Wächter des Schienen-Netzes

Leipzig · Fahrdienstleiter kümmern sich darum, dass bei der Bahn der Alltagsbetrieb richtig funktioniert. Sie haben im Stellwerk die Übersicht und Aufsicht über die Fahrstrecken von Zügen.

 Kim Wondratschke ist derzeit in einem mechanischen Stellwerk tätig, wo sie unter anderem Weichen umstellt.Foto: Sebastian Willnow/dpa

Kim Wondratschke ist derzeit in einem mechanischen Stellwerk tätig, wo sie unter anderem Weichen umstellt.Foto: Sebastian Willnow/dpa

Foto: Sebastian Willnow/dpa

Kim Wondratschke kommt aus einer Eisenbahnerfamilie. Der Vater war Fahrdienstleiter, der Opa auch. Nun wird auch die 21-jährige Wondratschke Fahrdienstleiterin. Ihr ist klar: "Man genießt das Vertrauen der Menschen, aber man trägt auch eine große Verantwortung, dass alles reibungslos läuft." Eine Maxime gilt dabei immer: "Sicherheit geht vor Pünktlichkeit".

Wondratschke ist angestellt bei der DB Netz AG , einer Tochter der Deutschen Bahn. Eine Weile hat sie mit dem Gedanken gespielt, nach dem Abi zu studieren. Dann hat sie sich doch für die duale Ausbildung entschieden. "Ich habe schon gewusst, was die Inhalte sind, aber das richtige Verständnis bekommt man erst, wenn man in den Stellwerken arbeitet", sagt Wondratschke. Derzeit ist sie in einem mechanischen Stellwerk in Leipzig tätig, ihre Ausbildung dauert zweieinhalb Jahre.

Vom Stellwerk aus steuern die Fachkräfte zum Beispiel die Weichen oder prüfen die Belegung der Gleise. Neben konventionellen gibt es computergesteuerte Werke. "Dort macht der Fahrdienstleiter alles per Mausklick", erklärt Simone Heinrichs, Ausbildungsgesamtkoordinatorin bei der DB Netz AG Regional Südost in Leipzig . Egal, für welche Technologie sich die Auszubildenden entscheiden: Jeder Fahrdienstleiter muss hochkonzentriert arbeiten und in stressigen Situationen souverän entscheiden können. Bevor die Auszubildenden bei der Bahn oder einem anderen Unternehmen im Eisenbahnverkehr starten, gehen sie durch ein mehrstufiges Auswahlverfahren. Dazu gehören bei der Deutschen Bahn ein Online-Test, ein Gespräch im Unternehmen und die Tauglichkeitsprüfung beim Betriebsarzt.

Sehr gute Übernahmechancen

Die Deutsche Bahn ist nicht der einzige Betrieb, der die Eisenbahner für die Stellwerke ausbildet, allerdings ist er der größte. Dort gibt es 13 000 Fahrdienstleiter in 3000 Stellwerken, sie betreuen nach Unternehmensangaben 34 000 Kilometer Streckennetz.

Aber auch regionale Bahnunternehmen bilden junge Leute aus, sagt Anja Schwarz, Ausbildungsexpertin beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin. Es gibt rund 450 Unternehmen in Deutschland, die Züge zum Beispiel im Güterverkehr oder auf Betriebsgeländen in der Stahlindustrie oder im Braunkohletagebau betreiben. "Jedes dieser Unternehmen kann, sofern die formalen Anforderungen aus dem Berufsbildungsgesetz erfüllt werden, Ausbildungsplätze anbieten", sagt Marcus Gersinske vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen in Köln.

Die Unternehmen erwarten in der Regel mindestens einen Hauptschulabschluss, gutes Allgemeinwissen und ein Verständnis für Mathematik und Physik. Technikinteresse und logisches Denkvermögen sind ebenfalls wichtig. Die Ausbildung dauert je nach Stellwerkstyp 30 oder 36 Monate. Anschließend sind die Übernahmechancen sehr gut. "Die Leute werden händeringend gesucht", sagt Gersinske.

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Auf einen Blick Eisenbahner im Betriebsdienst der Fachrichtung Fahrweg sorgen für den reibungslosen Ablauf des Personen- und Gütertransports im Schienenverkehr . Hauptsächlich haben sie als Fahrdienstleiter im Stellwerk die Übersicht und Aufsicht über die Fahrstrecken. Die Ausbildung dauert drei Jahre, die Ausbildungsvergütung liegt nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung im ersten Ausbildungsjahr bei 780 Euro brutto im Monat, im zweiten bei 843 und im dritten bei 907 Euro. Das spätere Einstiegsgehalt wird mit 2150 bis 2300 Euro brutto pro Monat beziffert. Weitere Infos im Internet unter bahnindustrie.info , www.vbg.de und www.evg-online.org hei

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