Nichts für empfindliche Nasen

Berlin · In der Kanalisation riecht es oft stark und die Arbeiten dort sind meist laut. Wer sich trotzdem für den Beruf des Kanalbauers entscheidet, bekommt dafür ein gutes Gehalt. Es gibt aber noch mehr Gründe für die Ausbildung.

 Als angehender Kanalbauer braucht David Anderson nicht nur technisches Verständnis. Wichtig ist auch eine gute körperliche Konstitution. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Als angehender Kanalbauer braucht David Anderson nicht nur technisches Verständnis. Wichtig ist auch eine gute körperliche Konstitution. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

(dpa) David Anderson ist im zweiten Ausbildungsjahr als Kanalbauer bei der Firma Frisch & Faust Tiefbau GmbH in Berlin. Er baut Abwassersysteme. Um in den Untergrund zu gelangen, müssen er und seine Kollegen erst einmal auf der Straße eine Baugrube oder einen Graben ausheben. Dann verlegen sie dort Rohre, damit das Wasser abfließen kann.

"Der Job ist enorm anstrengend", erzählt Anderson. Wenn er abends nach Hause kommt, ist er geschafft. "Trotzdem, es macht Spaß", sagt er. Bei der Arbeit helfen zwar Maschinen. Anderson muss aber trotzdem viele Aufgaben mit den Händen erledigen. Auch schwere Bauteile, etwa kleinere Schachtsegmente aus Beton, muss er heben und tragen. Bewerber müssen deshalb von der Statur her robust und absolut fit sein. "Sie sollten auch technisches Verständnis mitbringen", sagt Susanne Müller vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Das brauchen sie zum Beispiel, um bei der Inspektion eines Kanals ferngelenkte Kamerafahrzeuge bedienen zu können.

Sorgfalt bei der Arbeit ist für Kanalbauer ebenfalls unerlässlich. Das ist zum Beispiel beim Verlegen von Rohren wichtig. Die Teile müssen penibel auf ihre Dichtheit überprüft werden - schließlich dürfen keine Abwässer ins Grundwasser sickern.

Die Ausbildung zum Kanalbauer dauert drei Jahre. Jugendliche lernen im Betrieb, an der Berufsschule sowie an überbetrieblichen Ausbildungsstätten. Einen bestimmten Schulabschluss müssen Bewerber nicht haben. Der Betrieb entscheidet, wen er ausbilden möchte. 2016 haben deutschlandweit 117 junge Leute eine Ausbildung zum Kanalbauer begonnen. Diese Zahl nennt Andreas Pieper vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Der Frauenanteil liegt bei unter einem Prozent.

Auch David Anderson ist Teil eines Teams, das ausschließlich aus Männern besteht. Frühmorgens, um 6.30 Uhr, treffen sich alle auf dem Betriebsgelände. Irgendwo in der Stadt wird ein Haus gebaut. Aufgabe der Kanalbauer ist es, die Abwasserleitungen des Gebäudes ans städtische Abwassersystem anzuschließen. Zu den weiteren Tätigkeiten von Kanalbauern gehört es, Abwasserleitungen und -systeme instand zu halten und zu sanieren. Mitunter müssen sie auch Rohrleitungen und Schächte reinigen.

Wer Probleme mit Schmutz hat, ist in dem Job nicht an der richtigen Stelle. Kanalbauer dürfen auch nicht geruchsempfindlich sein. An die unangenehmen Gerüche gewöhne man sich aber, sagt Anderson. Wenn der Geruch zu stark ist, legen Kanalbauer Schutzmasken an. Bewerber müssen auch in der Lage sein, in einem Schacht oder Graben auf engem Raum zu arbeiten. Lärm gehört zum Alltag.

Der alles andere als bequeme Arbeitsalltag wird gut bezahlt, die tarifliche Ausbildungsvergütung in der Bauwirtschaft ist überdurchschnittlich hoch.

Anderson kann sich vorstellen, eines Tages als Polier oder Bauleiter zu arbeiten. "Vielleicht werde ich aber auch Geschäftsführer meines eigenen Betriebs", sagt er.

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Gut dotierter Ausbildungsberuf (hei) Kanalbauer bauen Abwasserleitungen und Abwassersysteme, halten sie instand und sanieren sie. Die Ausbildung dauert drei Jahre, die Ausbildungsvergütung liegt nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung zwischen 675 und 1400 Euro brutto im Monat, je nach Ausbildungsjahr und Region. Das spätere Einstiegsgehalt wird mit etwa 2600 Euro brutto monatlich beziffert. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.dwa.de , www.bgbau.de , www.vdrk.de und www.bauindustrie.de .

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