Wunderpillen per Post?

Urweiler. Sonja Gregorius aus Urweiler ist 71 Jahre alt. Ein Alter, in dem körperliche Beschwerden treue Begleiter sind. Ein Alter, in dem vieles nicht mehr so geht wie früher und Linderung oft Not tut.Vor ein paar Wochen fand die Urweilerin einen Brief in ihrem Briefkasten

 Bei Werbung für Wundermittel ist oberste Vorsicht angebracht. Vor allem Senioren sind oft Opfer dreister Reklame. Foto: hgn

Bei Werbung für Wundermittel ist oberste Vorsicht angebracht. Vor allem Senioren sind oft Opfer dreister Reklame. Foto: hgn

Urweiler. Sonja Gregorius aus Urweiler ist 71 Jahre alt. Ein Alter, in dem körperliche Beschwerden treue Begleiter sind. Ein Alter, in dem vieles nicht mehr so geht wie früher und Linderung oft Not tut.Vor ein paar Wochen fand die Urweilerin einen Brief in ihrem Briefkasten. Darin eine scheinbar aus einer Zeitung herausgerissene Seite, auf der über ein angebliches Wundermittel berichtet wurde. Gut sichtbar in der Seitenmitte eine Aufzählung der Leiden, gegen die die abgebildeten Kapseln helfen sollen. "Die meisten dort erwähnten Beschwerden habe ich auch", erinnert sich die Urweilerin.

Doch das war nicht alles. Auf der Seite war ein gelber Klebezettel angebracht. In schludriger Handschrift stand dort: "Hallo Sonja, meine Beschwerden sind alle weg! Das ist auch was für dich. Liebe Grüße…" - die Unterschrift ist nicht lesbar, vielleicht beginnt sie mit dem Buchstaben C, vielleicht mit G. "Ich dachte, eine Bekannte hätte mir das geschickt, daher bin ich gleich zu meinem Enkel, um über das Internet die Kapseln zu bestellen." Der Enkel warnte seine Oma vor der Bestellung, doch diese beharrte darauf, erhoffte sie sich doch ein Mittel gegen ihre Schmerzen. Letztendlich gab der Enkel nach.

Kurz, nachdem das Formular auf der Internetseite des Anbieters ausgefüllt war, kam eine Bestätigungs-E-Mail. Stolze 96,95 Euro kosten die Pillen per Nachnahme, war der Nachricht zu entnehmen. Gregorius ging nach Hause und kam ins Grübeln. Sie berichtete ihrem Ehemann davon. "Er sah sich den Briefumschlag an. Darauf war eine 25- Cent-Briefmarke, also eine, die für Werbepost benutzt wird."

Gregorius wurde immer skeptischer: "Den ganzen Abend habe ich darüber nachgedacht, wer mir das geschickt haben könnte, wen ich mit C oder G kenne." Sie berichtete auch ihrem Arzt von der Bestellung. Dieser warnte eindringlich davor, die Pillen einzunehmen. Niemand wisse, woraus sie bestehen - es könne sich aber auch um ein Placebo handeln.

Wenige Tage später kam der Briefträger mit dem Paket. "Ich habe ihm die Sache erzählt. Er hat dann das Päckchen wieder mitgenommen." Die Annahme des Päckchens hat die Urweilerin also verweigert. Bis jetzt hat sie nichts mehr von der betreffenden Firma gehört.

Glück im Unglück. "Es war kein Betrug, da niemand zu Schaden kam. Nur eine besonders freche Werbung", bewertet Rudi Schmidt, Seniorensicherheitsberater im Kreis, den Fall.

Betrugsfalle erkennen

Jedoch sind bei genauerer Betrachtung einige Unstimmigkeiten erkennbar: Auf der Internetseite des Anbieters gibt es kein Impressum. Kontaktaufnahme ist nur über ein Formular oder eine 0180-Nummer möglich. Die Zeitungsseite sieht verblüffend echt aus. Wenn man jedoch im Internet nach dem Namen der Artikelverfasserin sucht, landet man auf schlüpfrigen Seiten. Vielleicht ein Zufall oder ein Hinweis darauf, dass sich die Werber noch einen Spaß mit ihren Opfern erlauben wollten.

Sonja Gregorius bedauert mittlerweile ihr überstürztes Handeln. Sie suchte Linderung, belastete jedoch mit der Geschichte nur ihre Nerven. Nun hofft sie, dass ihr Beispiel andere davon abhalte, auf Werbesendungen dieser Art hereinzufallen.

Auf einen Blick

Wer Opfer von Betrügern geworden ist, sollte diesen Betrug unbedingt anzeigen, rät die Polizei. Auch der Betrugsversuch oder andere Aktivitäten, die auf betrügerische Abzocke hinweisen, sollten gemeldet werden. Polizeiinspektion St. Wendel: Mommstraße 37-37, Tel. (0 68 51) 89 80. Auch die Seniorensicherheitsberater im Landkreis dienen als Ansprechpartner. Jeden ersten Mittwoch im Monat ist von 14 bis 16 Uhr Sprechstunde (auch telefonisch). Kontakt: Seniorenbüro St. Wendel, Mommstraße 21-31, Tel. (0 68 51) 8 01 52 01, E-Mail: seniorenbuero@lkwnd.de. Kostenpflichtige Beratungen führt auch die Verbraucherzentrale Saar durch, Tel. (06 81) 50 08 90. lk

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