Frische Meeresfische aus Völklingen

Völklingen · Der Start der Meeresfischzucht-Anlage in Völklingen war mühevoll. Doch heute heißt es zum ersten Mal „frische Fische“. Größere Mengen sollen ab Mai an den Handelsriesen Edeka Südwest geliefert werden.

 Verena Hanke und Benjamin Schwarz kümmern sich um die Fische und ihre Lebensbedingungen. Dieses Bild entstand am Tag der offenen Tür im Oktober 2012. Archivfoto: Becker&Bredel

Verena Hanke und Benjamin Schwarz kümmern sich um die Fische und ihre Lebensbedingungen. Dieses Bild entstand am Tag der offenen Tür im Oktober 2012. Archivfoto: Becker&Bredel

"Die Dorade, auch als Goldbrasse bekannt, ist ein Meeresfisch mit feinem Fleisch und delikatem Aroma." Und "der edle Wolfsbarsch besticht durch festes Fleisch und ein feines Aroma". Mit diesem Lob und garniert mit Rezepten ("Wolfsbarsch in der Salzkruste") preist die Zeitschrift "Essen&Trinken" jene Ozeanbewohner, die ab heute an der Völklinger Fischzucht-Halle zu Preisen von 18 bis 19 Euro pro Kilogramm verkauft werden sollen. Es sind die ersten Tiere, die in der Meeresfischzucht Völklingen (MFV) aufgezogen und geschlachtet wurden. "Gestern haben sich die Veterinäre die Tötungsmethode angeschaut und sie abgesegnet", erzählt Jochen Dahm erleichtert. Er ist als Geschäftsführer der Stadtwerke Völklingen für die MFV zuständig.

Neben dem Straßenverkauf soll ab Mai die regelmäßige Belieferung des Handelsriesen Edeka Südwest (Umsatz 7,6 Milliarden Euro, 43 500 Mitarbeiter) beginnen - in der ersten Woche mit zwei Tonnen Dorade, danach mit zwei Tonnen Wolfsbarsch. Wie es weitergeht, ist noch offen. "Wir beabsichtigen, die Abnahmemenge entsprechend der Nachfrage unserer Kunden anzupassen", heißt es bei Edeka Südwest. Auch in welchen Märkten der Fisch verkauft werde, "hängt von der Nachfrage ab". Über die langfristigen Liefervereinbarungen schweigt man sich aus: "Zu Vertragsinhalten machen wir grundsätzlich keine Angaben", schreibt Edeka Südwest auf Anfrage. Fisch Nummer drei ist der Yellowtail Kingfish (Gelbschwanzmakrele). Die ersten Exemplare sollen im Frühsommer schlachtreif sein.

Eine Besonderheit ist der Russische Stör, der in der Natur zwischen Süß- und Salzwasser wechselt. Diesen Wechsel hätten die Fische gut verkraftet, wie Dahm bereits im Herbst vergangenen Jahres erläuterte. Die Störe sollen bis zur Geschlechtsreife heranwachsen, die sie mit etwa acht Jahren erreichen, damit sie Kaviar liefern können.

Wenn die MFV ihre volle Kapazität erreicht hat, soll die jährliche Ernte bei 600 Tonnen Fisch und fünf Tonnen Kaviar liegen. Doch nach wie vor sind viele Fragen offen. So ist weiterhin unklar, wer später in welcher Höhe an der MFV beteiligt sein wird. Derzeit strebt die Neomar GmbH nach 10,1 Prozent der Anteile. Das bestätigte gestern noch einmal Martin Sander, einer der Inhaber. Diese Gesellschaft aus Uetze-Eltze (bei Hannover) hat mit "Oceanloop" die Technologie für die Fischzucht entwickelt. Jeweils 25,1 Prozent sollen an die Sawa GmbH (Zwickau) und an die schweizerische Ocean Swiss Alpine Seafood AG verkauft werden. Doch das Geschäft mit den Sachsen verschiebe sich um ein Jahr, wie Dahm gestern einräumte. Und die Schweizer "wollen eigentlich einen höheren Anteil". Derzeit sind die Beteiligungen bei der Gewerbeansiedlungsgesellschaft Völklingen (GAV) geparkt, auch ein Unternehmen der Stadtwerke Völklingen. Dahm will auf jeden Fall sicherstellen, dass die GAV am Ende mindestens 25,1 Prozent behält. Geld ist schon genug geflossen. Die gesamten Investitionen für die Anlage addieren sich inzwischen auf 21 Millionen Euro. Jetzt kommt das erste Geld zurück.

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