Noch eine Milliarde mehr

Berlin · Im Aufsichtsrat wächst die Ungeduld mit Flughafenchef Mehdorn. Wie teuer wird der neue Hauptstadtflughafen wirklich, wie lange dauert es noch? Ärger gibt es auch um die Nachtflüge.

Die unklare Finanzierung des Hauptstadtflughafens setzt Geschäftsführer Hartmut Mehdorn unter Druck. Vor einer Sitzung des Aufsichtsrates gestern kündigte er an, es seien 1,1 Milliarden Euro zusätzlich nötig, um den Bau und den Schallschutz für die Anwohner fertigzustellen. Damit würden die Gesamtkosten auf 5,4 Milliarden Euro steigen. Trotz stundenlanger Sitzung gab es am Abend keine Entscheidung, wie der milliardenschwere Finanzbedarf für das Projekt gedeckt werden kann. Auch im Streit um das Nachtflugverbot fand das Gremium keine Lösung.

Der Verband Deutscher Grundstücksnutzer wies Aussagen Mehdorns zurück, der Schallschutz für Anwohner habe die Kosten unerwartet erhöht. "Es sind nichts anderes als die Aufwendungen, die auf der Grundlage des Planfeststellungsbeschlusses für den Schallschutz entstehen. Die darin formulierten Schutzziele stammen von der Flughafengesellschaft selbst", stellte Verbandspräsident Peter Ohm fest.

Im Streit um mehr Nachtruhe erlitt Brandenburg eine Niederlage. Das Land wollte im Aufsichtsrat auf ein längeres Nachtflugverbot dringen. Bislang ist ein Flugverbot von Mitternacht bis 5 Uhr geplant und höchstrichterlich genehmigt. Brandenburg folgt jedoch einem Volksbegehren, das fordert, dass von 22 Uhr bis 6 Uhr nicht geflogen wird, was die beiden anderen Eigentümer, das Land Berlin und der Bund, ablehnen. Der Aufsichtsrat sprach sich gestern dagegen aus, darüber abzustimmen.

Weitere Auskünfte zu der langen Tagesordnung wollte der Aufsichtsrat am Abend nicht geben, wie ein Sprecher sagte. Damit bleibt auch unklar, wie die Arbeiten auf der Baustelle vorangehen. Siemens legte dem Gremium hinter verschlossenen Türen dar, dass die Techniker noch nicht mit dem Umbau der Brandschutzsteuerung beginnen konnten, weil sie noch auf Pläne vom Flughafen warten. Damit dürfte Mehdorns Ziel hinfällig sein, die Bauarbeiten am Jahresende abzuschließen und dann in Testbetrieb und Abnahmen zu gehen. Eine Eröffnung vor 2016 wird damit noch unwahrscheinlicher. Wegen schwerer Bau- und Planungsfehler sind schon vier Eröffnungstermine geplatzt.

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