Ein Schmuckstück, 300 Jahre alt

Alsweiler. Nirgendwo im Saarland steht ein so altes Bauernhaus wie in Alsweiler. Das Hiwwelhaus wird als ein Kulturdenkmal von besonders hohem Rang angesehen und nach seinem Wiederaufbau 1712 in diesem Jahr drei Jahrhunderte alt

Alsweiler. Nirgendwo im Saarland steht ein so altes Bauernhaus wie in Alsweiler. Das Hiwwelhaus wird als ein Kulturdenkmal von besonders hohem Rang angesehen und nach seinem Wiederaufbau 1712 in diesem Jahr drei Jahrhunderte alt. Für den Verein für Heimatkunde Alsweiler, für den Hiwwelhaus-Verein und für die Gemeinde Marpingen ist das ein Anlass, zwischen März und Oktober zu einer Reihe Veranstaltungen rund um dieses markante historische Bauwerk einzuladen.Die Ursprünge des Hauses gehen, das haben die Nachforschungen erbracht, wohl schon in die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) zurück. Aus dieser Zeit sind eine Wand, zwei Fensternischen und ein Gewölbekeller erhalten. Im 17. Jahrhundert ist das Anwesen vermutlich zerstört worden. Fest steht allerdings, dass es im Jahre 1712 aus Trümmern wieder aufgebaut worden und in seiner Form bis heute erhalten geblieben ist. Dendrochronologische Untersuchungen der Dachbalken bestätigten das Alter von 300 Jahren. Wenn ein Haus, wie das in Alsweiler, die Wohnung, den Stall und die Scheune unter einem einzigen Dach vereinen, wird es als südwestdeutsches Quereinhaus bezeichnet. In der Hausmitte befindet sich, wie in alter Zeit, die bis heute fast ganz erhaltene Küche. Sie hatte keine Türe und war mit dem Hausflur verbunden. Außen war ein Backofen angebaut. Es gab einen gemauerten Hausbrunnen, eine Essecke und ein Fenster, dessen Wasserstein einen Auslauf nach draußen besaß. Neben der Küche lagen die Wohnstube und eine Stubenkammer. Über eine Holzstiege war das Dachgeschoss zu erreichen, in dem sich mehrere Schlafkammern befanden.

Mitte der 90er Jahre erwarb die Gemeinde Marpingen das vom Zerfall bedrohte Gebäude und sanierte es vom Keller bis zum Dach. 1998 konnte das Hiwwelhaus als ein dörfliches Kulturzentrum eröffnet werden. Seit dieser Zeit bietet der modern ausgestattete Multifunktionsraum Möglichkeiten für verschiedene Veranstaltungen wie Ausstellungen, Lesungen, Vorträge, Konzerte und Kabarettabende, die vom Hiwwelhaus-Verein organisiert werden.

Der erhalten gebliebene historische Teil des Hauses ist seit dem Jahre 2000 ein Bauernhausmuseum, das vom Verein für Heimatkunde betreut wird. Dieses Museum stellt die Lebensumstände der Menschen vor 300 Jahren dar. Im Obergeschoss ist ein historisches Dorfmodell von Alsweiler zu sehen. Es zeigt den Ort zu der Zeit, als das Hiwwelhaus wieder aufgebaut worden ist. Sein Name ist davon abgeleitet, dass es in der Dorfmitte auf einem Hiwwel, also einem Hügel, errichtet worden ist.

Mit einem historischen Abend wird die Reihe der Veranstaltungen rund um das 300 Jahre alte Gebäude am Freitag, 16. März, 19 Uhr, eröffnet. Dabei hält der Historiker Peter Weber einen Vortrag über die Geschichte des Hauses und seine Renovierung. In einem Bildvortrag von Bernd Brill wird das Leben der Familie Laub vorgestellt, die im 18. Jahrhundert im Hiwwelhaus wohnte.

Auf einen Blick

300 Jahre "Hiwwelhaus" wird im Laufe des Jahres mit folgenden Veranstaltungen gefeiert: 16. März: Historischer Abend mit Vorstellung des Hiwwelhaus-Magazins. 22. April: Ausstellung Hexenzauber, Volks- und Aberglaube in der Saarregion. 9. Juni: Aus Alsweiler in alle Welt, ein Treffen ehemaliger Alsweiler Bürger. 10. Juni: Historischer Markt, Tag der offenen Tür, mit Brotbacken und Vorführung historischen Handwerks. 1. Juli: Der Hiwwel voller Bilder, ein Künstlertreff mit Malern, Fotografen und Bildhauern. 6./7. August: 24 Stunden Hiwwelhaus, eine Ferienfreizeit für Kinder. 8. September: Lange Nacht der Lieder, ein Gemeinschaftskonzert mit Solisten, Combos und Chören. 21. Oktober: Pilgerwanderung mit Suppenfest. gtr

Hintergrund

Das historische Magazin "Hiwwelhaus - unsere Tür in die Geschichte" sowie ein Kinderbuch werden während des historischen Abends am Freitag, 16. März, vorgestellt und erstmals verkauft. Inhaltlich geht es hauptsächlich um die Geschichte dieses ältesten noch erhaltenen saarländischen Bauernhauses, das nach seiner Zerstörung im Jahre 1712 wieder aufgebaut worden ist. Der Beitrag "13 Menschen unter einem Dach" blickt zurück in das Jahr 1773. Ein Text ist dem Hiwwelhaus-Gespenst gewidmet, ein anderer dem Hiwwel-Jäb. Der Beitrag "Der lange Kampf um die Rettung und Sanierung" des historischen Gebäudes informiert darüber, weshalb der Gemeinde Marpingen der Erhalt des Hauses wichtig war und auch zukünftig sein wird. Weitere Artikel des Heftes befassen sich mit der Alsweiler Geschichte. Nachgelesen werden können Infos über verschiedene Einwohner, die im Jahre 1708 im Dorf lebten, Begebenheiten über de Verrer Laub und über den Hexenspaß "De Mischtwaan omm Dach". gtr

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