Werkstück „spricht“ mit Maschine

Hannover/Saarbrücken · Die Produktion eines Visitenkarten-Halters diente in der „Smart Factory“ des Forschungszentrums DFKI dazu, die „Fabrik der Zukunft“ zu erläutern. Das Interesse auf der Hannover Messe war groß.

 Die „Smart Factory“, die das DFKI in Hannover mit Partner betrieben hat, ist in solche Module unterteilt. Foto: DFKI

Die „Smart Factory“, die das DFKI in Hannover mit Partner betrieben hat, ist in solche Module unterteilt. Foto: DFKI

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Die "Fabrik der Zukunft" ist dem Besucher der Hannover Messe auf Schritt und Tritt begegnet. Doch bei genauerem Hinschauen steckt die genannte Industrie 4.0, die die industrielle Fertigung mit den Möglichkeiten der Digitalisierung kombinieren soll, noch in den Kinderschuhen - auch wenn die Potenziale allmählich sichtbar werden. Ein Beispiel war die "Smart Factory", wo unter Federführung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) eine kleine Fertigung aufgebaut war. In der Mini-Fabrik wurden Visitenkarten-Halter hergestellt, die es in zwei Farben gab und die individuell bedruckt werden konnten. "Wir arbeiten hierbei mit Industrie-Partnern zusammen, die sich von neuartigen Fertigungsmethoden eine Menge versprechen", erläuterte Rüdiger von Bernstorff, Ingenieur am DFKI-Bereich Innovative Fabriksysteme (IFS) in Kaiserslautern. Mit von der Partie waren unter anderem der Automatisierungs-Spezialist Festo, der Hydraulikteile-Hersteller Bosch Rexroth, der Siemens-Konzern oder der US-Netzausrüster Cisco.

Das Prinzip von Industrie 4.0 konnte der Besucher bei der Herstellung der Visitenkarten-Halter verfolgen. Die Rohlinge waren mit einem kleinen Chip ausgestattet, in dem alle Produkt-Informationen gespeichert waren. Das Werkstück teilte der Maschine mit, auf welche Weise es bearbeitet werden sollte. Wenn dieser Schritt beendet war, wurde es zur nächsten Fertigungs-Einheit weitergeleitet, der Produktions-Fortschritt im Chip festgehalten. "Sollte eine Komponente ausfallen, kann sie rasch ausgetauscht werden, ohne dass dadurch die ganze Fabrik stillsteht", beschrieb DFKI-Ingenieur von Bernstorff weitere Vorteile der Zukunfts-Fabrik. Die Rohlinge, die vor dem fehlerhaften Modul auf ihre Bearbeitung warteten, "drehen einfach eine Ehrenrunde." "Dahinter ging die Produktion normal weiter, bis das Band abgeräumt ist". Die Smart Factory sei so vernetzt, "dass sie auf Störungen selbstständig reagieren kann". Sollten zusätzliche Bearbeitungsschritte gewünscht werden, "können wir weitere Module einschieben".

Die Anlage auf der Hannover Messe setzte sich aus fünf Produktionsmodulen, einem Handarbeitsplatz und diversen Informationssystemen zusammen. Sie stammten von den einzelnen Partnern, "die ihr Modul jeweils autark nach den gemeinsam mit der Smart Factory erarbeiteten Standards aufgebaut haben", hieß es beim DFKI.

Die schnelle Entwicklung solcher Standards zwischen den Industrie-Ausrüstern sowie den einzelnen Software-Häusern "ist entscheidend für den Erfolg von Industrie 4.0 im großtechnischen Maßstab", betonte Festo-Vorstandschef Eberhard Veit in Hannover. Der Anfang sei gemacht. Auch während der Industriemesse habe es zwischen den einzelnen Fachverbänden wieder Abstimmungskonferenzen gegeben. "Doch wir müssen und beeilen", mahnt Veit. In anderen Teilen der Welt werde auch an solchen Standards gearbeitet. "Wer hier als erster an den Start geht, hat einen enormen Wettbewerbsvorteil".

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HintergrundDie Hannover Messe, die gestern zu Ende ging, will ihrem Schwerpunkt der digitalisierten Fabrik auch in Zukunft treu bleiben. Dieses Thema beherrschte 2014 die weltgrößte Industrieschau. Mit gut 180 000 Besuchern kamen ähnlich viel wie bei der jüngsten vergleichbar großen Auflage im Jahr 2012, als es 183 000 Gäste waren. dpa

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