„Die Sicherheit von Menschen hat Vorrang“

Völklingen · Noch vor wenigen Monaten weckte Sandra Hartmanns Arbeit Bürgerzorn: Völklinger empörten sich über Baumfällungen im Stadtwald. Inzwischen haben sich die Wogen geglättet. Im SZ-Gespräch begründet die junge Forstingenieurin, warum es ohne Fällungen nicht geht.

 Sandra Hartmann beim Besuch in der SZ-Redaktion. Foto: Dietze

Sandra Hartmann beim Besuch in der SZ-Redaktion. Foto: Dietze

Foto: Dietze

Eine riesige Papierrolle hat Sandra Hartmann in die SZ-Redaktion mitgebracht. Der Plan im Maßstab 1:10 000 zeigt Völklingen - mit einem grünen Streifen im Norden und grünen Flecken im Südwesten und Süden: die Forstwirtschaftskarte des Völklinger Stadtwaldes. Detailliert sind dort 96 Wald-"Abteilungen" eingetragen, zwischen 0,4 und 25,8 Hektar groß, jede mit eigener Charakteristik; die Karte zeigt auch, welche Baumarten wo dominieren.

Doch ehe wir auf diese feinen Unterschiede zu sprechen kommen, ist erstmal Grundsätzliches zu klären. Sandra Hartmann hat für ihre Arbeit jüngst zwar vom Stadtrat großes Lob erhalten (wir haben berichtet). Zuvor aber hatten Bürger die Forst-Fachfrau scharf kritisiert. Denn sie hat Bäume fällen lassen. Viele. Warum?

Holzeinschlag im Stadtwald müsse sein, sagt Hartmann. Im Wort "Forstwirtschaft" stecke ja auch "Wirtschaft" - Holz sei ein wichtiger Werkstoff. Und als Brennholz sei es gefragter Rohstoff und Energielieferant. Es gehe in der Forstwirtschaft um Ernte, so ähnlich wie bei der Landwirtschaft.

Der zweite Grund fürs Fällen: "Wir haben Verkehrssicherungspflichten." Vor allem an öffentlichen Straßen, rund um Erholungseinrichtungen, am Rande von Wohngebieten und Parkplätzen müssten Forstleute dafür sorgen, dass niemand gefährdet werde. Und wenn Bäume oder Äste nicht mehr standfest seien, müsse man sie halt fällen: "Die Sicherheit von Menschen hat absoluten Vorrang." Ein- bis zweimal jährlich werde der Baumbestand in diesen kritischen Bereichen überprüft, "und nach Stürmen machen wir sofort am nächsten Tag Sicherheitskontrollen".

Und warum machen Forst-Motorsägen im Sommer keine Pause? Bürger hatten sich bei der SZ beschwert über Fällarbeiten während der Brut- und Setzzeit, in der Privatleuten Baumschnitt und Fällung streng untersagt sind. Den Ärger könne sie verstehen, sagt Hartmann. Doch die gesetzliche Einschränkung gelte für den Wald nicht. Auch sei die Arbeit anders nicht zu schaffen: "Im Winter sind wir vollauf beschäftigt mit der Holzernte." Und vor allem könne man Sicherheits-Dinge nicht aufschieben. "Aber wo es möglich ist, vermeiden wir Eingriffe in der Brut- und Setzzeit" - bei einer morschen Weide etwa habe ihr Team mit dem Fällen gewartet, bis aus einem Vogelnest in der Krone die Jungvögel ausgeflogen waren. > Weiterer Bericht folgt.

Sandra Hartmann hält jeden Donnerstag von 15 bis 16.30 Uhr Bürgersprechstunde im Forsthaus Simschel. Kontakt: Tel. (0 68 98) 13-23 41.

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HintergrundVölklingens Stadtwald ist rund 850 Hektar groß. Den städtischen Fachdienst Forstwirtschaft leitet seit Februar 2012 die Forstingenieurin (FH) Sandra Hartmann, 34. Sie kann sich dabei auf acht Mitarbeiter stützen: einen Forstwirtschaftsmeister, fünf Forstwirte, eine Hilfskraft und eine Auszubildende. Das Team kümmert sich um Waldpflege und Holzernte, um Verkehrssicherung an Straßen und Wegen und um Erholungseinrichtungen, von Bänken über Geländer und Brücken bis zu Schutzhütten. Es ist zudem zuständig für die Jagd auf etwa 200 Hektar Fläche und betreut zwei Wildparks. dd

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