Eine Hexe in der Notbücherei

St. Ingbert. Zilly ist ein Hexe. Keine echte. Die schwarzhaarige Frau gibt's nur im Märchen. Dort erlebt sie allerdings allerhand spannende Abenteuer. Beispielsweise mit einem garstigen fliegenden Teppich, der nicht so recht auf die kleine Hexe hören will, wie Mundart-Autorin Maria Lang 14 Kindern in der St. Ingberter Ausweichbücherei erzählt

 Maria Lang liest ihren jungen Zuhörern in den Notbücherei von den Abenteuern der Hexe Zilly vor. Foto: Pascal Becher

Maria Lang liest ihren jungen Zuhörern in den Notbücherei von den Abenteuern der Hexe Zilly vor. Foto: Pascal Becher

St. Ingbert. Zilly ist ein Hexe. Keine echte. Die schwarzhaarige Frau gibt's nur im Märchen. Dort erlebt sie allerdings allerhand spannende Abenteuer. Beispielsweise mit einem garstigen fliegenden Teppich, der nicht so recht auf die kleine Hexe hören will, wie Mundart-Autorin Maria Lang 14 Kindern in der St. Ingberter Ausweichbücherei erzählt. Gebannt hängen die Kleinen an den Lippen Langs, lauschen den Abenteuern Zillys und träumen sich weit weg von den kargen Räumen in der Ludwigstraße 7. Die Stadt musste die Notbücherei vor knapp zwei Monaten öffnen, nachdem Ende Juli ein Feuer im ehemaligen Pro-Markt-Gebäude wütete. Das wird derzeit zur H&M-Filiale umgebaut. Ein Funkenflug löste wohl das Feuer aus.Den Kindern ist das heute egal, und den St. Ingbertern in den vergangenen Wochen ein stückweit auch. Zumindest den Lesehungrigen. Täglich liehen bis zu 70 Leute Bücher und Zeitschriften in der Ludwigstraße aus, sagt Karin Mostashiri, Leiterin der Stadtbücherei. Es sei aber nur "ein Bruchteil" von dem, was in der alten Stadtbücherei los war, sagt die Bibliothekarin etwas wehmütig. "Mehr geht aber auch nicht." Warum? In den Räumen des zweistöckigen Gebäudes sei nur Platz für 4500 Medien. Der komplette Bestand der Stadtbücherei ist nicht gerade klein: rund 80 000 Medien hat die öffentliche Einrichtung. Davon sind gut 63 000 Bücher, über 6000 CD und Musikkassetten, fast 2500 DVDs und Videos, an die 5000 Zeitschriften, 800 CD-Rom und weiteres wie Karten oder Dias.

Beim abgespeckten Ausleihprogramm in der Notbücherei hatte die Stadt besonders die Kinder im Auge, wie St. Ingberts Oberbürgermeister Georg Jung bei der Eröffnung der Notbücherei erklärte. "Es ist wichtig, dass die lesefreudigen Kinder und Jugendlichen wieder eine Heimat haben", sagte er damals. Für die gerade bei Erwachsenen beliebten Sachbücher sei nur wenig Platz, erläutert Mostashiri. In der Tat fristen sie auf einem einzigen Bücherregal ein Nischendasein in der Ludwigsstraße.

Der komplette Buchbestand wurde bereits vom Rauch befreit, wie Baudirektor Martin Ruck vor kurzem unserer Zeitung versicherte. Dennoch verzögert sich der Umzug aus der Notunterkunft in den alten Standort in der Kaiserstraße weiter. Der Grund: Gase des Brands waren bis unter die abgedeckte Decke gezogen. Die Stadt peilt aber weiter den November als Datum für die Wiedereröffnung an, sagt Stadt-Pressesprecher Wilfried Trapp.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort