Drei Bewerber fürs höchste Uni-Amt

Saarbrücken · Im Februar des kommenden Jahres scheidet Uni-Präsident Professor Volker Linneweber aus dem Amt. Die Findungskommission der Uni schickte gestern Abend drei Kandidaten ins Rennen um seine Nachfolge.

 In drei Wochen wird an der Saar-Universität ein neuer Präsident gewählt. Drei Kandidaten treten bei der Abstimmung an. Foto: Maurer

In drei Wochen wird an der Saar-Universität ein neuer Präsident gewählt. Drei Kandidaten treten bei der Abstimmung an. Foto: Maurer

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Bei der Wahl des nächsten Unipräsidenten werden Senat und Universitätsrat der Hochschule über drei Kandidaten abstimmen können. Das entschied gestern Abend die Findungskommission der Hochschule. Sie nominierte den Dekan der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät III, Professor Dirk Bähre, den amtierenden Vizepräsidenten der Saar-Universität, Professor Uwe Hartmann, und den Vizepräsidenten für Forschung der Uni Luxemburg, Professor Ludwig Neyses.

Die Kandidatur des Physik-Professors Uwe Hartmann galt auf den Campus in den vergangenen Wochen als offenes Geheimnis. Hartmann ist seit dem 1. Oktober 2015 Vizepräsident für Planung und Strategie der Saar-Uni. Er gilt als grundsätzlicher Kritiker des Hochschulentwicklungsplans der Landesregierung und verurteilt vor allem den Versuch der Staatskanzlei, "auf dem Campus alles diktieren zu wollen". Das Sparkonzept, das die Uni nun als Folge eines bis 2020 praktisch eingefrorenen Landeszuschusses umsetzen müsse, sei "unter Zwang zustande gekommen". Gleichwohl müssten sich die Gremien der Hochschule mit den Konsequenzen der Landesplanung auseinandersetzen, um den Schaden so gering wie möglich zu halten. Die Universität werde ihr Fächerspektrum verkleinern und die Zahl ihrer Studenten reduzieren müssen. Wichtig sei aber, dass sie dabei nicht ihre Schwerpunkte schädige und wettbewerbsfähig bleibe. Die Uni stehe allerdings nicht nur bei den Haushaltsplanungen unter Druck. Der Vizepräsident beziffert den Sanierungsbedarf der Gebäude in Saarbrücken und Homburg auf 300 bis 400 Millionen Euro. Die Hochschule benötige einen Entwicklungsplan Bau, um diesen enormen Sanierungsstau abarbeiten zu können.

Exzellente Landeskinder-Uni

Dirk Bähre ist der Überraschungskandidat vom Campus der Saar-Uni bei dieser Wahl. Obwohl er seit 2014 als Dekan der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät III Erfahrungen in der Hochschulverwaltung gesammelt hat, ist der Professor für Fertigungstechnik in der Vergangenheit in der Öffentlichkeit nicht durch besondere hochschulpolitische Ambitionen aufgefallen. Der Maschinenbau-Ingenieur, der an der Uni Kaiserslautern promovierte, hebt sich in einem Punkt von seinen Mitbewerbern ab. Dirk Bähre hat außer seiner akademischen Karriere mehrere Jahre Erfahrungen in der Industrie vorzuweisen. Von 1998 bis 2008 war er bei der Firma Bosch tätig, unter anderem als Leiter einer Entwicklungsabteilung. Danach wechselte er auf den Lehrstuhl für Fertigungstechnik der Saar-Uni. Bähre plädiert für ein gesundes Selbstbewusstsein und eine realistische Selbsteinschätzung. Die Saar-Uni habe immer wieder bewiesen, dass sie zu hervorragenden Leistungen imstande ist. Es gebe keinen Anlass, wegen des von der Landesregierung verordneten Sparprogramms in Panik zu geraten. "Das Schreckensszenario, das wir gelegentlich selbst entwerfen, wird nicht eintreten", ist er überzeugt. Die Hochschule benötige nach den schmerzhaften Spardebatten nun endlich eine Phase der Konsolidierung.

Das bedeute auch, dass die Landesregierung, deren Recht auf eine grundsätzliche Weichenstellungen in der Hochschulentwicklung unbestritten sei, sich aus der Detailsteuerung der Fachrichtungen heraushalte. Bähre beschreibt seine Hochschule als "Landeskinder-Universität mit exzellenten Bereichen von überregionaler Ausstrahlung". Den Spagat, den ihr diese Doppelrolle abverlange, könne die Hochschule aushalten. Unverändert werde sie aus dem bis 2020 reichenden Sparprogramm nicht hervorgehen, "aber diese Universität wird durch die ihr von der Landesregierung auferlegten finanziellen Beschränkungen auch nicht untergehen".

Der dritte Kandidat dieser Wahl, der Luxemburger Kardiologe Professor Ludwig Neyses, ist seit April 2013 Vizerektor für Forschung an der Universität Luxemburg. Neyses studierte Medizin in Mainz, Montpellier und London.

Er arbeitete an der Uniklinik Bonn und an der medizinischen Fakultät der Uni Würzburg. Von 2001 bis 2013 war er an der Universität Manchester in Großbritannien, wo er eine Kardiologische Klinik aufbaute und das European Studies Programme begründete, ein mehrsprachiges europäisches Lehrprogramm für Medizinstudenten. Zu den weiteren Stationen seiner Laufbahn zählen das Duke University Medical Center in Durham und das Beaumont Hospital in Detroit (beide USA) sowie die Universitätsklinik von Zürich und das Federal Institute of Technology in Zürich.

Die Findungskommission, so ihr Vorsitzender Professor Günter Stock gestern Abend nach der Sitzung, habe in ihrer Vorauswahl drei Kandidaten nominiert, "über die man ernsthaft diskutieren muss. Wir haben der Universität heute eine wirkliche Wahlmöglichkeit eröffnet." Am 29. Juni werden sich die Kandidaten bei einer öffentlichen Anhörung an der Hochschule vorstellen. Der Uni-Präsident wird von den Spitzengremien der Hochschule, dem Senat und dem Universitätsrat bestimmt. Die Abstimmung im Senat ist am Nachmittag des 29. Juni vorgesehen. Die Abstimmung im Universitätsrat soll am 4. Juli erfolgen.

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