Schwerbehinderte finden nur schwer einen Job

Berlin. Trotz der guten wirtschaftlichen Lage haben schwerbehinderte Menschen immer noch große Probleme, eine reguläre Beschäftigung zu finden. Nach einer aktuellen Übersicht der Bundesagentur für Arbeit (BA) fand im Vorjahr nur etwa jeder sechste Schwerbehinderte (16 Prozent), der aus der Arbeitslosenstatistik gestrichen werden konnte, einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt

Berlin. Trotz der guten wirtschaftlichen Lage haben schwerbehinderte Menschen immer noch große Probleme, eine reguläre Beschäftigung zu finden. Nach einer aktuellen Übersicht der Bundesagentur für Arbeit (BA) fand im Vorjahr nur etwa jeder sechste Schwerbehinderte (16 Prozent), der aus der Arbeitslosenstatistik gestrichen werden konnte, einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt. Unter den nicht Schwerbehinderten lag die entsprechende Quote mit gut 31 Prozent dagegen fast doppelt so hoch.Auch die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit war bei Schwerbehinderten mit 76 Wochen deutlich länger als bei Personen ohne körperliche oder geistige Beeinträchtigung. Hier lag die Spanne bei 64 Wochen. Nach dem Gesetz sind Betriebe mit mindestens 20 Beschäftigten dazu verpflichtet, fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze mit Schwerbehinderten zu besetzen. Für jeden nicht besetzten Platz wird eine Ausgleichsabgabe fällig. Offenbar wirken Strafzahlungen aber nicht abschreckend genug, um den gesetzlichen Vorgaben nachzukommen. Laut BA betrug die durchschnittliche Erfüllungsquote im Jahr 2009 nur 4,5 Prozent. Und das auch nur deshalb, weil sie durch die öffentlichen Arbeitgeber mit 6,3 Prozent übererfüllt wurde. In der Privatwirtschaft lag die Vergleichsquote bei lediglich 3,9 Prozent.

Zieht man den Zeitraum der letzten fünf Jahre in Betracht, dann ist die Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten ausschließlich in der Altersgruppe zwischen 55 und 65 gestiegen. Und zwar um satte 45 Prozent. Bei den nicht schwerbehinderten Altersgenossen betrug der Zuwachs "nur" zwölf Prozent. In beiden Fällen gilt es aber zu berücksichtigen, dass Ende 2007 vorruhestandsähnliche Regelungen ausliefen, die das wahre Ausmaß der Arbeitslosigkeit Älterer erheblich verschleiert hatten. Seitdem ist die Statistik transparenter geworden.

Im vergangenen Monat waren offiziell 178 000 Schwerbehinderte als Arbeitslose registriert. Eine entsprechende Quote wird von der Bundesagentur für Arbeit allerdings nur jahresdurchschnittlich ermittelt. Die letzte aktuell verfügbare Zahl bezieht sich auf das Jahr 2010. Damals lag die Arbeitslosenquote unter Schwerbehinderten mit 14,9 Prozent rund ein Drittel höher als die allgemeine Vergleichsquote.

"Die Bundesregierung muss endlich handeln und mehr für die Beschäftigung schwerbehinderter Menschen tun", fordert die Arbeitsmarktexpertin der Linken, Sabine Zimmermann, gegenüber unserer Zeitung. Aber auch die Betriebe selbst seien gefordert. "Anstatt über einen vermeintlichen Fachkräftemangel zu jammern, sollten die Arbeitgeber ihren Blick auf schwerbehinderte Arbeitslose richten, die überdurchschnittlich qualifiziert sind", sagt Zimmermann. Nach Angaben der BA hatten von den schwerbehinderten Erwerblosen im Vorjahr immerhin 60 Prozent einen Studien- oder Berufsabschluss - bei den übrigen Arbeitslosen waren es nur 55 Prozent.

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