Der Herd kocht künftig das Essen alleine

Hannover/Saarbrücken · Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) zeigt auf der Cebit Erstaunliches: Sprechende Han dys, die 30 000 Rezepte kennen. Die passende Application (App) steuert den Kochvorgang.

 Da können DFKI-Chef Wolfgang Wahlster (Zweiter von rechts) und Professor August Wilhelm Scheer (rechts) nur noch staunen. Projektleiter Ulrich Schäfer präsentiert die Küche der Zukunft. Die kocht selbst. Foto: DFKI

Da können DFKI-Chef Wolfgang Wahlster (Zweiter von rechts) und Professor August Wilhelm Scheer (rechts) nur noch staunen. Projektleiter Ulrich Schäfer präsentiert die Küche der Zukunft. Die kocht selbst. Foto: DFKI

Foto: DFKI

. Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) ist unter die Köche gegangen. Zumindest wird am DFKI-Stand auf der Computermesse Cebit gezeigt, wie das Kochen der Zukunft schon bald aussehen könnte.

Das Team von Ulrich Schäfer aus dem Saarbrücker Forschungsbereich Sprachtechnologie hat eine Applikation (App) entwickelt, mit der jeder über sein Smartphone, wenn es mit dem Betriebssystem Android läuft, per Sprachdialog eine Mahlzeit zubereiten kann. 30 000 Rezepte, die von der Saarländerin Ulrike Schweitzer zusammengestellt wurden, sind auf der App "Kochbot" hinterlegt. Der Hobby-Koch fragt sein Handy, welche Zutaten er braucht und was er machen muss, um beispielsweise eine Lasagne zu kochen. Das sprechende Handy gibt die notwendigen Anweisungen. Aber am DFKI ist man schon weiter: Am Messestand ist die App mit einer Küchenzeile verknüpft, die den Herd, das Waschbecken und die Dunstabzugshaube steuert. Hält der Nutzer einen Kochtopf unter den Hahn, fließt die exakt benötigte Wassermenge in den Topf. Der Herd und die Abzugshaube schalten sich automatisch an, wenn das Wasser zum Kochen gebracht werden soll. Ist die nötige Temperatur erreicht, fährt der Herd wieder auf Null. "Der Prototyp soll für Menschen mit Einschränkungen weiterentwickelt werden und soll später auch in einer richtigen Küche funktionieren", sagt Schäfer. Demnächst sollen blinde Menschen ausprobieren, wie sie mit diesem System zurechtkommen.

Am Fernsehen der Zukunft arbeitet der Saarbrücker DFKI-Fachbereich Intelligente Benutzerschnittstellen. Wer sich mit "Swoozy" eine Sendung anschaut, kann sich mit einer Handgeste oder über einen Tablet-PC Zusatzinformationen über einen Moderator, einen Schauspieler oder ein Reiseland anfordern. "Bei Swoozy verschmelzen die Videoinhalte mit Diensten im Internet", erzählen die Forscher Peter Poller und Matthieu Deru.

Am Bremer DFKI-Bereich Robotics hat der Roboter Charly das Licht der Welt erblickt. Er entstand aus einem Forschungsauftrag des Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und des Bundeswirtschaftsministeriums. Charly kann sich wie ein Affe bewegen, "da er als erster Roboter mit einer Wirbelsäule ausgestattet wurde", so Chef-Entwickler Marc Simnofske. "Dadurch hat er eine sehr hohe Bewegungsfreiheit." Allein Charlys Füße sind mit 40 Drucksensoren ausgestattet, damit er weiß, wann er mit beiden Beinen auf der Erde steht oder ein Hindernis überwinden muss. Als ausgereifter Roboter soll Charly in Weltraum-Missionen eingesetzt werden, um in Mondkratern Bodenproben zu ziehen. "Den üblichen Raumfahrzeugen wäre Charly weit überlegen", ist Simnofske überzeugt.

Der DFKI-Ableger in Kaiserslautern misst Menschenmassen. Das Forscherteam um Professor Paul Lukowicz hat in Halle 9, in der sich der DFKI-Stand befindet, 13 Sensoren platziert. Diese nehmen anonym die Funksignale der Besucher-Handys auf und können so analysieren, wohin sich die Menschen bewegen, für welche Stände sie sich besonders interessieren. Demnächst soll die Uni Kaiserslautern mit diesem System ausgestattet werden. Über eine App können die Studierenden dann sehen, wie voll einzelne Hörsäle sind, wie viele Leute an den Bushaltestellen warten oder wie lang die Schlange vor der Mensa ist.

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