„Halvschischd“ ist Mundarttext des Monats Mai

Bosen · Als Mundarttext des Monats Mai wurde das Gedicht „Halvschischd“ des saarländischen Mundartautors Erich Thomas ausgewählt. Darauf hat sich auf seiner Frühjahrstagung das Kolloquium der Bosener Gruppe verständigt.

 Erich Thomas. Foto: privat

Erich Thomas. Foto: privat

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Wie die Sprecherin der Gruppe, die saarländische Schriftstellerin Karin Klee, mitteilt, habe man diesen Text von Erich Thomas ausgewählt, um die Ausdrucksstärke der Mundartsprache in einem Text aus dem Bergmannsleben zu verdeutlichen.

Georg Fox, Mitglied der Bosener Gruppe, schreibt zu dem Text: "Dieser Mundarttext gibt einen Einblick in die Bergbauverhältnisse des Jahres 1889. Es war das Jahr des ersten Streiks im Saarbergbau. Unterdrückung und Verletzungen der Menschenrechte wurden von oberster Stelle begünstigt. Die Bergleute hatten besonders darunter zu leiden. Sie mussten unter unmenschlichen Bedingungen zwölf Stunden am Tag arbeiten und waren der Willkür der preußischen Bergbaubeamten ausgesetzt. Selbst Misshandlungen waren nicht selten. Noch heute kennt man die Redensart: "vom Hibbschi säine" oder "säng die Schnabbach". Die kargen Löhne sanken, die Steuern stiegen."

Der Autor Erich Thomas (Jahrgang 1932) stammt aus einer Hasborner Bergarbeiterfamilie. 1955 wurde er als Lehrer in den saarländischen Schuldienst übernommen und 1993 in den Ruhestand versetzt. Seit dem Ende der 1980er Jahre beschäftigt er sich mit der Mundart.

Die Anfänge dazu drehten sich ausschließlich um Forschung und Sammlung mundartlicher Ausdrücke, Redensarten und Liedern (Buch "Emm de Kouhwaan eremm"). Im Jahre 2003 erschien das Buch "Gèw Ahd off däi Schbròòch" (neben Texten ein Glossar mit mehr als 3000 mundartlichen Begriffen aus Hasborn-Dautweiler). Vor einigen Jahren hat er auch eine CD mit Märchen in Hasborn-Dautweiler Mundart aufgenommen. Die Vorbereitungen zu einem weiteren Buch mit "Märchen und Sagen aus Hasborn und Dautweiler" sind abgeschlossen.

Erich Thomas bezieht sich in seinem Text vornehmlich auf Schilderungen seines Großvaters, der zu dieser Zeit als 19-jähriger Bergmann auf der Grube Bildstock gearbeitet hat, wo auch Nikolaus Warken damals sein Brot verdiente. Zudem schöpft Thomas aus Erzählungen seines Vaters, der 1896 als 14-jähriger Knappe auf Grube Mellin (Sulzbach) anfuhr.

In ihrem Bosener Manifest hat sich die Arbeitsgemeinschaft für rhein- und moselfränkische Mundart zum Ziel gesetzt, die Mundarten der Region in ihrer hohen Wertigkeit und Schönheit darzustellen. Als eine der selbstverständlichen Konsequenzen hieraus soll die Regionalsprache als Möglichkeit einer anspruchsvollen literarischen Gestaltungsform präsentiert werden.

Preiswürdige Texte werden auf Vorschlag der Mitglieder der Bosener Gruppe ausgewählt und juriert. Einziges Entscheidungsmerkmal ist die literarische Qualität eines Textes.

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