Erstmals über 100 000 Öko-Autos

Berlin · 43 Millionen Autos fahren auf Deutschlands Straßen, davon haben 106 000 einen Elektro- oder Hybridantrieb. Das ist Rekord. Dennoch steht die Energiewende im Straßenverkehr erst am Anfang.

Auf deutschen Straßen tut sich langsam was beim umweltfreundlichen Autofahren: Erstmals hat die Zahl der zugelassenen Elektro- und Hybridautos die 100 000er-Marke geknackt. Das geht nach Information unserer Zeitung aus den neuesten Daten des Kraftfahrtbundesamtes hervor.

Demnach haben sich inzwischen mehr denn je Autofahrer für eines der weitgehend abgasfreien und geräuscharmen Fahrzeuge entschieden: Im März waren rund 106 000 Öko-Autos zugelassen - batteriebetriebene Elektroautos und Hybrid-Pkw, die über Elektroantrieb und Verbrennungsmotor verfügen. Das waren rund 8000 mehr als zu Beginn des Jahres. Allerdings ist die Kluft zwischen beiden Fahrzeugarten weiter groß: So waren exakt 91 839 Hybrid-Wagen auf den Straßen unterwegs (plus 6246 im Vergleich zum Januar), aber nur 14 001 reine Elektroautos (plus 1845).

Der Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien, Philipp Vohrer, begrüßte die Entwicklung: "Diese Zunahmen sind sehr erfreulich", sagte er unserer Zeitung. Die Agentur wird von zwei Bundesministerien gefördert und hat in einer aktuellen Studie erhebliche Potenziale des Straßenverkehrs für die Energiewende festgestellt. Zugleich dämpfte Vohrer aber die Zuversicht auf eine große Trendwende bei den umwelt- und klimafreundlichen Fahrzeugen: Angesichts von 43 Millionen Pkw in Deutschland sei die Entwicklung "erst ein Anfang für die Energiewende im Verkehrssektor".

Sorgenkind bleibt vor allem der Markt für Elektro-Autos. Er wächst zwar, liegt aber immer noch deutlich hinter den Erwartungen zurück. Viele Fahrer scheuen einen Kauf wegen der vergleichsweise geringen Leistungsfähigkeit der Autos, der hohen Preise sowie vielerorts fehlender Ladestationen. Die Bundesregierung will trotzdem nicht an ihrem Ziel rütteln, bis 2020 eine Million Elektro-Pkw auf die Straßen zu bringen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) kündigte kürzlich an, diese Fahrzeuge "mit Privilegien auszustatten, die einen Zusatznutzen für die Käufer bedeuten". Darunter fallen Sonderrechte beim Parken oder bei der Nutzung von Busspuren. Auch soll die Zahl der Ladestationen massiv ausgebaut werden. Finanzielle Anreize für den Kauf will die Regierung aber nicht einräumen, wohl auch deshalb, weil es bereits steuerliche Vergünstigungen gibt.

"Kleiner Meilenstein"

Auch die Vorsitzende des Bundestags-Umweltausschusses, Bärbel Höhn (Grüne), bewertete die jüngsten Zahlen grundsätzlich positiv. Sie seien "ein kleiner Meilenstein". Gleichwohl warnte sie vor überzogenen Hoffnungen: In Norwegen seien die Zulassungsraten bereits zwölf Mal so hoch wie in Deutschland. Speziell bei der Zulassung von Elektroautos gehöre die Bundesrepublik zu den Schlusslichtern weltweit.

Grünen-Politikerin Höhn forderte die schwarz-rote Koalition auf, die neuen Technologien stärker zu unterstützen - und das bereits im Kleinen: "Eigentlich müssten die Fuhrparks von Bundesregierung und Parlament mit gutem Beispiel vorangehen und auf Elektroautos umsteigen. Leider passiert hier gar nichts."

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