Flughafenchef Schwan hat gekündigt

Saarbrücken. Der umstrittene Chef des Saarbrücker Flughafens, Friedhelm Schwan, hat seinen Vertrag zum 31. Juli kommenden Jahres gekündigt. Wie Wirtschaftsstaatssekretär Jürgen Barke (SPD) gestern sagte, sei das Kündigungsschreiben am Montag eingegangen. Schwan hat einen Fünf-Jahres-Vertrag, der automatisch verlängert wird, es sei denn, ein Vertragspartner kündigt bis Ende 2012

Saarbrücken. Der umstrittene Chef des Saarbrücker Flughafens, Friedhelm Schwan, hat seinen Vertrag zum 31. Juli kommenden Jahres gekündigt. Wie Wirtschaftsstaatssekretär Jürgen Barke (SPD) gestern sagte, sei das Kündigungsschreiben am Montag eingegangen. Schwan hat einen Fünf-Jahres-Vertrag, der automatisch verlängert wird, es sei denn, ein Vertragspartner kündigt bis Ende 2012. Genau das hat Schwan nun getan. Über seine Beweggründe war von ihm selbst gestern nichts zu erfahren. Barke sagte, der Flughafenchef sei krank.Über die Nachfolge von Schwan ist noch nicht entschieden. Der Staatssekretär kündigte eine Übergangslösung an. Angedacht sei, dass ein Mitglied der landeseigenen Wirtschaftsförderungsgesellschaft gw Saar die Aufgabe übernehme. Nach SZ-Informationen soll es sich um Thomas Schuck handeln, der auch Geschäftsführer der Strukturholding Saar ist, der Dachgesellschaft der landeseigenen Wirtschaftsförder-Unternehmen. Die Übergangslösung soll auch für den Fall greifen, dass Schwan für längere Zeit krank sein sollte. Davon geht man intern angeblich aus.

"Ich brauche eine handlungsfähige Geschäftsführung am Flughafen", sagte Barke. Zu groß sei die "Baustelle Flughafen", um eine längere Vakanz an der Spitze hinnehmen zu können. Schließlich sei die Herausforderung riesig, in den kommenden Jahren das jährliche Defizit von zehn auf fünf Millionen Euro zu halbieren. So könnte Schuck bereits Anfang Dezember den Chefposten übernehmen, heißt es aus informierten Kreisen.

Schwans Kündigung dürfte wohl mit Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zusammenhängen. Möglicherweise ist er einer drohenden Suspendierung zuvorgekommen. Schwan steht unter Betrugsverdacht. Es soll zu Unregelmäßigkeiten in der von ihm betriebenen Kassenarztpraxis in Saarlouis gekommen sein. Seit mehr als einem Jahr arbeitet die Justiz an dem Fall. Nach SZ-Informationen sind die Nachforschungen weitgehend abgeschlossen. Eine Anklage könnte also kurz bevorstehen. Angeblich hatte Schwan vor einigen Wochen ein Gespräch mit dem Staatssekretär, der zugleich auch Aufsichtsratsvorsitzender des Flughafens ist. Wie es aus informierten Kreisen heißt, soll Barke signalisiert haben, dass er Schwan keine Rückendeckung gebe, falls es zur Anklage komme. Schwan soll sich dann am Tag darauf krankgemeldet haben. Offiziell teilte die Staatsanwaltschaft gestern auf Anfrage mit, dass die Ermittlungen weiter liefen. Es sei ungewiss, ob überhaupt Anklage erhoben werde.

Bereits im Sommer war über eine Ablösung Schwans spekuliert worden. Der frühere Finanzstaatssekretär Gerhard Wack (CDU) war als Nachfolger im Gespräch. Damals wurden nicht nur die Betrugs-Ermittlungen als Hintergrund genannt. Rheinland-Pfalz soll sich in den Verhandlungen über eine Kooperation der Flughäfen Saarbrücken und Zweibrücken gegen Schwan als Chef einer gemeinsamen Gesellschaft ausgesprochen haben.

Schwan gilt zwar als einer der Wegbereiter des Engagements von Air Berlin am Flughafen Saarbrücken. Doch hatte er mit immer mehr Problemen zu kämpfen. Reisebüros am Flughafen hatten seinen Rücktritt gefordert. Sie klagten, dass zu wenig Urlaubsflüge angeboten würden. Zudem wird Schwan angelastet, dass er gerne neue Projekte ankündige, wie den Bau eines Parkhauses, die Umsetzung aber nicht vorankomme.

Meinung

Zeit für einen Neuanfang

Von SZ-RedakteurVolker Meyer zu Tittingdorf

Die Ära Friedhelm Schwan am Flughafen Saarbrücken ist spätestens im kommenden Sommer zu Ende. Wahrscheinlich ist sie jetzt schon vorbei. Die Last der Betrugsermittlungen war dem Flughafenchef wohl zu groß. Denn eins ist klar: Die Landesregierung käme nicht umhin, ihn seines Postens zu entheben, falls die Staatsanwaltschaft Anklage erhebt. Zwar geht es in dem Verfahren um mutmaßliche Verfehlungen in seiner Arbeit als Arzt. Doch ein Flughafenchef, der sich womöglich vor Gericht verantworten muss, ist im Landesdienst nicht zu halten. Die moralischen Ansprüche sind in diesem prominenten Fall mit Recht hoch.

Schwan ist aber auch als Flughafenchef umstritten. Dass Air Berlin ab Saarbrücken fliegt, mag großteils sein Verdienst sein. Doch zu viel lief schief. Er verkündete gern hochfliegende Pläne, setzte sie aber nicht um. Er zerstritt sich mit den Reisebüros. Und die Passagierzahlen sanken stetig, während das Millionendefizit immer weiter stieg. Auch dafür ist Schwan mit verantwortlich. Es ist Zeit für einen personellen Neuanfang.

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