilanzen. Gemeinsam erarbeiten sie sich die Methoden zum Management und zur Vermittlung kultureller Themen. Für dieses Konzept wurden die Dozenten in diesem Jahr mit dem Landespreis Hochschullehre ausgezeichnet.

"Kulturmanager müssen Brückenbauer sein", erklärt Nicole Schwarz die besondere Herausforderung, die der Arbeitsbereich darstellt. Man brauche eine Affinität zu und ein besonderes inhaltliches Interesse an künstlerisch-kulturellen Themen, müsse aber auch strukturiert und organisiert arbeiten können.

Für Franziska Krumme ist das eigentlich eine Selbstverständlichkeit. "Auch Kulturinstitutionen müssen gemanagt werden. Sonst kann das gar nicht funktionieren bei so vielen Beteiligten" sagt die 26-Jährige. Sie gehörte zum Pionierjahrgang des 2014 ins Leben gerufenen Angebotes und hat gerade ihren Abschluss erreicht. "Ich habe schon vor dem Studium bei vielen kulturellen Projekten mitgemacht. Da habe ich mir oft gedacht, dass viel Energie unnötig verbraucht wurde. Mehr Struktur hätte da gutgetan."

Struktur ist auch das Stichwort, das Johannes Kern von dem Studiengang überzeugt hat. Der 24-Jährige hat seinen Bachelor in Kompositionslehre an der HfM Würzburg gemacht. "An einer Musikhochschule gibt es sehr wenig Struktur. Da fand ich es gut, mal einen festen Stundenplan zu haben." Was er an betriebswirtschaftlichen Inhalten und organisatorischen Methoden kennenlernt, könne gerade kulturell tätigen Menschen zugutekommen. "Künstler liefern oft tolle Arbeit ab, aber werden in der wirklichen Welt nicht dafür belohnt. Deswegen fände ich es schön, ihnen helfen zu können."

Wie Kern und Krumme kommen viele Studenten aus ganz Deutschland extra für den Studiengang ins Saarland, sagt Schwarz. Er sei von Anfang an voll besetzt gewesen - eine Seltenheit für neue Angebote.

Der Stundenplan ist gut gefüllt. Das muss er auch sein, denn mit gerade einmal vier Semestern, von denen das letzte auch noch hauptsächlich für die Abschlussarbeit reserviert ist, ist die Zeit knapp bemessen. "Das ist schon sportlich", sagt Nicole Schwarz. Dabei soll nicht nur Theorie gepaukt, sondern auch Wert auf Praxis gelegt werden. Aktuell planten die Studenten etwa das Fest der Kulturen am Rotenbühl. Am 17. Juni können Besucher sich dann ab 10 Uhr in dem Saarbrücker Stadtteil von den organisatorischen Fähigkeiten der angehenden Kulturmanager überzeugen.

Die ersten Absolventen seien bereits bei anerkannten Institutionen wie Oper, Philharmonie und Theater untergekommen, so Schwarz. Wie so oft gilt dabei: Wer bereit ist, aus dem Saarland wegzuziehen, hat die besseren Karten.

Zum Thema:

Der Masterstudiengang Kulturmanagement ist eine Kooperation der Hochschulen für Technik und Wirtschaft (HTW), für Musik (HfM) und der Bildenden Künste (HBK) in Saarbrücken. Teilnahmevoraussetzung ist ein abschlossenes Bachelorstudium in einem einschlägigen Fach. Eventuell muss ein Eignungstest absolviert werden. Für das viersemestrige Angebot stehen pro Jahrgang zwanzig Plätze bereit. www.htwsaar.de/studium/ studienangebot/master/KM_MA

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