Hoteliers wollen Preise senken und investieren

Saarbrücken. Während der politische Streit um die Senkung der Mehrwertsteuer für Hotelübernachtungen anhält, machen die Hoteliers Pläne, wie sie die zusätzlichen Erträge einsetzen. Nicht ganz, aber zum Teil sollen die Gelder in saarländischen Häusern zu sinkenden Zimmerpreisen führen. Das ergab eine Umfrage unserer Zeitung unter Hoteliers

Saarbrücken. Während der politische Streit um die Senkung der Mehrwertsteuer für Hotelübernachtungen anhält, machen die Hoteliers Pläne, wie sie die zusätzlichen Erträge einsetzen. Nicht ganz, aber zum Teil sollen die Gelder in saarländischen Häusern zu sinkenden Zimmerpreisen führen. Das ergab eine Umfrage unserer Zeitung unter Hoteliers. Vielfach sollen Mittel aus der zwölfprozentigen Steuerersparnis auch in Investitionen fließen. So hat das Hotel Linslerhof in Überherrn bereits konkrete Pläne für die Verwendung des Geldes. Laut Geschäftsführer Martin Kirsch werden zwei neue Ausbildungsplätze geschaffen, Renovierungen angegangen, der Spa-Bereich neu gestaltet sowie ein Teil direkt über den Zimmerpreis weitergegeben. Ähnliche Pläne haben auch die großen Hotelketten. "Bei uns wird die Mehrwertsteuersenkung zum Teil direkt an den Kunden weitergegeben", sagt Peter Müller, Sprecher der Victor's Hotelgruppe, die im Saarland mit fünf Häusern vertreten ist. "Der andere Teil wird in den Substanzerhalt gesteckt, also zum Beispiel in nötige Renovierungen. Außerdem gibt uns diese Maßnahme die nötige Luft für Investitionen. Wie hoch diese Anteile jeweils ausfallen, ist je nach Größe von Hotel zu Hotel verschieden."Auch die Accor-Gruppe, zu der unter anderem die Häuser Novotel, Mercure, Ibis und Etap gehören, plant solche Maßnahmen, wie Sprecher Michael Kirsch erläutert: "Wir geben die Effekte der Senkung in drei Bereichen weiter. Wir investieren, beispielsweise in Hotel-Upgrades, wir stecken Geld in Entlohnung und Qualifikation der Mitarbeiter und verbessern das Segment Preis/Leistung." Dies bedeute beispielsweise Rabattaktionen von bis zu 40 Prozent in ausgewählten Häusern. Beim Hotel am Triller in Saarbrücken wird die Ersparnis gestaffelt an die Kunden weitergegeben. "Ein Drittel geht in Form von Preissenkungen sofort an den Kunden, zwei Drittel nutzen wir zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit", sagt Geschäftsführer Michael Bumb. Für ihn ist - wie im übrigen für alle anderen befragten Hoteliers auch - klar, dass sich die Auswirkungen der Mehrwertsteuersenkung nicht sofort bemerkbar machen. "Wir können erst nach etwa sechs Monaten sagen, wo es genau hingeht. Denn wir können zurzeit nicht einmal genau sagen, mit welchen Summen wir rechnen können", sagt Gudrun Pink (Foto: bub), Präsidentin des deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) im Saarland.Einig sind sich die Hotelbetreiber gerade im Grenzgebiet zu Frankreich und Luxemburg aber in einem wichtigen Punkt: Sie halten die Senkung für notwendig, um mit der Konkurrenz in Frankreich, wo 5,5 Prozent Mehrwertsteuer verlangt werden, mithalten zu können. Ein Problem hat die Maßnahme der Bundesregierung aber gebracht: Da sich die Steuersenkung lediglich auf die Zimmerpreise bezieht, nicht aber auf das Frühstück, können die Hotels nicht mehr pauschal Übernachtung mit Frühstück anbieten, da diese getrennt ausgewiesen werden müssen. "Wir können nicht eine 19-Prozent-Leistung mit einer Sieben-Prozent-Leistung verrechnen", erklärt Michael Kirsch. "Das hat auch schon dazu geführt, dass Kunden einfach das Frühstück weglassen. Daher sind wir dazu übergegangen, Pakete zu schnüren, beispielsweise bieten wir für Business-Kunden einen vergünstigten Wlan-Zugang an, wenn sie ein Frühstück zur Übernachtung mitbuchen." Meinung

Durchdacht sieht anders aus

Von SZ-RedaktionsmitgliedSascha Sprenger Ob man die Senkung der Mehrwertsteuer auf Übernachtungen nun als Steuergeschenk geißeln oder als überfällig und notwendig für die Wettbewerbsfähigkeit der Hoteliers loben will: Wirklich durchdacht ist die Reform nicht. In dieser Form schafft sie bürokratischen Mehraufwand, teils unzufriedene Gäste und kann im konkreten Fall des Frühstücks den Hoteliers sogar finanzielle Einbußen bescheren, die die Vorteile der Reform ins Gegenteil verkehren. Die Bundesregierung muss das an vielen Stellen widersinnige Mehrwertsteuersystem reformieren und ein durchdachtes Entlastungs-Paket schnüren. Dann können die Hoteliers ein eben solches Paket auch an die Kunden weitergeben.

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