Tödlicher Pflege-Skandal in saarländischem Heim

Spiesen-Elversberg. Pflege-Skandal in einem Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Elversberg: In einer Pflegestation des Heims sind seit Dezember 2011 zwölf betagte Patienten gequält und gedemütigt worden. Zwei Heimbewohner seien möglicherweise im Februar und im Mai an den Folgen der Misshandlungen gestorben, teilte der Awo-Landesverband gestern mit

Spiesen-Elversberg. Pflege-Skandal in einem Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Elversberg: In einer Pflegestation des Heims sind seit Dezember 2011 zwölf betagte Patienten gequält und gedemütigt worden. Zwei Heimbewohner seien möglicherweise im Februar und im Mai an den Folgen der Misshandlungen gestorben, teilte der Awo-Landesverband gestern mit. Nach Abschluss der internen Ermittlungen wurde Strafanzeige gegen einen 35-jährigen Intensivpfleger aus Überherrn und einen 25-jährigen Altenpfleger aus Spiesen-Elversberg erstattet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt wegen Körperverletzung mit Todesfolge.Der Awo-Landesvorsitzende Paul Quirin bezeichnete die beiden Pflegekräfte, die inzwischen selbst fristlos kündigten, als "Psychopathen". Awo-Anwalt Klaus John sprach von "abgrundtiefem Sadismus" und "Größenwahn". Zehn Mitarbeiterinnen des Seniorenzentrums hätten die beiden Pfleger bei internen Befragungen unabhängig voneinander belastet, sagte John. Demnach soll der 35-Jährige eine betagte Frau "bei lebendigem Leib ohne Betäubung operiert" haben. Die Frau starb einen Tag später. Ende Mai soll der Mann einem Schwerkranken eine tödliche Überdosis Morphium verabreicht haben.

Dem 25-jährigen Pfleger wird unter anderem vorgeworfen, einem hilflosen Patienten Schnittverletzungen zugefügt zu haben. Einem anderen Senior habe er als "Erziehungsmaßnahme" die Atemkanüle gezogen. Nach Angaben der Awo wurden weitere Bewohner der Pflegestation von den beiden Männern gedemütigt, geschlagen und wohl auch bestohlen. Aufgefallen war das Duo angeblich, weil regelmäßig starke Schmerztabletten fehlten. Personal-Befragungen ergaben dann erste Hinweise auf die Misshandlungen.

Quirin sagte, die Wohlfahrtsorganisation stecke in einer "ganz furchtbaren Situation". Er entschuldigte sich für die Vorfälle in dem Heim und sicherte "rückhaltlose Aufklärung" zu.

Foto: Becker & Bredel

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