Heftiger Streit um längere Grundschul-Zeit

Hamburg/Saarbrücken. Mit großer Spannung blicken Bildungspolitiker aus allen Bundesländern am Sonntag auf Hamburg. Erstmals in Deutschland befinden dort Bürger direkt über die auch im Saarland hoch aktuelle Frage, wie viele Jahre Kinder gemeinsam in der Grundschule unterrichtet werden sollen

Hamburg/Saarbrücken. Mit großer Spannung blicken Bildungspolitiker aus allen Bundesländern am Sonntag auf Hamburg. Erstmals in Deutschland befinden dort Bürger direkt über die auch im Saarland hoch aktuelle Frage, wie viele Jahre Kinder gemeinsam in der Grundschule unterrichtet werden sollen. Den Volksentscheid hatte die Initiative "Wir wollen lernen" gegen die vom schwarz-grünen Senat geplante Einführung einer sechsjährigen Primar- statt der vierjährigen Grundschule erzwungen. Während Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust (CDU, Fotos: dpa) für die verlängerte Grundschulzeit wirbt, sprachen sich Unionspolitiker am Freitag vehement dagegen aus. Der Präsident der Kultusministerkonferenz, Ludwig Spaenle (CSU), nannte eine gemeinsame Schule für alle Kinder eines Jahrgangs pädagogisch überholt. Baden-Württembergs Kultusministerin Marion Schick (CDU) äußerte die Sorge, die längere Grundschule könne die Funktionsfähigkeit der Gymnasien gefährden.

Im Saarland erwartet Bildungsminister Klaus Kessler (Grüne) weniger Widerstand gegen die von der Jamaika-Koalition geplante Reform. Hier soll die Grundschulzeit von vier auf fünf Jahre verlängert werden und neben das Gymnasium nur noch die Gemeinschaftsschule treten. Kessler betonte am Freitag, dass das Gymnasium im Saarland in der Verfassung "die höchstmögliche Absicherung" erhalte. "Deshalb erwarte ich keinen Schulkampf."

CDU, FDP und Grüne sind aber auf die Hilfe mindestens einer Oppositionspartei im Saar-Landtag angewiesen, da für die Reform eine Verfassungsänderung mit Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig ist. Während die Linke sich ablehnend zeigt, zeichnet sich auch bei der SPD eine schwierige Entscheidung ab. Der SPD-Landtagsabgeordnete Magnus Jung nannte jetzt das fünfte Grundschuljahr indiskutabel und widersprach damit dem SPD-Fraktion-Vize Ulrich Commerçon, der der Regierung Gesprächsbereitschaft signalisiert hatte. > Seite A 3 und B 2: Berichte hgn/dpa/red

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