"Die Endrunde ist immer etwas Besonderes"

Herr Geid, die erste Mannschaft des KSV Köllerbach startet jetzt in die Playoffs. Ein Erfolg ist aber schon sicher: Die Zweite ist Meister in der Oberliga. Aber auf den Aufstieg wird der Verein verzichten. Warum?Thomas Geid: Die Mannschaft ist zu jung. Sie setzt sich vorrangig aus der A- und B-Mannschaft zusammen, die dieses Jahr ebenfalls Meister wurde

 Thomas Geid (rechts, hier neben Hüseyin Dincay) blickt zwar skeptisch drein, freut sich aber riesig auf die an diesem Samstag beginnenden Playoffs. Foto: Andreas Schlichter

Thomas Geid (rechts, hier neben Hüseyin Dincay) blickt zwar skeptisch drein, freut sich aber riesig auf die an diesem Samstag beginnenden Playoffs. Foto: Andreas Schlichter

Herr Geid, die erste Mannschaft des KSV Köllerbach startet jetzt in die Playoffs. Ein Erfolg ist aber schon sicher: Die Zweite ist Meister in der Oberliga. Aber auf den Aufstieg wird der Verein verzichten. Warum?

Thomas Geid: Die Mannschaft ist zu jung. Sie setzt sich vorrangig aus der A- und B-Mannschaft zusammen, die dieses Jahr ebenfalls Meister wurde. Im Einzelvergleich mit den Herren aus Riegelsberg oder Hüttigweiler wären sie den Zweitligisten noch unterlegen. Würden sie jetzt in die 2. Liga aufsteigen, wären viele überfordert, würden wahrscheinlich die Lust verlieren und im schlimmsten Fall aufhören.

Neben der ersten Mannschaft in der Bundesliga wäre aus sportlicher Sicht ein Team in der 2. Bundesliga doch sinnvoll, oder?

Geid: Neben dem Argument, dass die Jungs noch zu jung sind, wäre das auch aus organisatorischer Sicht ein unwahrscheinlicher Akt. Momentan ist es so, dass die zweite Mannschaft vor der ersten Mannschaft kämpft. Nachmittags ringt die Jugend. Würde die zweite Mannschaft in der 2. Liga ringen, hätte sie einen eigenen Kampftag. Das würde allein schon für den Auf- und Abbau in der Halle einen enormen Mehraufwand darstellen.

Wenn junge Ringer aus der zweiten in die erste Mannschaft aufrücken, ist das dann nicht ein sehr großer Unterschied aus der Oberliga in die Bundesliga?

Geid: Doch, natürlich. Aber der Wechsel in die erste Mannschaft kommt ja nicht von heute auf morgen. Wir bilden unsere Ringer sehr gut aus und führen sie auch langsam an das Niveau in der Bundesliga heran. Wenn die jungen Ringer in den Kader rutschen, machen sie in der ersten Saison vielleicht ein bis zwei Kämpfe. Die Einsätze steigern sich dann natürlich.

Bei der Vielzahl an Talenten in der zweiten Mannschaft und zweier Zweitliga-Teams im Saarland müssen Sie doch befürchten, dass es einige zu anderen Vereinen zieht?

Geid: Klar. Es kommt vor, dass andere Vereine die Jungs ansprechen. Sie sind ja auch bestens ausgebildet. Da weiß man, was man hat. Wer will, kann natürlich immer wechseln. In der Vergangenheit hat sich allerdings gezeigt, dass die, die den Verein verlassen haben, sich nicht weiterentwickelt und keine echten Fortschritte mehr gemacht haben oder am Ende ganz aufgehört haben.

Sie gehen also davon aus, dass die Köllerbacher Talente wissen, dass sie beim KSV gut aufgehoben sind und ihre Chance bekommen?

Geid: Normalerweise müssten sie das wissen. Die Jungs brauchen natürlich einen langen Atem. Unser Ziel ist aber, aus jedem auch einen Bundesliga-Ringer zu machen. Das ist unsere Aufgabe. Wir bilden unsere Jugend schließlich auch für uns aus. Das heißt aber auch, dass wir unsere Talente nicht im Ofenrohr verfeuern möchten.

Wie sieht diese Arbeit denn konkret aus?

Geid: Ziel ist es, sie langsam an ein Top-Niveau heranzuführen. Beste Beispiele sind derzeit Timo Badusch und Manuel Pitz. Beide haben diese Saison fast die Hälfte der Bundesliga-Kämpfe bestritten. Beide waren sich aber auch nie zu schade, in der zweiten Mannschaft zu ringen. Das schafft ein enormes Zusammengehörigkeitsgefühl. Hinzu kommt, dass unsere jungen Ringer gemeinsam mit unseren ausländischen Top-Ringern trainieren. Das ist schon was Besonderes, und die Jungs wissen das.

Der KSV Köllerbach konnte in dieser Saison einige ausländische Neuzugänge präsentieren. Gab es Neuzugänge, von denen Sie enttäuscht waren?

Geid: Enttäuscht war ich nur von Yusuf Benekli. Er war einfach nicht zuverlässig und stand der Mannschaft und mir mehrmals nicht zur Verfügung. Das kann man sich im Bundesliga-Geschäft einfach nicht leisten.

Warum ist Unzuverlässigkeit bei den Ringern so schlimm?

Geid: Der Kader muss bei uns bis zum 31. Mai stehen. Danach hast du keine Möglichkeit mehr, jemanden zu verpflichten. Wenn dann verletzungsbedingte Ausfälle dazukommen, kann es schon sehr eng werden.

Und mit den anderen Neuzugängen waren Sie zufrieden?

Geid: Ja, absolut. Vor allem Björn Holk ist, wie Martin Daum, auch wenn der nicht ganz neu ist, unglaublich zuverlässig. Die beiden leben professionellen Ringersport vor. Wenn die beiden mir zusagen, kann ich Freitagabend beruhigt einschlafen, weil ich weiß, dass sie Samstag auf der Matte stehen. Aber auch Andrei Dukov und Thomasz Swierk haben sich wunderbar eingefügt. Heiki Nabi hat nicht nur alle seine Kämpfe gewonnen, sondern ist auch noch unwahrscheinlich sympathisch. Er war auch schon früh Weltmeister. Ein absoluter Vorzeigeathlet, der auch im Training immer hilfreich zur Seite steht.

Vom Training zu den Trainern: Wie bewerten Sie den Wechsel des Nationaltrainers im griechisch-römischen Stil - von Maik Bullmann zu Jannis Zamanduridis?

Geid: Ich kenne ja beide. Jannis hat ja auch beim KSV Köllerbach gerungen und ist ein sympathischer Zeitgenosse. Aber weil man bei den Herren den Medaillen immer etwas hinterher gelaufen ist, bekommt man jetzt nasse Füße. Durch die Erfolgsflut im Nachwuchsbereich versucht man, jetzt auch bei den Herren einen Schub reinzubringen. Es geht natürlich darum, möglichst viele Olympia-Quotenplätze zu erreichen.

Welche deutschen Ringer des KSV Köllerbach können sich noch für Olympia 2012 qualifizieren?

Geid: Durch die Verletzung von Saba Bolaghi sehe ich für Martin Daum eine Chance, sich zu qualifizieren. Auch Andriy Shyyka hat ein Riesenpotenzial. Für Konstantin Schneider wird es sicher die letzte Möglichkeit für Olympia sein. Jan Fischer ist noch jung, aber auch die beiden haben die Möglichkeit, sich noch zu qualifizieren.

Wie schätzen Sie deren Chancen ein?

Geid: Viele gute Ringer haben sich schon durch eine gute Weltmeisterschaft qualifiziert. Trotzdem wird es ungemein schwer. Das Feld der Ringer ist unheimlich komprimiert. Es gibt einfach sehr viele starke Jungs, die sich noch für London 2012 qualifizieren wollen. Aber ich bin zuversichtlich, dass unsere Jungs das schaffen.

An diesem Samstag beginnen die Playoffs. Für Sie ist das ja eigentlich reine Routine, oder?

Geid: Die Endrunde ist für uns alle immer wieder etwas Besonderes. Vor allem nachdem die Qualifikation schon so früh feststand, hat irgendwie das Salz in der Suppe gefehlt. Ich freue riesig darauf.

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