Pendler müssen um Busanbindung fürchten

Sulzbach. Wenn es um den öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) geht, erinnert die Stadt Sulzbach mehr und mehr an das gallische Dorf aus Asterix

 Ein Bus der Linie 175, am vorigen Freitag fotografiert beim Sternplatz in Hühnerfeld. Foto: Lothar Strobel

Ein Bus der Linie 175, am vorigen Freitag fotografiert beim Sternplatz in Hühnerfeld. Foto: Lothar Strobel

Sulzbach. Wenn es um den öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) geht, erinnert die Stadt Sulzbach mehr und mehr an das gallische Dorf aus Asterix. Nach dem Austritt und dem nachfolgenden Rechtstreit aus und mit dem Zweckverband ÖPNV (wir berichteten) kämpft man nun um die Buslinie 175, die von Illingen-Hüttigweiler über Friedrichsthal, Sulzbach und Quierschied-Camphausen nach Saarbrücken und zurück fährt.Was ist geschehen? Die Firma Saar-Pfalz-Bus - sie ist Inhaber der Lizenz der Linie bis 31. Dezember 2011 - hat festgestellt, dass die Linie 175 "nicht mehr eigenwirtschaftlich" zu betreiben ist. Heißt: Zu hohe Kosten stehen zu geringen Einnahmen gegenüber. Saarbrücken, Quierschied, Sulzbach, Friedrichsthal und der Landkreis Neunkirchen sollen das Defizit übernehmen. Anfang November forderte das Busunternehmen einen Zuschuss von 232 808 Euro, um den Betrieb wie bislang mit täglich 13 Fahrten in beide Richtungen auch ab 1. Januar 2012 aufrecht zu erhalten. Ein abgespecktes Angebot beinhaltet acht Fahrten täglich ab Saarbrücken und vier ab Hüttigweiler. Dafür sollen die Kommunen immer noch 100 000 Euro abdrücken. Der Zweckverband ÖPNV hat auch mit anderen Firmen verhandelt. Sie wollen 190 000 Euro für das bestehende, 80 000 Euro für das verminderte Angebot. "Von diesen privaten Firmen gibt es ein Zusatzangebot", erklärte Zweckverbands-Vorstand Klaus Häusle, "für 116 000 Euro werden sie bis Ostern 2012 den bisherigen Betrieb aufrecht erhalten. In dieser Zeit werden Daten gesammelt, um danach einen angepassten, reduzierten Fahrplan aufzustellen."

Was zunächst nach einem gutem Kompromiss klingt, hat einen mächtigen Pferdefuß. Die Kommunen müssten sich bei diesem Angebot bis 2015 an die Busunternehmer binden.

Von "Erpressung" und "Pistole auf die Brust setzen" war am Donnerstag im Sulzbacher Verkehrsausschuss die Rede. Doch Häusle, gleichzeitig Bürgermeister von Riegelsberg, sagte lapidar: "Wenn keine Einigung zu Stande kommt, gibt es ab Januar keinen Verkehr mehr." Davon wären vor allem Schüler und Berufspendler betroffen. Der Quierschieder Gemeinderat hat in dieser Woche dem Kompromissvorschlag bereits zugestimmt. Nach dem Verteilungsschlüssel aus Streckenkilometern und Anzahl der Haltestellen muss die Gemeinde rund 10 000 Euro zahlen. Auch Friedrichsthal will trotz leerer Kassen seinen Anteil, knapp 25 000 Euro, aufbringen. "Das Ganze kostet richtig Geld. Doch ÖPNV ist ein gesellschaftlicher Auftrag. Sonst kommen Kinder nicht zur Schule, Menschen nicht zur Arbeit", sagt Friedrichsthals Bürgermeister Rolf Schultheis, "durch die Busanbindung liegt in Saarbrücken aber auch die größte Wertschöpfung. Darum muss sich die Landeshauptstadt auch stärker an den Kosten beteiligen." Bislang gibt es laut Häusle "positive Signale", dass Saarbrücken seinen Anteil von etwa 30 000 Euro tragen will. Im Landkreis Neunkirchen (24 000 Euro) und in Sulzbach (fast 23 000 Euro) wurde die Entscheidung vertagt. "Die Fraktionen haben um weitere Informationen bezüglich der Fahrpläne und Fahrgastzahlen gebeten", fasste Bürgermeister Michael Adam die angeregte Diskussion zusammen, "wir werden uns in der Finanzausschuss-Sitzung in der kommenden Woche nochmals mit dem Thema beschäftigen."

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