Starthilfe für junge Aussiedler

St Wendel · Junge Aussiedler, die vor einigen Jahren etwa aus Russland nach St. Wendel gezogen sind, müssen eine neue Sprache lernen und Freunde kennenlernen. Bei letzterem hilft das Projekt „Aussiedlerintegration durch Sport“ des TV St. Wendel

 Spaß gehört beim Training der jugendlichen Aussiedler unbedingt dazu. Da wird Trainer Waldemar Sel auch schon mal auf den Arm genommen. Foto: gog

Spaß gehört beim Training der jugendlichen Aussiedler unbedingt dazu. Da wird Trainer Waldemar Sel auch schon mal auf den Arm genommen. Foto: gog

Foto: gog

Alex, Andrej, Constantin, Johannes, Nicolay und Sachar spielen Fußball, da geht es voll zur Sache, wird um jeden Ball gekämpft. Alex und seine Freunde sind Jugendliche wie andere auch, gehen zur Schule, machen eine Ausbildung oder arbeiten schon im Beruf. In ihrer Freizeit wollen sie Spaß haben und etwas erleben. Eines unterscheidet sie allerdings von den meisten saarländischen Jugendlichen: Sie sind vor einigen Jahren aus dem Osten, aus Russland, Kirgisien, Sibirien oder Kasachstan nach St. Wendel gezogen. Sie mussten sich in einem neuen Kulturkreis eingewöhnen, eine neue Sprache lernen, Kontakte knüpfen, neue Freunde gewinnen.

Hier ist das Projekt "Aussiedlerintegration durch Sport" des TV St. Wendel eine prima Chance zum Sich-Kennenlernen. Seit 1999 bietet der TV Kindern von Aussiedlern wöchentlich die Möglichkeit, sich zu treffen und gemeinsam Sport zu treiben. Ermöglicht wurde dies durch eine Initiative des Bundesinnenministeriums, das dieses Projekt finanziell unterstützt.

Zehn bis 15 Jugendliche, Jungen und Mädchen zwischen zwölf und 20 Jahren aus dem Kreis St. Wendel, sind donnerstags von 18.30 Uhr bis 20 Uhr in der Turnhalle der Nikolaus-Obertreis-Schule mit viel Spaß dabei, spielen Basketball, Volleyball, Badminton, Hockey oder Fußball. Seele des Ganzen ist Waldemar Sel, der Abteilungsleiter und Übungsleiter zugleich ist. Sel, der selbst Aussiedler ist, kennt die Sorgen und Nöte der Jugendlichen in einem neuen Land aus eigener Erfahrung. Zudem befasst er sich als Sozialarbeiter beim Caritas-Verband auch beruflich mit den Themen Jugend und Emigration.

Sel: "Wir verhindern die Isolation der Aussiedlerkinder. Die Jugendlichen lernen sich kennen, reden und lachen miteinander und entwickeln in der Gruppe ein Gefühl für Toleranz und Rücksichtnahme. Auch außerhalb des Trainings unternehmen wir viel zusammen, fahren zu Sportveranstaltungen oder gehen einfach mal ein Eis essen." Sel hat stets ein offenes Ohr für die Jugendlichen und unterstützt auch deren Eltern bei Behörden-Gängen.

TV-Vorsitzender Harald Becker zieht nach 13 Jahren Aussiedlersport ein sehr positives Fazit: "Als Turnverein haben wir eine Verpflichtung, den Aussiedlerkindern beim schwierigen Start in einem neuen Land zu helfen. Durch das Gruppenerlebnis beim Sport und die Einbindung im Verein tragen wir zur Integration bei und helfen, soziale Konflikte zu vermeiden." Über 100 Jugendliche haben in den vergangenen Jahren an dem Projekt teilgenommen und beim TV hat sich daraus sogar eine neue Abteilung entwickelt, die Trendsportart "Parkour und Freerunning". Hier haben Jugendliche einen Riesenspaß bei einer Art Hindernislauf.

Infos zum "Sport mit Aussiedlern" bei Waldemar Sel, Tel. (0 68 51) 93 56 20, (01 76) 10 15 70 42.

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