"Es gibt keine bequeme Lösung"

Herr Schick, beim Euro jagt eine Rettungsidee die nächste

Herr Schick, beim Euro jagt eine Rettungsidee die nächste. Was halten Sie von den neuen Plänen?Schick: Seit einem Jahr schieben die europäischen Staaten schon das große Angst-Thema vor sich her: Was passiert mit Spanien und Italien, wenn es dort richtig brennt? Bereits im letzten Herbst musste die Europäische Zentralbank deshalb mit massiven Hilfen einspringen, was aber nur eine Atempause bedeutete.

Der neue Vorstoß wäre demnach ein Ausdruck dafür, dass der ESM nur ein stumpfes Schwert ist?

Schick: Genauso ist es. Für Spanien und Italien wäre der ESM in seiner jetzigen Konstruktion zu klein.

Aber eine Banklizenz für den ESM wäre doch eine Anleitung zum unbegrenzten Gelddrucken.

Schick: Entscheidend bleibt der Vergleich mit anderen Alternativen. Es gibt keine bequemen Lösungen in der Euro-Krise. Dass der ESM den Staaten Geld leiht und sich selbst das Geld über die EZB holt, hätte gegenüber einer direkten EZB-Intervention zwei Vorteile: Erstens ist es billiger, weil nicht noch Investoren am Kapitalmarkt die Hand aufhalten. Die höheren Zinsen könnte man sparen. Zweitens würde das Risiko - anders als beim Aufkauf von Staatsanleihen - nicht bei der EZB landen.

Die Bundesregierung lehnt eine solche Banklizenz rundweg ab. Können Sie das nachvollziehen?

Schick: Nur dann, wenn die Bundesregierung einen besseren Vorschlag hätte. Ablehnen allein bringt ja noch keine Antwort auf die Frage, was zu tun ist, wenn Spanien seine Kredite nicht bedienen kann, also zahlungsunfähig wäre. Diese Situation wäre brandgefährlich. Im Übrigen gibt es keinen kausalen Zusammenhang zwischen Zentralbank-Geldmenge und Inflation, was wir ja seit Beginn der Krise beobachten können. Insgesamt muss man schauen, welche der möglichen Lösungen das kleinere Übel ist. Und das wäre eine solche Banklizenz.

Warum?

Schick: Über den ESM lassen sich Bedingungen stellen. Zum Beispiel könnte man Spanien dazu drängen, seine Vermögenden endlich richtig zu besteuern, bevor auf Hilfen von außen gesetzt wird. Die EZB jedoch kann keine Bedingungen stellen, wenn sie durch Nichtstun der Euro-Staaten dazu gezwungen wird, erneut Anleihen von Krisenländern aufzukaufen, um das Schlimmste zu verhindern.

Alle bisherigen Maßnahmen haben nur kurzfristig für eine Beruhigung der Märkte gesorgt. Gibt es denn eine Universal-Lösung?

Schick: Eine einfache Lösung kann es nicht geben, denn die Finanzkrise hat sich über viele Jahre aufgebaut. Durch ein kurzsichtiges Krisenmanagement der Politik wurde die Entwicklung allerdings noch verschärft.Foto: Latz/ddp

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