Völklinger Weltkulturerbe startet in Saison

Völklingen · Großer Andrang herrschte bis Sonntagabend bei der Saisoneröffnung im Völklinger Weltkulturerbe. Im Mittelpunkt stand dabei die neue Fotoausstellung „25 Jahre Deutsche Wiedervereinigung“. Die Besucher bummelten aber auch über das Hüttengelände, inspizierten den Industriegarten, das „Paradies“.

Auf einem Foto sind glückliche Bürger zu sehen, die kurz nach der Grenzöffnung an der Mauer feiern. "Come together", steht auf einem Transparent. Ein anderes Bild, einige Wochen vorher aufgenommen, zeigt den damaligen Bundespräsidenten: Nachdenklich steht Richard von Weizsäcker im Sommer 1989 auf der Aussichtplattform vor der Berliner Mauer.

Nachdenklich verharren auch einige Betrachter vor den Werken in der Möllerhalle. Sie erinnern sich noch an den Tag, als sie die Nachricht von der Grenzöffnung hörten. "Ist das schon ein Vierteljahrhundert her? Mir kommt's vor wie gestern", murmelt ein Besucher.

Mit der Fotoausstellung "25 Jahre Deutsche Wiedervereinigung" startet das Völklinger Weltkulturerbe am Sonntag in die neue Saison. Die beeindruckende Schau mit 40 Werken des namhaften Fotojournalisten Helmut R. Schulze ist nur eine von vielen Attraktionen. Aus allen Himmelsrichtungen strömen die Hüttenfans bei freiem Eintritt aufs Gelände.

Ein Blick auf die Kennzeichnen der geparkten Autos lässt vermuten: Etwa die Hälfte reist von außerhalb des Saarlandes an. Die zahlreichen Gäste erkunden das Terrain auf eigene Faust oder machen eine Führung mit. Spannende Rundgänge werden auch für Kinder angeboten.

"Um 1960 haben hier über 17 000 Menschen gearbeitet", berichtet Melanie Wilhelm-Schramm. Anschaulich erklärt die promovierte Archäologin dem Nachwuchs die Funktion von Winderhitzer, Erzschrägaufzug und Hängebahnwagen.

Bevor es rauf zum Hochofen geht, werden die Helme aufgesetzt. "Hält, wackelt und hat Luft!", stellt eine Mutter zufrieden fest. Wer nicht aufpasst, kann sich in diesem Bereich schon mal den Kopf stoßen. Oben am Hochofen bekommt die Gruppe einen Eindruck von den einst extremen Arbeitsbedingungen. Schutzlos waren die Arbeiter im Winter der Kälte ausgesetzt; vorne am Ofen herrschte gleichzeitig eine enorme Hitze.

David Roth hört aufmerksam zu und macht Fotos. Der 13-jährige Schüler aus Wiesbaden sammelt Informationen für ein Arbeitslehre-Referat zum Thema Eisen. Sein erster Eindruck? "Es ist sehr groß!"

Eine gute Sicht auf die imposante Hochofenkulisse bietet auch das so genannte "Paradies". Auf den Liegen des Industrie-Landschaftsgartens ruht sich eine Familie aus Berlin aus. Julia Woldmann und Matthias Korth faszinieren verlassene Orte. "Ich finde es beeindruckend", sagt Woldmann. Die beiden sind mit ihren Kindern angereist, um das Saarland kennen zu lernen. Schön grün und schön ruhig, erklärt Korth, sei es im Vergleich zur Großstadt. Und noch etwas hat Julia Woldmann festgestellt: "Die Menschen sind freundlich, offen und hilfsbereit".

Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist bis zum 2. November täglich von zehn bis 19 Uhr geöffnet. Jeden Dienstag ab 15 Uhr gilt: alle haben freien Eintritt.

voelklinger-huette.org

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Auf einen BlickAn den beiden Dienstagen der Osterferien bietet das Weltkulturerbe Völklinger Hütte eine kostenfreie Führung für Kinder an. Am Dienstag, 15. April, startet um 15 Uhr eine Führung, die in kindgerechter Weise die Abläufe im ehemaligen Eisenwerk erklärt. Am Dienstag, 22. April, gibt es um 15 Uhr eine Führung durch das Science-Center Ferrodrom. An den Donnerstagen der Osterferien beginnt jeweils um 15 Uhr eine Führung durch die neue Ausstellung "25 Jahre Deutsche Wiedervereinigung" des Fotojournalisten Helmut R. Schulze in der Möllerhalle. Um elf Uhr beginnt jeweils eine Führung durch das Science-Center Ferrodrom, um 13 Uhr jeweils eine Führung durch das "Paradies". red

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