Experten für den perfekten Klang

Ludwigsburg · Viele Blechblasinstrumente kommen heute aus industrieller Fertigung in Fernost. Gerade Profi-Musiker wissen jedoch die handgemachten Modelle deutscher Manufakturen zu schätzen. Instrumentenmacher müssen gut in Mathe sein.

 Harald Bosch erklärt Lucia Zabinski, worauf sie bei der Arbeit an Instrumenten achten muss. Foto: Christoph Schmidt/dpa

Harald Bosch erklärt Lucia Zabinski, worauf sie bei der Arbeit an Instrumenten achten muss. Foto: Christoph Schmidt/dpa

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(dpa) Lucia Zabinski konnte es sich nicht richtig vorstellen, nach dem Abitur ein Studium zu beginnen. Etwas Handwerkliches sollte es sein, war sich die 20-Jährige aus Soltau sicher, die seit vielen Jahren Trompete spielt und seit kurzem auch Posaune. Nun lernt sie, Trompeten, Hörner und Posaunen zu bauen und zu restaurieren.

Wer Metallblasinstrumentenmacher lernt, entscheidet sich für eine Ausbildung in der Nische. Es gibt nicht mehr viele Betriebe, die ausbilden. Durch die Konkurrenz günstiger Instrumente aus Fernost haben viele kleine Betriebe schließen müssen, sagt Christoph Endres. Er ist Meister, Geschäftsinhaber und Vorsitzender der Bundesfachgruppe Blasinstrumente der Musikinstrumentenbauinnung Deutschland. Viele Geschäfte könnten sich keine Azubis mehr leisten.

Wer eine der wenigen Lehrstellen bekommt, macht eine duale Ausbildung im Betrieb und in der Schule. Es gibt in Deutschland drei Berufsschulen, in denen mehrwöchiger Blockunterricht ansteht. Die Ausbildung dauert drei Jahre. "36 Wochen davon verbringen die jungen Leute in der Schule, in Blöcken von sechs Wochen, zweimal im Jahr", sagt Werner Stannat, Studiendirektor Musikinstrumentenbau an der Oscar-Walcker-Schule Ludwigsburg.

Bis heute wird beim Bau von Posaunen, Trompeten, Hörnern oder der Tuba das meiste in Handarbeit hergestellt. Die Auszubildenden lernen zunächst die einzelnen Arbeitsschritte. "Sie werden mit den Werkstoffen vertraut gemacht, erstellen Einzelteile und schließlich einzelne Baugruppen", sagt Stannat. Akustik, Musikkunde, technisches Zeichnen - all dies sind Fächer, auf die die Schule Lehrlinge wenig vorbereitet. Sie sollten gut in Mathematik sein und räumliches Vorstellungsvermögen mitbringen, damit aus dem Plan tatsächlich ein Instrument wird.

Wichtig auch: die Kenntnis des Instruments. "Viele Auszubildende spielen in Musikzügen oder Orchestern", sagt Endres. Seiner Meinung nach kann man kein guter Instrumentenbauer werden, wenn man das Gerät nicht beherrscht - egal, ob man Volksmusik, Jazz oder Klassik spielt.

Auch wenn Azubis ihre Schule erfolgreich abgeschlossen haben, haben sie noch kein komplettes Instrument gebaut: "Das kommt erst in der Meisterschule", sagt Stannat. Sie besucht nur ein Bruchteil der Gesellen. In der Ausbildung ist das Ziel, sich alle theoretischen Hintergründe dafür anzueignen, um später ein Instrument herzustellen und spielfertig zu bekommen.

Lucia Zabinski hat am meisten Freude am "Restaurieren, Reparieren und daran, ein rustikales Instrument aufzupeppen", sagt sie. "Man lernt in der Schule und von jedem im Betrieb." Jeder habe seine eigene Art, mit einem Instrument umzugehen. "Das muss man sich so lange anschauen, bis man seine eigene Art gefunden hat." Ihr ist auch der Umgang mit Kunden wichtig. "Man kann mit ihnen fachsimpeln, und man identifiziert sich über sein Instrument." Kommunikationstalent ist also auch eine Anforderung, die an die jungen Leute gestellt wird.

In dem Beruf kann man sich einen Namen machen. "Es ist ein zutiefst emotionales und persönliches Verhältnis, das die Musiker zu ihrem Instrumentenbauer haben", sagt Stannat. Viel Zeit wird jeder Fachmann damit verbringen, Instrumente zu reinigen und zu warten.

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Arbeit an Trompeten und Posaunen (hei) Metallblasinstrumentenmacher stellen Trompeten, Posaunen sowie andere Blechblasinstrumente her und stimmen sie. Außerdem reparieren und restaurieren sie ältere Instrumente. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Dabei erhalten Azubis nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit zwischen 400 und 520 Euro brutto im Monat. Das spätere Einstiegsgehalt wird mit 2900 bis 3200 Euro brutto beziffert. Weitere Infos im Internet unter www.ifm-zwota.de , und www.das-starke-handwerk.de

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