Wo Seychellen zu Salmonellen werden

Eiweiler · Wortverdreher, Situationskomik, Schauspieler außer Rand und Band: Das präsentierten Theaterfreunde im Dorfgemeinschaftshaus. Als erfolgreiche Alternative zum „Mist im TV“.

 Das Stück bedient viele Klischees. So etwa die Ehefrau als Putzbesessene und ihr Gatte als Fußballfan. Fotos: B&K

Das Stück bedient viele Klischees. So etwa die Ehefrau als Putzbesessene und ihr Gatte als Fußballfan. Fotos: B&K

"Erleben Sie, was alles passieren kann, wenn ein junger Bursche von zu Hause flüchten möchte" - mit diesen Worten leitet Raimund Finkler von den Theaterfreunden Eiweiler ihre diesjährige Vorführung ein. "Nestflucht ins Chaos" hieß das Lustspiel, das die Eiweiler Akteure etwa ein halbes Jahr lang zwei Mal pro Woche einstudiert hatten. Das Stück bedient sich so vieler Klischees, wie nur möglich: Während die Ehefrau ein wahrer Putzteufel ist, nimmt ihr Mann es nicht so genau mit der Reinlichkeit. Während er mit Freunden und seinem Sohn einen gemütlichen Fußballabend verbringen möchte, ärgert sie sich darüber und macht dem Ganzen schnell ein Ende. Der verwöhnte Sohn ist den Stress zu Hause leid und sehnt sich nach seiner Ruhe in einer eigenen Wohnung. Die findet er dann bei seinem Onkel, der in seiner Werkstatt ein kleines Zimmer frei hat. Das Bühnenbild zeigt eine Junggesellenbude, die ebenfalls die Klischees bedient: Poster von Autos und Frauen an den Wänden, der Boden voller Alkoholflaschen, die Kleider überall außer im Kleiderschrank, und der Junggeselle selbst liegt im Bett.

"Nestflucht ins Chaos" zeigt eine Stereotype nach der anderen und strickt daraus eine lustige Geschichte, bei der die Männer sich etwas ungeschickt im Umgang mit Frauen anstellen und so immer tiefer in die Bredouille geraten. "Der ganz normale Wahnsinn" wird karikaturhaft inszeniert. Die Akteure spielen dabei ihre Rollen im Dialekt und ganz ungeniert, bringen selbst sehr leidenschaftliche Gefühlsausbrüche filmreif über die Bühne. Sie haben dabei selbst sichtlich Spaß und müssen sich manchmal das Lachen verkneifen. Umso mehr kommt das auch beim Publikum an. Neben der Situationskomik sorgen auch zahlreiche Wortspiele für Applaus: Da wird aus liiert "meliert", aus Emanzipation wird "Marzipation", aus Transvestit "Drangsrapid" und die Seychellen werden kurzerhand zu "Salmonellen". "Wenn das Publikum Spaß hat, dann haben sich sechs Monate Vorbereitung gelohnt", sagt Regisseurin Petra Backes. Umso mehr freut es sie, dass die Vorführung fast immer ausverkauft ist. Einen möglichen Grund dafür nennt gegen Ende des Stückes auch Jochen Haupenthal als Heiner: "Da läuft so viel Mist im Fernsehen, und hier gibt es das beste Programm."

 Die Gattin vermiest Mann, Sohn und Freunden den Fußballabend vor dem heimischen Fernsehgerät.

Die Gattin vermiest Mann, Sohn und Freunden den Fußballabend vor dem heimischen Fernsehgerät.

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Auf einen BlickDie Akteure: Michael Backes (Michael Beck), Christoph Backes (Josef Beck), Marianne Finkler (Adelheid Beck), Wilfried Ludwig (Willi Beck), Angelika Kockler (Hilde), Jochen Haupenthal (Heiner), Rita Backes (Geli), Birgit Lauck (Conny), Tina Finkler (Leni Mitterhofer), Mario Veit (Albert), Regie: Petra Backes, Souffleure: Liselotte Ludwig und Raimund Backes. Maske: Monika Ludwig und Ute Dupont, Technik: Michael Gansen. Bühnenbild: Christoph Backes, Ernst Finkler, Klaus Laubenthal, Reinhold Lauck und Raimund Finkler. lur

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