Wenn das Sprechen schwerfällt

Berlin · Logopäden sind mehr als nur Sprachtherapeuten. Berufseinsteiger erwarten viel Abwechslung und gute Chancen auf einen Arbeitsplatz, beim Gehalt müssen sie aber oft Abstriche machen.

 Mit einer sogenannten Benennübung behandelt Luisa Kaminski (links) Patienten mit Wortfindungsstörungen. Foto: Henning Kaiser/dpa

Mit einer sogenannten Benennübung behandelt Luisa Kaminski (links) Patienten mit Wortfindungsstörungen. Foto: Henning Kaiser/dpa

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Als Luisa Kaminski einem Bekannten sagte, dass sie Logopädin ist, dachte der, "das ist das mit den Füßen". Andere vermuten, die 22-Jährige kümmere sich nur um lispelnde Kinder. Dabei ist der Beruf so unterschiedlich wie die Patienten. Logopäden fördern die frühkindliche Sprachentwicklung, therapieren Schluckstörungen oder helfen Unfallopfern, sich nach Hirnverletzungen wieder an einfache Worte zu erinnern.

Luisa Kaminski absolvierte ein duales Studium an der Hochschule für Gesundheit in Bochum. In einer Rehaklinik behandelt sie 30 Stunden in der Woche schwerkranke Erwachsene. Manche können Nahrung nicht selbst essen oder leiden nach einem Schlaganfall unter Lähmungen.

In ihrem Nebenjob therapiert die Berufseinsteigerin die Lese- und Rechtschreibschwächen von Kindern. Manche wüssten zu wenige Wörter, sagt Kaminski. Andere könnten ganz bestimmte Begriffe - etwa "Ball" - nicht aussprechen. Es gebe auch Kinder, die gar nicht oder nur mit Angehörigen sprechen. "Das kann an innerer Unsicherheit und sehr starker Schüchternheit liegen", sagt Kaminski.

Generell gehe es in ihrem Job darum, dass Kinder den Entwicklungsrückstand aufholen und Erwachsene in ihrem Alltag besser zurechtkommen, so Kaminski. "Man hat mit 1000 verschiedenen Menschen zu tun, muss ständig motivieren und es aushalten können, der Clown zu sein." Die gewachsene sprachlich-kulturelle Vielfalt fordere Logopäden besonders heraus, sagt Margarete Feit, Sprecherin des Bundesverbands für Logopädie (DBL): "Immer mehr Menschen müssen versorgt werden, deren Muttersprache nicht Deutsch ist." Feit spornt deshalb junge Migranten und mehrsprachig aufgewachsene Menschen an, sich über die Ausbildung zu informieren.

Rund 80 staatliche und private Berufsfachschulen in Deutschland und zunehmend auch Hochschulen bilden Logopäden aus. Ob Studium oder eigenständige Ausbildung - das Staatsexamen erfolgt nach sechs Semestern. Die heutige Logopädie-Schule der Gesundheitsakademie der Berliner Charité war 1962 die erste staatlich anerkannte Lehranstalt für Logopäden .

Neben einem guten Schulabschluss - Abitur oder Mittlere Reife mit zweijähriger Berufsausbildung - sollte man "eine gesunde und belastungsfähige Stimme, eine gewisse Musikalität, eine gute Aussprache, aber auch soziale Kompetenzen mitbringen", erklärt Schulleiterin Barbara Ries. Die Ausbildung in Berlin gehört zu den vielen Einrichtungen, die eine Gebühr kosten, in dem Fall 325,50 Euro im Monat. Es gibt aber Schulen, die kostenfrei ausbilden.

"Die Arbeitsmarktchancen sind gut", sagt Vanessa Thalhammer, Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit . Im Jahr 2015 seien 15 100 Logopäden sozialversicherungspflichtig beschäftigt gewesen. "Die berufsspezifische Arbeitslosenquote liegt unter drei Prozent, das bedeutet faktisch Vollbeschäftigung."

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Auf einen Blick Logopäden beraten, untersuchen und behandeln Patienten mit Sprach-, Sprech- oder Stimmstörungen auf Basis einer ärztlichen Verordnung. Die schulische Ausbildung ist bundesweit einheitlich geregelt und dauert drei Jahre an Berufsfachschulen für Logopädie . Daneben besteht die Möglichkeit, Logopädie und Sprachtherapie an Hochschulen zu studieren. An öffentlichen Schulen ist die Ausbildung in der Regel kostenfrei, private Schulen erheben dagegen meist Lehrgangsgebühren. Eine Ausbildungsvergütung gibt es nicht. Das spätere Einstiegsgehalt wird nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit auf 2200 bis etwa 3200 Euro brutto pro Monat beziffert, kann aber auch davon abweichen. Infos im Internet unter www.bdsl-ev.de , www.dgs-ev.de , www.dbs-ev.de , www.dbl-ev.de und www.bgw-online.de hei

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