Charmantes, freundliches und vielseitiges DorfWechsel von Kusel nach St. Wendel

Osterbrücken im Ostertal hat einen Osterhof, organisiert regelmäßig einen Ostermarkt, ist Haltepunkt der Ostertalbahn und hat einen aktiven Ostertal-Naturschutzbund. Das Jahr über ostert es also ganz schön. Das wundert nicht, denn Osterbrücken ist ein charmantes, freundliches und vielseitiges Dorf. Vor allem lebt es von seinen Vereinen

Osterbrücken im Ostertal hat einen Osterhof, organisiert regelmäßig einen Ostermarkt, ist Haltepunkt der Ostertalbahn und hat einen aktiven Ostertal-Naturschutzbund. Das Jahr über ostert es also ganz schön. Das wundert nicht, denn Osterbrücken ist ein charmantes, freundliches und vielseitiges Dorf. Vor allem lebt es von seinen Vereinen. Da ist zunächst der Sportverein, der schon vor Jahren eine Spielgemeinschaft mit Hoof eingegangen ist, vor Ort aber noch eine Tanzgruppe und eine Schützenabteilung unterhält. Der Hundesportverein Marth hat seine Aktivitäten komplett nach Osterbrücken verlegt. Aktiv sind auch die Feuerwehr mit ihrer Jugendabteilung, das Rote Kreuz, die Jagdgenossenschaft, der Obst- und Gartenbauverein und der Bund Naturschutz Ostertal. Junge Familien haben vor Jahren den Verein "Eintracht Emmerich" gegründet, der jedes Jahr am 1. Mai mit einem Familientag aufwartet. Der Club "Jukid" - Jugend und Kinder im Dorf - lässt das Jahr über mehr als einmal von sich hören.Einkaufen müssen die Osterbrücker allerdings in Niederkirchen, Oberkirchen, Freisen oder St. Wendel, weil es schon seit Jahren kein Geschäft mehr im Dorf gibt. Immerhin aber hat noch ein Gasthaus geöffnet. Das ehemalige Gasthaus Geis in der Neumeyerstraße ist schon lange zu. Eigentümer ist die Stadt. "2006 hat Bürgermeister Bouillon in seiner Neujahrsansprache zugesagt, es zu renovieren und zu einem Haus des Gastes für den sanften Tourismus im Ostertal umzubauen, geschehen ist aber nichts", bedauerte der stellvertretende Ortsvorsteher Roland Kraushaar (SPD) im Gespräch mit der SZ. "Wenn nicht bald etwas geschieht, ist es dem Verfall preisgegeben." Osterbrücken kann mit vier Höfen glänzen. Der ehemalige Birkenhof ist jetzt ein Reiterhof mit Reitschule. Auf dem Osterhof wird Landwirtschaft betrieben, während sich die Besitzer des Neuhofes der Pferdehaltung widmen. Schließlich gibt es noch den weithin bekannten Martinshof mit der Biometzgerei. Mehrere Gewerbebetriebe sind in Osterbrücken ansässig, zum Beispiel eine Dachdeckerfirma, eine Kfz-Werkstatt mit Reifenhandel, ein Blumenladen, zwei Getränkevertriebe, ein PC-Dienst und ein Unternehmen für Jagd- und Sportschießen. Gern besuchte Veranstaltungen sind jedes Jahr der Weihnachts- und der Ostermarkt, außerdem die Dorfkirmes am letzten Sonntag im Mai. Wer erholsam wandern möchte, kann das über den Natur- und Vogellehrpfad tun oder über den Ostertaler Rad- und Wanderweg. Das Dorfgemeinschaftshaus in der ehemaligen Schule wird von Vereinen und Privatleuten genutzt und ist Tagungsstätte des Ortsrates. Die Spielplätze am Dorfplatz und im Tälchen werden von den Kindern gerne angenommen. Um die ehrenamtliche Tätigkeit ist es gut bestellt: "Wenn im Dorf etwas zu machen ist, dann sind immer Helfer da, vor allem aus den Vereinen", weiß Roland Kraushaar.

Die Frage, ob es in Osterbrücken Sehenswürdigkeiten gebe, beantwortete er sofort mit einem Ja. "Aber im negativen Sinne" und meint damit die Bauruine in der Brückenstraße. Das ehemalige Anwesen "Schwarzes" sei vor zwei Jahren durch die Stadt wegen Einsturzgefahr abgerissen worden und jetzt eine mit einem Bauzaun gesicherte Schutthalde. "Sie verschandelt unseren ganzen Ortskern", so Roland Kraushaar. Und noch ein weiteres drängendes Anliegen gebe es bei den Bürgern: das 1982 vom Sportverein in Eigenleistung errichtete Sportheim.

Es sei geschlossen, weil der Sportverein die monatlich anfallenden 300 Euro an Unterhaltungskosten nicht mehr aufbringen könne. "Und noch immer ist es ein schönes und brauchbares Haus und müsste unbedingt einer neuen Nutzung zugeführt werden", ist die Meinung des stellvertretenden Ortsvorstehers. Osterbrücken. Osterbrücken wird in dem 1997 herausgekommenen Buch "Unser Ostertal" von Rudi Ecker und Rudi Lang ausführlich beschrieben. Sehr anschaulich zeichnen die Autoren die Situation nach, als Osterbrücken am 25. Juni 1947 aus dem Kreis Kusel ausgegliedert und in den Kreis St. Wendel eingegliedert und dadurch alte Verbindungen jäh unterbrochen wurden. In dem Text heißt es: "Zwischen den Nachbarorten Herchweiler und Selchenbach wurde eine Grenze gezogen, die auf der saarländischen Seite von französischen und auf der Pfälzer Seite von deutschen Zollbeamten bewacht wurde. Ein Überqueren der Grenze war nur mit einer besonderen Grenzkarte gestattet, die formalen Grenzübergänge waren bei Marth und bei Herchweiler. Wenn man bedenkt, dass durch Erbteilungen viele Herchweiler und Selchenbacher Familien Felder in Osterbrücken und ebenso viele Osterbrücker Familien in Herchweiler und Selchenbach Felder zu bestellen hatten, kann man sich die entstandenen Umstände leicht vorstellen. Eine Umstellung wurde auch notwendig, weil das Einkaufsverhalten für Gegenstände, die nicht zum täglichen Bedarf gehörten, in der Vergangenheit tendenziell nach der Kreisstadt Kusel ausgerichtet war." In der ersten Zeit, so heißt es in dem Artikel, hätten die französischen Zollbeamten in Privathäusern gewohnt. Anfang der 50er Jahre wurden in Osterbrücken zwei Zollhäuser errichtet. "Zu dem Überwachungsbereich der Osterbrücker Zollbeamten gehörte die Gemarkungsgrenze zwischen Osterbrücken und Selchenbach, an der jeweils zwei Beamte entlangpatrouillierten. Um einen Schutz vor Wind und Wetter zu haben, bauten sich die Zöller kleine Beobachtungsposten aus Holz und Ginsterhecken entlang der Gemarkungsgrenze", heißt es in dem Artikel weiter. gtr

Foto: privat

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